Jetzt beginnen die Wochen der Wahrheit für die Green Bay Packers. Wir bewegen uns in großen Schritten in Richtung Dezember-Football. In der Nacht zu Freitag (2.20 Uhr) und zu bester amerikanischer Zeit an Thanksgiving erwarten die Packers die Miami Dolphins im Lambeau Field. Beide Teams kommen aus souveränen Siegen, die Packers gegen die 49ers, die Dolphins hatten keine Probleme mit den New England Patriots.
Ausgangslage der Packers
6 der letzten 7 Spiele gewonnen. Die Packers sind auf dem besten Weg in Richtung Wild Card in einer engen NFC. Damit ist man auch weiterhin in Kontakt mit den Minnesota Vikings, die einen Sieg mehr aufweisen. Mit dem Spiel gegen die Dolphins beginnen die Wochen der Night-Games. Die kommenden vier Spiele finden alle zur Primetime statt und werden daher eine kleine Herausforderung für uns Fans in Deutschland.
Im Spiel gegen die 49ers konnte gerade zum Schluss schon gut rotiert werden, sodass man einige Spieler etwas schonen konnte für die kurze Woche. Dennoch sollte es vor allem für Romeo Doubs sehr eng werden. Der Wide Receiver musste das Spiel gegen die 49ers mit einer Gehirnerschütterung (Concussion) verlassen. Das strenge Protokoll der NFL lässt es kaum zu, bis Donnerstag „gecleared“ zu werden. Neben Doubs werden voraussichtlich auch Jaire Alexander (Knie) und Edgerrin Cooper (Hamstring) erneut fehlen. Auch hier wird es durch die verkürzte Woche schwierig, dass die beiden Defender fit werden. Gerade bei Alexander sollte weiterhin Vorsicht geboten sein. Seine Verletzung des hinteren Kreuzbands kann konservativ ausheilen, allerdings ist das nicht sicher. Sollte das nicht gelingen und handelt es sich wirklich um einen Riss (offizielle Bestätigung auch vonseiten der Packers gibt es nicht) kann am Ende auch eine OP notwendig sein und dann wäre es das Saisonaus für Alexander.
Saison der Dolphins
Unter dem Motto „all in“ stand und steht diese Dolphins-Saison auch immer noch. Und während bei den Packers maßgeblich Jordan Love die Offseason-Story bot, war es bei den Dolphins sein Positions-Kollege Tua Tagovailoa. Der Quarterback hat in der Offseason ebenfalls einen dicken Vertrag bekommen (4 Jahre, 212,4 Millionen). Zusammen mit dem Waffenarsenal aus De´Von Achane, Tyreek Hill und Jaylen Waddle wollte man – vermutlich ein letztes Mal – voll angreifen.
Doch dieser Angriff auf die AFC-Spitze wurde jäh unterbrochen, und zwar bereits in Woche 2. Bei einem Scramble fiel Tua Tagovailoa mit dem Kopf voraus in Bills-Safety Damar Hamlin und zog sich dabei abermals eine üble Kopfverletzung zu. Bei Dolphins-Fans wurden Erinnerungen an 2022 wach, als Tua damals ebenfalls eine schlimme Kopfverletzung erlitt und mehrere Wochen ausfiel. Mehrere Wochen sollten es auch dieses Jahr sein. Zwischenzeitlich kochten auch die Gerüchte auf, dass ein Karriereende im Raum steht. Tua nahm sich in der Folge die Zeit und holte sich Experten-Meinungen ein. Doch er schloss ein Karriereende aus und plante seine Rückkehr für Ende Oktober.
Vor Tuas Rückkehr in Woche 8 standen die Dolphins 2-4 und damit mit dem Rücken zur Wand. Doch mit ihm zurück im Lineup fand die Offense zurück in die Spur. Zwar setzte es noch zwei Niederlagen gegen die Cardinals und Bills, doch zuletzt gab es 3 Siege in Folge und damit auch wieder Hoffnung im Playoffrennen der AFC.
Stärken der Dolphins
Quick-Game-Offense um Achane, Hill und Co.
Ohne Tua Tagovailoa hatte Head Coach Mike McDaniel Schwierigkeiten, eine funktionale Offense aufs Feld zu bringen. Weder Skylar Thompson noch Tyler Huntley waren in der Lage, die Offense konstant zu bewegen. Seit Tua zurück ist, sieht das Ganze schon wieder deutlich anders aus. Tagovailoa bekommt den Ball sehr schnell raus, die Offense lebt von seinen schnellen Entscheidungen. Es ist der Wunsch von McDaniel, seine Playmaker viel mit dem Ball nach dem Catch arbeiten zu lassen. Dabei spielt auch Runningback De’Von Achane eine große Rolle. Er wird viel im Screen-Game genutzt, um so das Run-Game zu erweitern. 49 Catches hat Achane schon gesammelt, genauso viele wie Tyreek Hill. Daraus produzierte er 373 Yards und zusammen mit seinen 562 Rushing-Yards ist er mit 899 Scrimmage-Yards der Motor der Dolphins-Offense. Dazu kommen mit Hill und Waddle zwei der schnellsten Wide-Receiver in der NFL, die einen auf allen Ebenen des Feldes bearbeiten und schlagen können.
Tiefe Pass-Verteidigung
Die Defense der Dolphins gehört nirgendwo so richtig zur Spitze der NFL, aber grundsolide beschreibt es sicherlich ganz gut. In einem Bereich stehen die Dolphins aber dennoch recht weit oben und das ist die tiefe Pass-Verteidigung. Erst 2 Plays über 40 Yards haben Ramsey und Co. hier zugelassen. Der neue Defensive Coordinator Anthony Weaver schafft es sehr gut, das Spiel beziehungsweise den Ball vor seinen Safetys zu halten. Im Schnitt liessen die Dolphins nur knapp 200 Yards Passing zu und kassierten bisher lediglich 11 Receiving Touchdowns.
Schwächen der Dolphins
Tua unter Druck
Die Offense der Dolphins baut wie bereits beschrieben darauf auf, dass Tua den Ball schnell an seine Playmaker verteilt. Im Schnitt nach 2,3 Sekunden ist der Ball raus und Tagovailoa belegt damit Platz 1 in der NFL unter allen QBs mit mindestens 100 Dropbacks. Dadurch ist es auch schwierig, Druck zu generieren. Tagovailoa ist diese Saison zwar deutlich besser darin, Druck zu managen, es ist aber dennoch sein anfälligster Part. Die Packers wären daher gut beraten, die schnellen Anspieloptionen weg zu nehmen und den Dolphins-QB zu zwingen, den Ball länger halten zu müssen.
Tackling der Run-Defense
Die Packers und Josh Jacobs kommen frisch aus einem Spiel, indem sie den Gegner physisch dominiert haben. Und mit den Dolphins wartet nun das nächste Team, das gerne mal Schwächen im Tackling aufweist. Bei PFF rangieren die Dolphins auf Platz 30. Dürfen wir also die nächste Josh-Jacobs-Masterclass erwarten?
Embed from Getty ImagesKey Matchups
Packers DBs vs. Waddle & Hill
Ohne Jaire Alexander wird es sicherlich keine leichte Aufgabe für die Packers-Pass-Verteidiger. Die Dynamik von beiden können die Packers kaum matchen. Daher wird es spannend zu sehen sein, wie Hafley das ganze vom Scheme her angehen möchte. Sicherlich wird auch viel Verantwortung auf den Safetys um Xavier McKinney liegen.
O-Line der Packers vs. Front-Seven der Dolphins
Im vergangenen Spiel gegen die 49ers hatte die O-Line der Packers einen der besten Auftritte der gesamten Saison, gerade im Run-Blocking. Ein solche Leistung dürfen die 5 da vorne auch gerne wiederholen, zumal man von Woche zu Woche den Eindruck gewinnt, dass die O-Line sich weiter stabilisiert. Die Lücken, die sich dadurch auftun, konnte Jacobs gerade in den vergangenen Wochen sehr gut nutzen. Aber auch im Pass Blocking ist die Line absolut top, PFF rankt sie weiterhin auf 1. Wenn sie Love die nötige Zeit verschaffen und er keine Bälle erzwingen will, bieten sich auch im Passspiel immer wieder Optionen.
Prognose
Kurze Woche, Primetime, Thanksgiving. Vergangenes Jahr war Thanksgiving der Breakout von Jordan Love, als er die Lions sezierte. Das darf er gerne gegen die Dolphins wiederholen. Alles spricht eigentlich für einen Shootout und dann kommt es meistens darauf an, wer sich vielleicht den einen Fehler zu viel leistet. Der fehlerfreie Auftritt der Packers gegen die Niners dürfte Rückenwind geben und gerade Josh Jacobs hat ein absolut heißes Händchen. Wenn es den Packers gelingt, zwei der drei Top-Playmaker der Dolphins zumindest zu limitieren, ist alles angerichtet für einen schönen Sieger-Truthahn-Braten.
Tipp: 34:30 Packers