Ein Charaktertest in der Wüste
Es war kein glatter Pflichtsieg in der Wüste von Arizona – es war ein Charaktertest. Gegen Backup-Quarterback Jacoby Brissett taten sich die Packers lange schwer, mussten Rückschläge einstecken und fanden doch einen Weg, das Spiel in der entscheidenden Phase zu drehen. Ein später Touchdown von Josh Jacobs und eine aufwachende Defense machten aus einem wackligen Start einen Sieg, der mehr wert ist als nur ein weiterer Eintrag in der Bilanz. 27:23 hieß es am Ende
Auf einen Blick
- Micah Parsons dreht auf: 3 Sacks, 10 Pressures, ein Statement-Game
- Lucas Havrisik schreibt Geschichte – 61 Yards, Franchise-Rekord!
- Jacoby Brissett zeigt, warum man ihn nie unterschätzen sollte
- Matt LaFleurs Play-Calling: mutig, aber nicht immer sauber umgesetzt
- Packers Mentalität: Wege finden, Spiele gewinnen – genau das zählt
Die Ausfälle beider Teams
Die Packers mussten in diesem Spiel auf gleich zwei wichtige Defender verzichten: Lukas van Ness und Devonte Wyatt waren beide nicht im Lineup zu finden. Dazu konnte man auch noch nicht auf Christian Watson setzen. Hier wurde vorab zwar spekuliert, dass er nach seiner schweren Verletzung in der Vorsaison wieder mit an Bord sein könnte, dazu kam es aber nicht.
Diese Liste vervollständigten dann noch Kicker Brandon McManus, Donovan Jennings (Guard), Anthony Belton (Tackle) und Ben Sims (Tight End).
Aber auch die Cardinals traten nicht in Bestbesetzung an. Der prominenteste Ausfall war auf der Quartback-Position zu verzeichnen. Statt Kyler Murray sollte Jacoby Brissett die Cardinals Offense konzertieren.
Mit den weiteren Ausfällen, namentlich Elijah Jones (Cornerback), Emari Demercado (Runningback), Kitan Crawford (Safety), Demontrey Jacobs (O-Line) und Josh Fryar (O-Line), war auch das Team von Arizona also merklich geschwächt.
Brissett setzt früh Akzente
Gleich zu Beginn rückte Arizonas Backup-Quarterback Jacoby Brissett in den Fokus. Nach Green Bays Kick-off führte er den ersten Cardinals-Drive ruhig und zielstrebig über das Feld, während die Packers-Defense zunächst keinen Zugriff fand. Immer wieder erzielte Zonovan „Bam“ Knight am Boden wichtige Yards, und auch das Kurz- bis Mittelpassspiel über Trey McBride und Michael Wilson funktionierte.
Erst in der Red Zone setzte Green Bays Pass Rush ein erstes Ausrufezeichen: Micah Parsons stoppte Knight im Backfield und sackte Brissett kurz darauf – der Touchdown war vom Tisch. Chad Ryland verwandelte aus 32 Yards zur 3:0-Führung für die Hausherren.
LaFleurs Mut – mit gemischtem Erfolg
Jetzt durfte Green Bays Offense das erste Mal aufs Feld – und auch Jordan Love begann mit einem kontrollierten, methodischen Drive. Matt LaFleur ließ früh erkennen, dass er mutig auftreten wollte: Bei 4th & 2 an der eigenen 49-Yard-Linie entschied er sich zum Ausspielen – erfolgreich. Love fand Matthew Golden für acht Yards und ein neues First Down.
Nur drei Spielzüge später, diesmal bei 4th & 5, setzte LaFleur erneut auf Aggressivität. Doch der tiefe Pass in Richtung Romeo Doubs in der Endzone blieb unvollendet – Turnover on Downs.
Ein zäher zweiter Abschnitt
Damit ging es ins zweite Viertel – doch diesmal konnte Arizona offensiv kaum Akzente setzen. Ein Pass auf Marvin Harrison Jr. wurde zunächst als Fumble mit Recovery durch Xavier McKinney gewertet, doch die Booth Review nahm den Call zurück und entschied auf Incomplete Pass. Die Cardinals mussten schließlich punten – Jordan Love bekam das nächste Wort.
Diesmal lief es runder: In neun Plays arbeiteten sich die Packers 67 Yards nach vorn. Zwei Incompletions bremsten den Drive zwar in der Red Zone, doch Backup-Kicker Lucas Havrisik, der schon in der Vorwoche überzeugte, verwandelte sicher aus 31 Yards zum 3:3-Ausgleich.
Cardinals übernehmen – kurzzeitg
Doch das war es zunächst mit den positiven Momenten. Jacoby Brissett führte Arizona im nächsten Drive zügig übers Feld, ehe Chad Ryland mit einem 46-Yard-Field-Goal auf 6:3 stellte. Danach setzte die Cardinals-Defense ein Zeichen und zwang Green Bay zu einem Three-and-Out.
Mit noch gut drei Minuten auf der Uhr übernahmen die Gäste erneut – und diesmal ging es schnell. Zonovan Knight und Trey McBride sorgten mit starken Yards-After-Catch für stetigen Raumgewinn, bevor McBride selbst den Drive vollendete: Touchdown Cardinals, 3:13 aus Packers-Sicht.
Ein Rekord kurz vor der Pause
Mancher Fan dürfte bei nur noch sieben Sekunden auf der Uhr bereits auf dem Weg zum Kühlschrank gewesen sein. Doch Matt LaFleur hatte die Halbzeit noch nicht abgeschrieben. Jordan Love fand Romeo Doubs über 22 Yards bis an Arizonas 43-Yard-Linie – also ein Versuch aus 61 Yards Distanz.
Der bisherige Franchise-Rekord? 58 Yards, aufgestellt von Mason Crosby (2011). Jetzt also 61 Yards – durch den Backup! Lucas Havrisik zeigte keinerlei Nerven und nagelte das Ding durch die Mitte. Neuer Franchise-Record – nach 14 Jahren.
Mit diesem Momentum-Schub ging es in die Kabine. Und weil die Packers nach der Pause den Ball bekamen, war die Ausgangslage plötzlich wieder offen – ein perfektes Beispiel, wie man ein schwieriges Spiel zur eigenen Story drehen kann.
Nach der Pause: Defense übernimmt Verantwortung
Zu Beginn der zweiten Halbzeit sah es zunächst nicht danach aus, als könnten die Packers an das gute Ende vor der Pause anknüpfen. Arizonas Defense machte sofort wieder Druck und zwang Green Bay zu einem schnellen Three-and-Out.
Doch diesmal setzte die Defense der Packers das Ausrufezeichen: Nur ein First Down später brach die O-Line der Cardinals zusammen – Rashan Gary kam frei durch, schlug Brissett den Ball aus den Händen, und Evan Williams sicherte die Fumble-Recovery.
Der Turnover kam genau zur richtigen Zeit. Aus der günstigen Field Position machten die Packers kurzen Prozess: Zwei Pässe auf Romeo Doubs über zusammen 26 Yards, ein kurzer Gain von Matthew Golden, und schließlich Josh Jacobs mit einem 7-Yard-Touchdown-Run – der verdiente 13:13-Ausgleich.
Ein packendes Schlussviertel
Ab hier entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem sich beide Offenses nichts schenkten. Die nächsten drei Drives endeten allesamt mit Punkten: Erst erhöhte Trey McBride per Touchdown auf 13:20, ehe Tucker Kraft mit seinem Score wieder ausglich. Danach folgte ein langer Cardinals-Drive über 5:54 Minuten, der mit einem Field Goal zur 20:23-Führung endete.
Kurz vor der Crunchtime meldeten sich beide Defenses eindrucksvoll zurück. Arizona erzwang zunächst ein weiteres Three-and-Out, bevor Green Bay seinerseits nur 9 Yards in drei Versuchen zuließ. Doch Offensive Coordinator Drew Petzing ging volles Risiko – der ausgespielte 4th Down scheiterte. Turnover on Downs an der Arizona 48-Yard-Linie.
Genau solche Momente zeigen, ob ein Team bereit ist, oben mitzuspielen. Und Green Bay enttäuschte diesmal nicht: In einem kontrollierten Vier-Minuten-Drive hielten sie den Ball, übersprangen die Two-Minute-Warning – und setzten den entscheidenden Finishing Move. Josh Jacobs, zum zweiten Mal an diesem Abend, lief in die Endzone zur 27:23-Führung bei noch 1:44 Minuten auf der Uhr.
Das reichte Arizona nicht mehr für ein Comeback. Die Packers-Defense machte den Sack zu, und Jordan Love konnte den Sieg abknien.
Takeaways: Eine lange offene Partie mit vielen Facetten
Dieses Spiel offenbart, wie vielschichtig die Packers aktuell sind. Es fühlt sich nicht gut an, gegen einen Backup-Quarterback so lange Drives und insgesamt 23 Punkte zuzulassen – vor allem nicht für eine Defense, die eigentlich höhere Ansprüche an sich selbst stellt.
Der Blick auf das Stat-Sheet zeigt jedoch ein anderes Bild: 6 Sacks (davon 3 von Micah Parsons), 1 Turnover und 33 Pressures – Werte auf Elite-Niveau. Mit einer durchschnittlichen Time to Throw von 2,91 Sekunden musste Brissett den Ball schnell loswerden. Dass er dabei dennoch regelmäßig Erfolg hatte, lag weniger an schwacher Defense als an einem gut vorbereiteten Gameplan der Cardinals.
Mehr Sorgen macht ein altbekanntes Thema: 10 Strafen für 94 Yards sind schlicht zu viel. Diese Undiszipliniertheiten kosten in engen Spielen wertvolle Punkte und Feldpositionen. Hier muss dringend Konstanz her.
Am Ende überwiegt aber das Positive: Auch wenn das Spiel über weite Strecken nicht so klar und dominant verlief, wie man es sich gewünscht hätte, fand Green Bay einen Weg, den Sieg einzufahren. Genau das unterscheidet gute von großen Teams. In den kommenden Wochen gilt es nun zu zeigen, dass der Anspruch dieser Saison kein anderer sein kann als der: Einzug in die Playoffs – und darüber hinaus.
Spieler des Spiels
Offense: Josh Jacobs
Defense: Micah Parsons
