Das war ein wichtiger Schritt in Richtung Playoffs und das ganz ohne Drama. Die Green Bay Packers gewinnen 38:10 gegen die San Francisco 49ers und bleiben damit weiter klar auf Kurs Wild Card. Vom ersten Viertel an dominierten die Packers die Gäste aus Kalifornien, die ohne ihren Starting Quarterback Brock Purdy, Pass Rusher Nick Bosa und Left Tackle Trent Williams wenig zu melden hatten im Lambeau Field. Damit haben die Packers nun 6 der letzten 7 Spiele gewonnen.
Embed from Getty ImagesDie Packers vor dem Spiel
Nach dem dramatischen Sieg gegen die Bears lag der Fokus ein wenig auf Jaire Alexander. Der Cornerback spielte nur 10 Snaps gegen die Bears und verkündete Mitte der Woche, dass er einen Riss des hinteren Kreuzbands hat und damit wohl längere Zeit noch fehlen wird. Das bittere daran ist, dass die Verletzung schon vor einigen Wochen auftrat und das Management mit dieser wohl nicht so gelaufen ist, wie vorgestellt. Zudem fehlte Linebacker Edgerrin Cooper verletzt. Auf der offensiven Seite des Balls hatten die Packers keine Ausfälle zu beklagen, sodass Matt LaFleur auf dieser Seite des Balles aus dem Vollen schöpfen durfte.
Auf einen Blick
- Josh Jacobs erster Packers-RB seit 1999 mit 100+ Rush Yards und 3 TDs
- 49ers hatten offenbar die falschen Schuhe fürs Lambeau Field eingepackt
- Erstes Spiel von Jordan Love in diesem Jahr ohne INT – gutes Game Management von ihm
- Hafley und die Defense schmeißen die Turnover-Maschine wieder an
Opening Drive of the Season
7:30 von der Uhr genommen und am Ende stehen 7 Punkte. So wird sich Matt LaFleur den Opening Drive vorgestellt haben und er wurde nicht enttäuscht. Maßgeblich von Josh Jacobs und Jayden Reed getragen, kamen die Packers schnell Richtung Redzone. Dort setzte es zwar eine Holding Strafe gegen Elgton Jenkins, doch am Ausgang änderte das nichts. Bei einem schönen Option-Spielzug fand Love seinen Tight End Tucker Kraft, der sich die verbleibenden 11 Yards in die Endzone durchtankte.
Den ersten Drive der 49ers, die von Brandon Allen in Abwesenheit von Brock Purdy aufs Feld geführt wurden, stoppte die Packers Defense schnell. Nach einem 3 and Out war für die Gäste schon wieder Schluss, weil Quay Walker bei 3rd Down Druck auf Allen generierte.
Die zweite Possession der Packers machte da weiter, wo die erste aufhörte. Die 49ers fanden keinen Zugriff und sowohl Jacobs als auch Emanuel Wilson nutzten immer wieder große Lücken im Run Game. Doch auf der 34-Yard-Line der 49ers kam der Drive zum Erliegen. Das 51-Yard-Fieldgoal verwandelte Brandon McManus sicher zum 10:0. Mit diesem Ergebnis endete auch das erste Viertel, in dem die Packers über 12 Minuten Ballbesitz hatten. Zudem beendeten die Packers das erste Viertel mit 87(!) Rushing Yards.
Konzentriert auch im 2. Viertel
Die Defense blieb ebenfalls konzentriert und schickte San Francisco direkt wieder vom Feld. Quay Walker hatte dabei sogar die Chance, bei 2nd & 15 den Ball abzufangen, konnte ihn aber nicht festhalten. Nach dem Punt der Niners starteten die Packers an der eigenen 29. Und von da übernahmen dann Jordan Love und Romeo Doubs. Zweimal funktionierte diese Kombination bei 3rd Down und bewegte so den Ball in die Hälfte der Niners. Und was zweimal zum Erfolg führte, sollte auch noch ein drittes Mal in diesem Drive erfolgreich sein. 54 Yards verbuchte Doubs, alle bei 3rd Down. Und was Doubs hart aber auch sicher erarbeitete, durfte Jacobs mit einem 1-Yard-TD-Run veredeln. McManus setzte den PAT zwischen die Stangen und das 17:0 roch schon so ein wenig nach sehr früher Vorentscheidung.
Die 49ers taten den Packers allerdings nicht den Gefallen und kämpften sich ins Spiel. Immer wieder war es vor allem George Kittle, der die Soft Spots in der Packers Zone-Defense fand. Mit etwas über einer Minute auf der Uhr und innerhalb der 5-Yard-Linie fand Allen dann abermals Kittle offen in der Endzone. Die Gäste verkürzten auf 7:17 und hatten im Hinterkopf, dass sie zu Beginn der zweiten Halbzeit den Ball bekommen.
Mit einem Drop in die Kabine
Mit der knappen Minute auf der Uhr konnten die Packers leider nichts mehr anfangen. Zwar brachten zwei gute Jacobs-Runs die Packers auf Höhe der Mittellinie, doch das war es leider. Dazu gehörte abermals auch wieder ein Drop, diesmal von Christian Watson. Der ließ einen tiefen Ball von Love fallen, der sonst wohl zum Touchdown geführt hätte. Warum allerdings Love auch bei 2nd und 3rd Down auf Risiko und tief ging, bleibt wohl sein Geheimnis. Die Packers waren daher zum Punt gezwungen. Die 49ers übernahmen zwar nochmal, knieten mit wenigen Sekunden auf der Uhr aber nur noch ab.
Hat da jemand eine McKinney-INT bestellt?
Mit dem Drive vor der Pause schienen die Niners ein wenig ihren Rhythmus gefunden zu haben. Sie bewegten den Ball auch zu Beginn der zweiten Halbzeit gut, doch knapp hinter der Mittellinie schnappte die Packers-Defense zu. Erst verpasste Javon Bullard nur knapp eine INT, doch bei 4th Down war McKinney zu Stelle, der den Pass auf McCaffrey perfekt verteidigte – Turnover on Downs. Diesen Momentum Swing nutzten die Packers allerdings nicht. Ein schnelles 3 and Out stand nicht auf dem Wunschzettel der Packers-Fans in Lambeau Field.
Auf eine Sache war diese Saison aber nahezu immer Verlass: Irgendwann schlägt die Turnover-Maschine der Packers-Defense zu. Und so auch diesmal und „guess who?“ Natürlich Xavier McKinney. Der Safety stand perfekt hinter Deebo Samuel, der den Ball durch die Finger gleiten ließ, und fing die Kugel ab. Sein Return ging bis knapp an die 20 und die Packers übernahmen daher mit „instant Redzone Opportunity“. Bei 3rd & 1 ging Love in Richtung Doubs. 87 bekam zwar die Hände an den Ball, hatte den 49ers Defender aber auch schon vorher an sich kleben – Pass Interference. Leider schlug Doubs hart mit dem Hinterkopf auf und musste erstmal das Feld verlassen. Seine Teamkollegen machten aber das Beste aus der Situation. Aus einem Yard schlug Josh Jacobs zum zweiten Mal an diesem Tag zu und nach dem PAT stand es 24:7 für die Männer aus Wisconsin. Ein wichtiger Score zu einem wichtigen Zeitpunkt, um die 49ers nicht nochmal Morgenluft schnuppern zu lassen.
Tausche 3 and Out gegen 3 and Out
Mit dem Rücken zur Wand gingen die 49ers zurück zu Bewährtem. Allen fütterte Jauan Jennings und George Kittle. Auf der 30 der Packers war damit aber Schluss, stoppte die Packers-Defense die Offense der Niners. Das 47-Yard-Field-Goal von Jake Moody fand sein Ziel und auf der Anzeige stand es 24:10 für die Hausherren.
Ohne Jacobs (Krämpfe) und Romeo Doubs (Gehirnerschütterung) ging es in die nächste offensive Possession. Die war allerdings auch schnell wieder beendet. Eine Strafe gegen Chris Brooks (Beinstellen) setzte den Blinker in die falsche Richtung und die Packers punteten nach einem 3 and Out. Die 49ers dachten sich aber „was ihr könnt, können wir auch“ und gaben den Ball ebenfalls nach 3 Plays wieder ab. Reed sicherte den Punt und von der eigenen 37 ging es für die Offense der Packers wieder los.
Josh Jacobs war zurück und auch direkt wieder involviert. Doch am nächsten 3 and Out änderte auch er nichts. Vielmehr konnte Love so gerade eben noch einen Strip Sack verhindern. Er hatte die Kontrolle über den Ball schon verloren, doch konnte ihn wieder sichern und verhinderte so die gute Feldposition für die 49ers. Punter Daniel Whelan hatte zu diesem Zeitpunkt gut zu tun, lieferte wie gewohnt aber ab und platzierte den Punt auf der 10-Yard-Linie der 49ers.
Erst Fumble-Recovery, dann Jacobs zum Dritten
Und dort war dann wieder mal die Turnover-Maschine zur Stelle. Lukas van Ness schlug mit seinem Helm den Ball frei und die Packers sicherten sich in Person von Kenny Clark den Fumble und hatten abermals eine „instant Redzone Opportunity“.
Love fand bei 1st Down Kraft, der den Ball bis an die 2-Yard-Line brachte. Von da brauchte Jacobs zwei Anläufe, durfte sich dann aber über seinen persönlichen Hattrick freuen und machte eine Schleife um seine famose Leistung. Sein drittes NFL-Spiel mit 3 oder mehr Touchdows, sein erstes im Packers-Jersey. Mit 11 Minuten auf der Uhr und einer 31:10-Führung im Rücken war das der „Dagger“.
Um daran wirklich keinen Zweifel mehr aufkommen zu lassen, machte die Defense auch ihren Hattrick komplett. Keisean Nixon schlug nach einem langen McCaffrey-Run den Ball frei, Brooks sicherte den Fumble – Packers Ball. Und die Offense hatte noch nicht genug. Zwar waren mittlerweile schon einige Backups drauf, aber das hinderte nicht daran, noch mal 7 Punkte nachzulegen. Das Run Game um Brooks und Wilson brachte die Packers in die Redzone. Dort war es Loves Fade auf die linke Seite der Endzone, der perfekt platziert war und von Malik Heath gefangen wurde. McManus zeigte sich weiter sicher in den Kicks und stellte auf 38:10. Die letzten Minuten trudelte das Spiel aus, beide Mannschaften tauschten Turnover on downs aus, aber dies war nicht mehr relevant.
Was bleibt?
So richtig in Gefahr war dieser Sieg nie. Es war von Anfang an eine geschlossene Mannschaftsleistung in allen Teilbereichen. Jordan Love musste über weite Strecken das Spiel „nur“ managen, während vor allem Josh Jacobs und das gesamte Run Game das Spiel dominierte. An dieser Stelle muss man auch mal ein großes Lob an die Offensive Line der Packers aussprechen. Ja, die D-Line der 49ers war ersatzgeschwächt, aber dennoch dominierten Walker, Jenkins, Myers, Rhyan und Tom die Line of Scrimmage nach Belieben und rissen große Löcher für Jacobs und Co.
Nach einem schwierigen Spiel gegen die Bears hatte auch die Defense wieder ihre Big Plays. Es war sicherlich eines der besten Spiele des Pass Rushs und auch dahinter zeigten sich die Linebacker deutlich verbessert im Tackling. Zwei der drei Turnover brachten die Packers direkt in die Redzone und sorgten somit für ein kurzes Feld, welches die Offense auch zu nutzen wusste.
Aus meiner Sicht hat es mal genau so ein Spiel gebraucht. Ohne eigene schmerzhafte Fehler und ohne große Dramen. Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit und da ist ein solcher Sieg in einem engen NFC-Wild-Card-Rennen Gold wert. Tom Brady sagte im Fox-Kommentar: „November-Football is about toughness, December-Football is about more toughness.“ Und genau diese „toughness“ brauchen die Packers nun in den kommenden Wochen beziehungsweise schon am Donnerstag an Thanksgiving. Dann kommen die Miami Dolphins ins Lambeau, die ihrerseits in den vergangenen Wochen wieder ihren „Groove“ gefunden haben.
MVP des Spiel: Josh Jacobs (26 Carries, 106 Yards, 3 TDs)