Spielerprofil: Barryn Sorrell – Defensive End, Pick 124 Draft 2025

Für einen kurzen Moment herrschte leichte Verwirrung vor dem Lambeau Field, als um den 124. Pick des Draftes zu verkünden, plötzlich, wie an Tag eins, Commissioner Roger Godell auf die Bühne trat. Zur großen Verwunderung des Publikums in Green Bay und am Bildschirm erklärte er, dass der Spieler vor Ort anwesend sei. Entsprechend der Tradition verkündete deshalb der Commissioner den Pick… und mit dem 124. Pick im 2025er Draft nehmen die Green Bay Packers, Defensive End Barryn Sorrell, University of Texas!

Was für ein Moment für den Spieler. Mit seiner Entscheidung persönlich beim Draft erscheinen, seiner sympathischen Art und einer emotionalen Pressekonferenz schlossen ihn die Packer Fans sofort ins Herz. Aber wer ist dieser Spieler, der auf eigene Faust an den Draft gereist ist? Der trotz der Enttäuschung nicht am zweiten Tag gedraftet worden zu sein, auch am dritten Tag im Green Room auftauchte? Kurz zusammengefasst: Ein Wahnsinnsathlet und ein richtiger toller Kerl!

Eckdaten

  • Geburtstag: 22. Dezember 2002
  • Geburtsort: New Orleans
  • Größe: 1.91 m
  • Gewicht: 116 Kg
  • RAS Score: 9.31

College Karriere

Recruiting

Barryn Sorrell war ein drei Sterne Rekrut aus der Holy Cross High School in New Orleans. Er hatte Angebote von zahlreichen Universitäten. Bei der Auswahl eines Colleges legte er nicht nur Wert auf das sportliche Programm, sondern auch auf die universitäre Ausbildung. Nachdem er sich ursprünglich für Northwestern entschieden hatte, wechselte er seine Meinung und verpflichtete sich bei der University of Texas und spielte entsprechend in einer der besten College Ligen, der SEC.

Leistungen am College

Sorrell zeigte eine beeindruckend konstante Leistung am College. War er als Freshman – also seinem ersten Jahr am College – noch kein Starter, so änderte sich dies ab seinem zweiten Jahr. Während drei Jahren behielt er diesen starting Job und in seinen beiden letzten Jahren fehlte er für kein einziges Spiel aufgrund von Verletzung oder Krankheit. Besonders beeindruckend ist es dabei, dass sich fast alles seine statistischen Werte von Jahr zu Jahr verbesserten:

SeasonGames PlayedTotal TacklesTackles for LossSacksQuarterback Pressures
2021671.00.0N/A
202213449.05.57
202314374.54.0N/A
2024164411.06.049
Career4913225.515.5N/A

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einem Blick auf die PFF-Beurteilungen:

SeasonPFF Grade
202154.9
202264.6
202372
202475.6

Genau das will man grundsätzlich von einem Draftpick sehen: Konstante Leistung und Entwicklung.

Sorrell war auch neben dem Platz engagiert. So war er Mitglied im Student-Athlete Advisory Committee der Universität Texas und wurde zum Team Captain gewählt. Liest man Interviews mit Coaches und Mitspielern wird man kein schlechtes Wort über ihn hören. Sein Charakter und seine Führungsqualitäten wurden von allen geschätzt. Beispiel gefällig? Im pre-draft Prozess führten die Packers Interviews mit allen elf Spielern der Texas Longhorns, die sich im Draft stellten. Alle wurden gefragt, welchen Mitspieler sie gerne in die NFL mitnehmen würden und alle (außer Barryn) antworteten „Barryn Sorrell“. Bessere Werbung für den Charakter eines Spielers gibt es nicht!

Stärken

1. Athletik

Zuerst einmal erfüllt Barryn Sorrell so ziemlich alle „typischen“ Packers Traits. Er hat einen RAS-Score von 9.31. Er war Teamkapitän. Er war am Senior Ball. Und nicht nur das, er wurde am Senior Ball zum American Top Defensive Lineman gewählt. Eine Auszeichnung umso wertvoller, wenn man weiß, dass die Wahl von den Offensive Lineman, die gegen ihn antreten mussten, getroffen wird!

Man muss auch seinen RAS-Score kurz ins Verhältnis setzen. Nimmt man nur seine Werte für Größe, Gewicht, den 40-Yard Dash und den Three Cone Drill, so gab es seit der Jahrtausendwende, nur sechs (!) Edge Defender die den gleichen oder besseren RAS-Score aufweisen. Davon wurden vier in der ersten Runde gedraftet:

  • Travon Walker, gedraftet von den Jacksonville Jaguars 2022 an erster Stelle;
  • Lukas Van Ness, gedraftet von den Green Bay Packers 2023 an dreizehnter Stelle;
  • Montez Sweat, gedraftet von den Washington Redskins (heute Commanders) 2019 an 26. Stelle;
  • Odafe Oweh, gedraftet von den Baltimore Ravens 2021 an 31. Stelle.

Die beiden, die wie Sorrell in den mittleren Runden gedraftet wurden, sind ebenfalls keine Unbekannten:

  • Danielle Hunter, gedraftet von den Minnesota Vikings, 2015 in der dritten Runde an 88. Stelle;
  • Trey Hendrikson, gedraftet von den New Orleans Saints 2017 in der dritten Runde, an 103. Stelle.

Keine schlechte Gesellschaft!

Doch was zeichnet ihn in seinem Spiel aus?

2. Laufverteidigung

Er spielt extrem diszipliniert in der Laufverteidigung. Er kann die „Edge“ setzen und überschießt nur ganz selten, damit zwingt er den Ballträger zurück in die Mitte.

3. Passverteidigung

In der Passverteidigung ist es vor allem die Technik, die ihn weiterbringt. Dies ist an und für sich positiv. Denn die physischen Voraussetzungen um einen Offensive Lineman über den Haufen zu rennen, bringt er mit. Vor allem in seinem letzten Jahr am College hat er hier Fortschritte gemacht.

4. Football IQ

Dies ist eine Fähigkeit die nicht zwingend auf Tape zu erkennen ist. Aber von allen seinen Coaches wird ihm bescheinigt, dass er einen hohen Football IQ hat. Auf ihn sei Verlass bei den Zuweisungen, aber wenn ein Spielzug einmal schief geht, bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er trotzdem am richtigen Ort sei.

All dies wird begleitet und verstärkt von einer beeindruckenden Persönlichkeit. Einer Arbeitsmoral die ihres Gleichen sucht und den bereits oben erwähnten Führungsqualitäten.

Schwächen

Schwächen sind bei Barryn Sorrell bedeutend schwerer auszumachen. Als erstes muss man seine relativ kurzen Arme erwähnen. Leider lasst sich dies auch mit dem besten Willen und Arbeitseinstellung nicht ändern und leider ist gerade für Defensive Ends die Reichweite durchaus wichtig.

Was man auf seinem Tape ausserdem selten sieht, sind explosive Plays. Zwischendurch zeigt Barryn Sorrell was möglich wäre, aber meistens dauert es zu lange, wenn er am ersten Offensive Lineman vorbei ist. Hier müsste er die letzte Lücke zum Ballträger oder Quarterback schneller schließen. Wahrend seine Kraft beeindruckend ist, muss er an seiner Explosivität noch arbeiten. Damit in Verbindung stehen dürfte auch, dass er sich regelmäßig schwer tut mit double Teams. Hier reicht die Kraft alleine nicht mehr aus und mehr Explosivität würde es ihm erleichtern entweder um zwei Spieler rumzukommen oder zwischen ihnen durch zu „krachen“.

Erwartungen

Bei so viel Lob, stellt sich die Frage, warum wurde Barryn Sorrel nicht früher gepickt? Auf dem Consensus Draftboard war er im Laufe der Zeit zwischen Pick 127 und 143 anzutreffen. Nun um Justis Mosqueda zu zitieren „for some scouts no red flags, is a red flag“. Dies wurde so auch von seinem Defensive Coordinater am College, Pete Kwiatkowski bestätigt. In einem Interview mit Bill Huber von Sports Illustrated meinte dieser: „There are no red flags with Barryn“.

Wir dürfen uns also auf einen Spieler freuen, der aller Wahrscheinlichkeit nach an 124. Stelle nicht mehr hätte verfügbar sein sollen. Er bringt Athletik und Technik mit und wohl noch viel wichtiger, hatte schon am College die Einstellung eines Profis. Wie seine bisherige Karriere gezeigt hat, entwickelte er sich ständig weiter und arbeitet konsequent an seinen Schwächen. So verbesserte er sich Jahr um Jahr. Meine ganz persönliche Erwartung ist, dass er diesen Weg weitergeht. Wenn er, wie am College bescheiden bleibt und unentwegt an sich arbeitet, dürfte er in zwei bis drei Jahren ein Name sein, den jeder NFL-Fan kennt und die Scouts und Coaches der anderen 31 Franchises dürften sich in den Hintern beißen, dass sie ihn so weit haben fallen lassen.

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