Spielerprofil: Collin Oliver – Edge Rusher, Pick 159 Draft 2025

Es war etwas ganz besonderes als Jo für unseren Verein die erste Draftpick-Verkündung aus Deutschland durchführen durfte. Dementsprechend dürfte für viele, vor allem diejenigen, die beim Packers Event am Drafttag in Frankfurt live dabei waren, der Pick noch lange in Erinnerung bleiben.

Wie wir es von den Packers gewöhnt sind, gingen diese wieder mindestens doppelt auf eine Position. Diesmal back to back auf Edge Rusher. Dabei war Oliver nicht besonders im Fokus der großen Analysten. PFF, und Daniel Jeremiah hatten ihn auf ihrem BigBoard nicht dabei. Dane Brugler (TheAthletic, Herausgeber „TheBeast“) hatte ihn ebenfalls nicht in seiner Top100 dabei. Dafür war er bei ihm unter den Linebackern auf Platz 18 mit einem Grade von Runde 5 bis 6. ESPN hatte ihn an Position 244. CBS war mit einem Overall Rank von 172 noch am nächsten dran.

Milt Hendrickson (Packers Director of Football Operations) meinte in der Liveschalte nach dem Draft, dass Ihnen das Paket aus Athletik (Explosivität, Speed) in Kombination mit der Variabilität sehr gefallen hat. Sein natürliches Skillset sei besonders und hervorstechend. Stand heute würde er seine Rolle als Situational Pass Rusher beschreiben. Es hängt allerdings auch stark davon, wie Jeff Hafley (Defensive Coordinator) ihn einschätzt und in welche „Truppe er ihn stecken will“. Zudem würde er einen enormen Wert für das Special Teams mitbringen. Hier der Link zur Liveschalte: https://twitter.com/packers/status/1916208993736839444

Eckdaten

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Alter: 23.09.2002
Geburtsort: Oklahoma City, Oklahoma
Größe: 1,88 m
Gewicht: 109 kg

Zeit vor dem College

Collin Oliver ist in Oklahoma geboren und aufgewachsen. Seine Eltern waren bereits Sportler am College (Vater = Football, Mutter = Basketball). In der Highschool war er dann ein hoch angesehener Sportler, der unter anderem als Leichtathlet auf sich aufmerksam machte. Er war hochbewerter Sprinter und wurde dritter bei den „State“ Meisterschaften im Hochsprung. Als Footballer war er sowohl als Tight End als auch Defensive Line Spieler aktiv.

Er bekam dann als „three-star recruit“ unter anderem Angebote von Colorado, Iowa State und Nebraska. Nach seiner ersten Saison erweiterten sich die Angebote um Top Universitäten wie Georgia, Ole Miss und Tennessee. Er blieb aber bei dem College, die ihm damals als erstes ein Stipendium (2019) angeboten haben, Oklahoma State. Somit konnte er in der Nähe von zuhause bleiben. Oliver spielte letztlich vier Saisons für sie am College.

Leistungen am College

In seinen ersten drei Saisons konnte er jeweils überzeugen und wurde in das „Second Team All-Big12“ berufen. 2021 konnte er in seiner Freshman Saison mit 11,5 Sacks die meisten seiner Conference erzielen (siebtmeiste Collegeweit) und richtig aufhorchen lassen. Oklahoma State bezeichnet seine Saison als einer der bedeutendsten Rookie Saisons in ihrer College Geschichte. 2022 hat er das Team zwar in Sacks (5) angeführt, war aber nicht mehr so produktiv wie 2021.

2023 ist er von der Defensive Line auf Linebacker gewechselt. Er führte abermals das Team in Sacks (6) an (übrigens auch die meisten Sacks eines Linebacker in der Big12). Außerdem hatte er die meisten Forced Fumbles im Team (4; Collegeweit hatten nur zwei Spieler mehr). Es war generell sein erfolgreichstes Jahr mit 73 Tackles, 16 Tackles for Loss und 5 Pass Deflections. Seit 2023 darüber hinaus Team Kapitän.

https://www.sports-reference.com/cfb/players/collin-oliver-1.html

2024, sein letztes Jahr College Jahr verlief dagegen suboptimal. Er verletzte sich direkt im zweiten Spiel schwer und fiel für den Rest der Saison aus. In seinem letzten Play für Oklahoma State konnte er den Quarterback des Gegners kurz vor dem Scoring beim Werfen erwischen. Der unsaubere Wurf konnte von einem Defender zu einem 73-Yard-Pick Six zurückgetragen werden. Durch dieses Play switchte das Momentum und Oklahoma State konnte das Spiel gegen Arkansas gewinnen.

Stärken

Collin Oliver ist ein LB-Edge-Hybrid, was bedeutet, dass er sowohl den klassischen Inside Linebacker, den Outside Linebacker als auch an der Defensive Line als Defensive End spielen kann. Im College hat er auf allen drei Positionen gespielt. Diese Variabilität bringt nicht jeder Spieler mit. Grund dafür ist auch seine Athletik.

https://ras.football/ras-information/?PlayerID=27189&pos=DE&wu=&ovl=

Dabei ist er als Linebacker sogar noch etwas athletischer als als Defensive End. Das hängt damit zusammen, dass er mit ganz anderen Spielern vergleichen wird und somit die Benchmarks ganz andere sind, sodass ein anderer Wert zustande kommt.

Er ist enorm schnell und explosiv. Dadurch kann er als Linebacker eine große Reichweite abdecken. Als Pass Rusher kann er durch Speed Moves, an Tackles vorbei sprinten. Dafür ist es wichtig eine gute Körperbalance zu haben, um direkt hinter dem Left/Right Tackle vorbeizukommen und den Weg um die Offensive Line so kurz wie möglich zu halten. Das hat noch einen weiteren Vorteil: Der Tackle muss sich noch mehr um seine eigene Achse drehen. Dieser sogenannte Bend beherrscht er auch sehr gut.

Ergänzend dazu hat er einen superschnellen Get-Off. Damit kommt er so schnell vorbei, dass der Tackle gar nicht erst seine Hände an ihn bringen kann. Er kann mit seinem Speed spielen und auch mal abstoppen und einen anderen Weg nehmen. Die Tackles mit ihrer Trägheit kommen da nicht wirklich mit. Mit seinen Instinkt war er sehr produktiv was Sacks und Tackles for Loss angeht. Etwas, was z.B. Shemar Stewart, der oft zu den Packers gemockt wurde, nicht leisten konnte.  Die Bezeichnung „Sack Artist“ von Ryan Fowler von “TheDraftNetwork” beschreibt dabei sehr gut, wie spektakulär er manche Sacks ausführt.

Hier sind noch ein paar Highlights von ihm:

Schwächen

Mit seiner Speed fallen direkt zwei Sachen auf: Vor allem für einen Edge Rusher ist er sehr klein und leicht. Er wird immer gegen Offensive Line Spieler unterlegen sein. Und wenn es um die Kraft geht, wird er dort nicht mithalten können.

Hier gut zu sehen beim unteren Video:

Und in der NFL können mehr Tackles, die Speed covern. Dann braucht es Methoden, um den Tackle zu schlagen, wenn er einen schon „unter Kontrolle hat“, auch häufig „Recovery Moves“ genannt. Genau da sieht man definitiv noch Schwächen. Zumal er Gegner meist eher mit Speed als mit Technik geschlagen hat. Je länger das Play dauert, wird Technik wichtiger als Explosivität und Speed.

Zu der Problematik mit der Größe gehören auch die kleineren Arme und Hände, was ebenfalls von Nachteil ist. Im 1:1 kann derjenige von beiden, der längere Arme hat, das Duell beherrschen und die Richtung vorgeben.

Dazu kommen gerade als Linebacker in 2023 eine hohe Quote an Missed Tackles. 25 Missed Tackles und eine Quote von 24,5% sind weit unter dem, was man sehen will. Generell fehlt ihm die Erfahrung Vollzeit Linebacker zu spielen.  

Erwartungen

Er sollte für den Moment erstmal ein Rotational Pass Rusher sein. Das bedeutet, dass man ihn vor allem bei klaren Passing Situationen als zusätzlichen Blitzer an der Line oder anstelle eines physischeren Edges wie Rashan Gary, Lukas Van Ness oder Devonte Wyatt aufs Feld bringt. Die Packers haben schon angekündigt, dass er weniger den Inside Linebacker geben wird. Denkbar ist aber auch, dass er erstmal als Linebacker aufgestellt wird und dann situativ und „überraschend“ als Blitzer dazu kommt. Interessant könnte dabei die Connection zu Edgerrin Cooper sein, der ein ähnliches Profil wie Oliver hat, aber dieses als Linebacker mitbringt.

Wir dürfen sehr gespannt sein, was Defensive Coordinator Jeff Hafley mit ihm plant. Mit seiner Variabilität und seinen Pass Rusher Qualitäten passt er ideal ins Scheme von ihm. Er dürfte ähnlich wie Savion Williams, ein sehr spannender Spieler sein. Nur für die Defensive Seite.

Sicher können wir Oliver im Special Teams erwarten. Dort sollte er sofort eine feste Rolle spielen und mit seiner Athletik überzeugen können. Gerade bei Returns und Fields Goal Blocks sieht man viel Potenzial.  

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