Pflichtsieg eingefahren, nicht mehr, nicht weniger. Die Green Bay Packers schlagen die Cincinnati Bengals 27:18 und sind damit nach zwei sieglosen Spielen wieder zurück in der Spur. Doch der Weg dahin war deutlich herausfordernder, als sich das der ein oder andere vorstellte. Bis tief im vierten Viertel waren die Bengals in Schlagdistanz. Mit nun 3-1-1 stehen die Packers auch wieder auf Platz eins in der eigenen Division, denn die Lions mussten sich im Sunday Night Game den Chiefs geschlagen geben.
Auf einen Blick
- Josh Jacobs mit seinem fünften multiple Rush-TD Game
- Matthew Golden mit Career High in Scrimmage Yards (102)
- Defense zu Beginn voll auf der Höhe, nach der Pause in Cowboys-Muster verfallen
Vor dem Spiel
Aus der Bye-Week kommend war die Hoffnung im Packers Universum groß, dass sich das personelle Lazarett etwas lichtet. Und zumindest Aaron Banks und Zach Tom meldeten sich für die Offensive Line auch Game-ready. Doch gegen Ende der Woche gab es für das eh schon geschasste Special Team einen herben Rückschlag. Kicker Brandon McManus zwickte es in der Hüfte. Offiziell als questionable eingestuft, musste er kurz vor Spielbeginn mitteilen, dass es für ihn nicht reichen sollte. Entsprechend war es Zeit für den Backup: Lucas Havrisik, den die Packers vor wenigen Tagen auf das aktive Roster gepackt hatten.
Verheerender Fehler im ersten Drive
Der Start in die Partie verlief bis an den Rand der Redzone nach Plan. Ein längerer Pass über die Mitte auf Romeo Doubs und mehrere Love-Scrambles brachten die Packers schon in Scoring-Range. Doch da entschied sich Quarterback Jordan Love für einen folgenschweren Fehler. Er wollte dem Druck nach rechts ausweichen und feuerte kurz vor der Sideline den Ball die Linie runter. Die Bengals tippten den Pass und Geno Stone fing ihn ab – Interception.
Doch die Defense ließ diesen Fehler verschmerzen, denn nach einem schnellen Three-and-out war sie schon wieder vom Feld. Im zweiten Drive bewegten die Packers wiederum gut den Ball, gerade Matthew Golden war sowohl per Run als auch durch die Luft gut eingebunden. Doch kurz vor der Redzone kam auch der zweite Drive der Packers zum erliegen. Lucas Havrisik verwandelte das 47-Yard Field Goal sicher und die Packers führten mit 3:0.
Embed from Getty ImagesEin First Down gönnte die Packers-Defense den Bengals im zweiten Drive. Quarterback Joe Flacco hatte kaum Zeit, dass sich das Play mal entwickeln konnte. Immer wieder war der Druck direkt im Gesicht. So punteten die Bengals erneut.
Drei Touches für Emanuel Wilson später waren allerdings auch die Packers zum ersten Punt gezwungen, denn für ein First Down reichte es nicht. Es bestätigte sich aber ein Eindruck, den man bereits in den ersten beiden Drives gewinnen konnte. Matt LaFleur war gewillt, den Ball breit zu verteilen, sowohl im Backfield als auch bei den Receivern. Zudem wechselten sich Jordan Morgan und Sean Rhyan auf Right Guard driveweise bis hier hin ab.
Jacobs und Golden als Dosenöffner
Dass die Packers sich trotz der erst drei erzielten Punkte keine Sorgen machen mussten, lag an der Defense, die erneut die Bengals direkt stoppte. Und nun nutzte die Offense auch mal diese Vorlage der Defense. Zwei Plays waren dafür maßgeblich. Ein langer Pass von Jordan Love Richtung Matthew Golden an die Sideline (35 Yards), den der Rookie super reinzog und ein langer Catch and Run von Josh Jacobs, der die Packers an die 4-Yard-Line brachte. Zwei Plays später veredelte Jacobs den Drive zum Touchdown und mit dem PAT stellten die Packers auf eine erstmal beruhigende 10:0-Führung.
Und bis zur Halbzeit sollte sich an diesem Ergebnis auch nichts mehr verändern. Aus Packers Sicht darf man das durchaus auch als etwas frustrierend bezeichnen, denn die Dominanz ist klar ersichtlich, hat aber eben auch „nur“ zehn Punkte auf das Scoreboard gebracht.
Willkommen im Lambeau, Bengals-Offense
Die Bengals hatten Ballbesitz zu Beginn der zweiten Halbzeit und brachten das erste Mal wirklich einen Drive zu Stande. Der hatte es aber auch wirklich in sich, denn die Gäste nahmen nicht nur 7 Punkte am Ende mit, sondern auch knapp 10 Minuten von der Uhr. Die Defense der Packers konnte zwar Flacco in der Redzone in Person von Lukas van Ness zwar sogar einmal zu Boden bringen, doch zwei Plays später fand der Veteran-Quarterback seinen Tight End Tanner Hudson in der Endzone.
Das schien ein kleiner „Wake-up-call“ für die Offense der Packers gewesen zu sein. Angeführt von einem kaum zu stoppenden Josh Jacobs und einigen kurzen Pässen von Love auf Doubs und Musgrave kamen die Packers schnell in die Redzone. Und da blockte die Offensive Line ein schönes Loch durch die Mitte auf, in das Josh Jacobs reinlaufen konnte – 14 Yard-Touchdown. Der zweite von Jacobs an diesem Abend. Havrisik stellte auf 17:7, die alte zehn Punkte Führung war damit zu Beginn des vierten Viertels wieder hergestellt.
Joe Flacco hatte auf der anderen Seite nun aber mehr und mehr seinen Rhythmus gefunden. Die Bengals fanden nun häufiger Antworten auf den Druck der Packers und gerade Tee Higgins und Ja´Marr Chase bereiteten der Secondary der Packers mehr und mehr Probleme. So kamen die Bengals wieder in Field-Goal-Reichweite. Dort beendete ein Drop der Bengals den Drive, doch Kicker Evan McPherson verwandelte aus 47 Yards zum 10:17 aus Sicht der Gäste.
Offense mit Rhythmus, Defense ohne Zugriff
Mit etwas mehr als zehn Minuten auf der Uhr übernahmen die Packers wieder und bekamen einen sehr guten Kick Return von Bo Melton bis an die 38-Yard-Line. Und die Packers hatten kein Interesse daran, dass noch mal Spannung in dieses Spiel kommt. Romeo Doubs und ein super 3rd Down-Scramble von Jordan Love hielten den Drive zu Beginn am Leben, ehe Josh Jacobs mit einem schönen Lauf die Tür zur Redzone aufstieß. Und dort war es dann Tight End Tucker Kraft, der einen kurzen Pass an der Sideline fing und sich dann in gewohnter Manier in die Endzone tankte. Mit einem 24:10 im Rücken fiel wohl auch erstmals wieder etwas Anspannung im Lambeau Field ab, hatte doch jeder mit einem deutlicheren Spielverlauf im Vorhinein gerechnet.
Doch so gut der Zugriff der Packers Defensive Line in den ersten zwei Vierteln war, so groß war auch der Abbau in Halbzeit zwei. Ein Muster, was man schon gegen die Cowboys zwei Wochen zuvor sehen konnte. Konstant konnten Flacco und Co. nun immer wieder in gute Down and Distance Situationen kommen. Strafen auf Packers Seite halfen dann auch noch und gerade als die Packers dachten, sie hätten die Bengals in der Redzone gestoppt, zeigte JaMarr Chase seine individuelle Klasse. Bei 4th Down suchte ihn Flacco an der vorderen rechten Pylone und trotz guter Deckung von Nixon pflückte Chase den Ball runter. Mit dem „Analytics Play“ und der verwandelten Two-Point-Conversion brachten die Bengals wieder Spannung rein – 18:24.
Havrisik eiskalt
Und das Zittern begann erst recht, als Jordan Love bei 2nd Down kurze Zeit später das erste mal gesackt wurde. Doch ein Play später war dies egal, denn eine 31-Yard-Completion von Love auf Matthew Golden brachte ein neues First Down und die Bengals waren gezwungen, vor und nach der Two-Minute-Warning ihre Timeouts zu nutzen. Die Packers machten es den Bengals sogar noch mal leicht, indem man bei 3rd & 2 zum Pass ansetzte und Love durch viel Druck zur Imcompletion gezwungen war. Doch das Nervenkostüm des neuen Kickers Lucas Havrisik war stabil und mit dem verwandelten Field Goal zum 27:18 war der Deckel drauf. Die Bengals brauchten nun also zwei Scores. Sie nahmen kurz nach der Mittelinie ein 57-Yard-Field-Goal, doch McPherson verfehlte. Die Packers durften in die Victory Formation gehen.
Fazit
Es fällt weiterhin schwer, dieses 2025er Packers-Team zu greifen. Die Defensiv Line war zu Beginn dominant, in der zweiten Halbzeit hatten die Bengals dann ähnliche Antworten wie die Cowboys. Und mit der Receiver-Qaulität hatten die Packers dann eben auch ihre Mühe und Not teilweise. Und offensiv: Am Ende stehen 27 Punkte, aber die sind buchstäblich sehr hart erarbeitet gewesen. Rhythmus hatte die Offense erst so richtig in der zweiten Halbzeit oder immer dann, wenn Love die kurzen, schnellen Completions genommen hat oder Josh Jacobs den Ball über den Boden bewegen konnte. Aber es bleibt der Eindruck, als wäre alles mit angezogener Handbremse. Nicht viel Risiko, eher verwalten. Das funktioniert in solchen Spielen vielleicht, aber spätestens in ein paar Wochen und gegen stärkere Gegner dürfte dieser „Verwaltungsmodus“ noch mal auf Wiedervorlage kommen.
Leider gab es aus dem Spiel auch wieder einige neue Verletzungssorgen. Javon Bullard musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung raus, Dontayvion Wicks verpasste ebenfalls weite Teile des Spiels.
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Ein Gedanke zu „Arbeitssieg mit Licht und Schatten – Review Week 6 Packers vs. Bengals“