Nach zwei sehr enttäuschenden Spielen ohne Sieg in der klaren Favoritenrolle wollen die Green Bay Packers zurück in die Erfolgsspur finden. Am Sonntagabend (22:25 Uhr, Lambeau Field) trifft das Team von Matt LaFleur auf die strauchelnden Cincinnati Bengals – ein Gegner, der seit der Verletzung von Joe Burrow keine Fuß mehr auf den Boden bekommt. Laut ESPN liegt die Siegchance der Packers bei 81,1 %. Vermutlich wäre uns ein vermeintlich stärkeres Team lieber, wenn man die letzten Spiele als Maßstab nimmt. Wir hatten die Thematik mit der klaren Favoritenrolle ja bereits vor dem Browns Spiel schon angesprochen.
Allerdings gibt es auch die Hoffnung, dass die Packers diese Bye Week auch genutzt haben. Zudem sollte sich das Lazarett vor allem in der Offensive Line gelichtet haben. Schließlich könnten Zach Tom, Anthony Belton, Aaron Banks, Nate Hobbs und auch Devonte Wyatt zurückkommen. Letzterer war ein unterschätzter Spieler in der Defensive Line. Sein Ausfall war sicherlich ein Grund, warum die Defensive Line so gar kein Zugriff auf die Offensive der Cowboys bekommen hat.
Alles andere als ein klarer Erfolg würde in Wisconsin Diskussionen über Coaching und Kaderplanung weiter entfachen.
Auf einen Blick
Embed from Getty Images- Wann? Sonntag, 12.10.2025 / 22:25 Uhr
- Wo? Lambeau Field, Green Bay, Wisconsin
- Sender/Kommentatoren US-Feed: CBS / Kevin Harlan, Trent Green, Melanie Collins (FR)
- Sender/Kommentatoren Deutschland: Gamepass by DAZN, REDZN
- Schiedsrichter: Brad Allen
- Wetterprognose: bewölkt bei 21°C
Wie lief die bisherige Season der Bengals
Doch wie kommt es, dass die Bengals so negativ zu sehen sind. Das hat unterschiedliche Gründe. Schon in den letzten Jahren hat die Qualität der Offensive Line die Bengals nicht unbedingt ausgezeichnet. Joe Burrow, der Star-Quarterback, steht seit Jahren viel unter Druck und bekommt entsprechend viele Hits, die Verletzungen verursachen können. Das hatte ihn bereits 2023 erwischt. Doch in der Offseason waren andere Personalien wichtiger (Die Verlängerungen von Ja’Marr Chase, Tee Higgins und Trey Hendrickson).
In der Free Agency kam für die Offensive Line lediglich ein Spieler, der einigen Packers Fans was sagen dürfte, Lucas Patrick. Dieser ist aber inzwischen verletzt. Orlando Brown (Left Tackle) und Ted Kallas (Center) bilden weiterhin das Gerüst. Aufgefüllt durch zwei Rookies aus der dritten und fünften Runde (Dylan Fairchild, Jalen Rivers) und Amarius Mims, der bereits letztes Jahr nicht so gut aussah. Das führt dazu, dass inzwischen im Konsens die Offensive Line der Bengals auf Platz 31 oder 32 gesehen wird. In Woche 2 verletzte sich dann Burrow, als er mal wieder zu viel Druck bekam, schwer und fällt wohl mindestens bis Mitte Dezember aus.
Embed from Getty ImagesSein bisheriger Ersatz Jake Browning, der 2023 als Ersatz noch ziemlich gut aussah, bekommt dieses Jahr gar kein Fuß auf den Boden. Das liegt auch am Playcalling. Zac Taylor (Head Coach) und Dan Pitcher (Offensive Coordinator) können nicht um die Probleme in der Offensive Line und im Run Game drumrum coachen. Zum Beispiel wurde Play Action nur bei 38 Dropbacks eingesetzt. Nur die New York Jets nutzen dies noch weniger. Auch Screens sind nicht unbedingt das Mittel der Wahl. Es muss viel über das reguläre Passing Game gehen. Und das klappt weniger.
Wie waren die Ergebnisse?

Das sieht man teilweise auch in den Ergebnissen: In Woche 1 konnte man zwar noch einen Sieg (17:16 gegen die Cleveland Browns) einfahren. Am Ende standen aber nur 141 Total Yards. Zum Vergleich die Browns hatten in dem Spiel 327 Yards, aber eben auch zwei kostbare Turnover mehr. In Woche 2 konnte man mit Joe Burrow noch einen zweiten knappen Sieg herausholen. Diesmal gegen die Jacksonville Jaguars mit 31:27. Das Spiel gegen die Vikings setzte dann den kompletten Tiefpunkt. Ein 10:48 und miserable Drives vor der Halbzeit (Vikings erzielten durch drei Fumbles in drei Minuten 17 Punkte) wirkten unwirklich. In Woche 4 konnten die 171 Total Yards aus Woche 3 mal wieder unterboten werden. Nur 159 Yards und drei Punkte kamen gegen die Denver Broncos zustande. Gegen die Lions war es offensiv besser, aber defensiv wurden wieder sehr viele Punkte zugelassen (37). 228,6 Yards pro Spiel nach fünf Spielen sind Platz 32 in der Liga. 17 Punkte pro Spiel sind Platz 28.
Stärken des Gegners
Die Stärken der Bengals liegen ganz klar bei den Wide Receivern. Besonders hervorzuheben sind hier Ja’Marr Chase, Tee Higgins. Ja’Marr Chase war vermutlich letzte Saison der beste Wide Receiver in der NFL und gehörte schon die letzten Jahren stets zu den Top5. Tee Higgins ist zwar die #2 in Cincinnati, aber dafür eine sehr gute. In vielen anderen Teams wäre er die klare Nummer 1.
Den Stellenwert der beiden Receiver lässt sich auch gut am Durchschnittsgehalt sehen. Denn beide Spieler haben in dieser Offseason eine Verlängerung ihres Vertrags um vier weitere Jahre bekommen. Ja’Marr Chase steht bei einem Durchschnittsgehalt von 40,25 Mio pro Saison. Klarer Platz 1 in der Liga unter Wide Receivern. Tee Higgins befindet sich auf Platz 11 mit 28,75 Mio. pro Jahr.
In dieser Saison liegen die beiden Receiver natürlich in den meisten Statistiken nicht besonders weit vorne, aber das ist nur begrenzt ihre Schuld. Chase hatte einen Drop. Higgins noch keinen und Chase hat immerhin die fünftmeisten Yards after Contact erzielt, wird aber auch meistens sehr kurz angespielt.
Schwächen des Gegners
Es gibt zwei Schwächen, die sich dieses Jahr besonders stark auswirken. Das Run Game und die Defense.
Im Run Game haben wir dasselbe Problem wie im Passing Game. Die Offensive Line spielt nicht gut genug. Im Schnitt bekommt der Running Back bereits nach 1,2 Yards den ersten Kontakt mit einem Defensive Spieler. Chase Brown, der letztes Jahr sehr gut aussah, kann dann auch nichts darüber hinaus nichts liefern. Chase Brown erreicht in dieser Saison durchschnittlich 2,5 Yards pro Versuch. Das wird unter allen Running Backs mit min. 18 Runs nur von Dylan Sampson noch unterboten. Letztes Jahr stand Brown auf Platz 24 mit 4,3 Yards im Schnitt. Aber auch after Contact liegt Brown auf Platz 55 von 58. 2,14 Yards holt er durchschnittlich nach dem ersten Kontakt raus. Die Ligaspitze liegt bei Werten über 4 Yards pro Versuch.
Aber auch die Defense ist alles andere als sattelfest. In fünf Spielen wurden 156 Punkte (Platz 30) und 1956 Yards (Platz 30) zugelassen. Dabei lässt sich kein großer Unterschied zwischen Passing (Platz 30) und Run Game (Platz 25) feststellen. Auffällig sind noch 341Yards defensiv durch Strafen (Platz 27) zugelassen worden. Bei 41,1% aller Drives konnten die Gegner scoren (Platz 18).
Key Matchups
Es gilt eigentlich das gleiche wie bereits gegen die Browns und gegen die Cowboys. Wenn man annähernd seine Leistung auf den Rasen bringen würde, sollte das Spiel definitiv machbar sein. Aber dafür muss man auch die kritischen Matchups gewinnen. Das war zuletzt nicht der Fall.
Packers Offensive Line vs. Bengals Pass Rusher
Die Packers Offensive Line sieht seit Woche 2 für Packers Verhältnisse sehr schlecht aus. PFF.com hat in ihrem Ranking die Line auf Platz 18 und hebt da besonders auch Darian Kinnard im Run Blocking heraus. Gegen den Pass hat er mehr Probleme. Das trifft auch auf Rasheed Walker zu. 13 Pressures, davon 2 Sacks (PFF.com) hat er schon zugelassen. Der Höchstwert unter allen Linemen der Packers.
Nun trifft man unter anderem Trey Hendrickson, der vor allem über die Seite von Walker kommen wird. Er ist der klare Star der Bengals Defense und führt das Team in Pressures (21) an. Seine Passrush Win Rate mit 21,8% befindet sich auf Platz 12 ligaweit (unter allen mit min. 35 Snaps im Passrush). Bei Joseph Ossai auf der linken defensiven Seite sieht das ungefährlicher aus (8,7% / 13 Pressures). Dort steht allerdings auch der First Rounder Shemar Stewart in den Startlöchern. Er wurde in der Offseason vermehrt zu den Packers gemockt und ist enorm athletisch und schnell. Eigentlich ein Prototyp für die Packers Pass Rusher. Er kommt auf eine Win Rate von 14,6% und könnte Ossai mehr und mehr ablösen. Aktuell ist er mit Knie Problemen aber angeschlagen und konnte die letzten drei Spiele nicht mitwirken.
Packers Defensive Coordinator Jeff Hafley vs. Bengals Quarterback(s)
Eine Packers Unit hier hervorzuheben ist schwer. Aber da die Playmaker auf der Bengals Seite auf jeden Fall vorhanden sind, muss der Druck konstant da sein und dem Quarterback der Bengals das Spiel so schwer gemacht werden, wie nur irgendwie möglich. Das bedeutet keine einfachen Completion zulassen und möglichst verwirrende Looks geben. Das Spiel muss schwer zu lesen sein. Dafür ist es umso wichtiger die Pass Rusher nicht genau anzuzeigen und von überraschenden Seiten zu blitzen. Das haben die Packers auch sehr gut gemacht in den ersten beiden Wochen. Gegen die Cowboys hat das aber gar nicht funktioniert. Die Vikings mit Brian Flores haben es vorgemacht, wie es funktionieren kann. Und dann wären auch mal wieder mehr Takeaways möglich. Bisher ist Green Bay auch eher mau unterwegs (2 Takeaways – Platz 28).
Interessant könnte dort die neuste Addition der Bengals von Dienstagabend sein. Joe Flacco und ein 6th Round Pick wurde gegen einen 5th Rounder getauscht und wechselt nun von Cleveland nach Cincinnati. Er wurde bei den Browns gebenched und nun ist die Zeit der Rookies bei den Browns. Zum Zeitpunkt des Schreiben des Artikels ist noch nicht ganz klar, wer gegen die Packers spielen wird. Wahnsinnig viel wird das nicht unbedingt verändern. Die Chance auf Takeaways ist allerdings bei Flacco auch nicht ganz gering (Browning: acht Interceptions (Platz 2) / Flacco: sechs Interceptions (Platz 3)).
Tipp: 24:17 Packers
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