Packers-Legenden: Iron Mike oder der Eiserne

25 Spieler und Offizielle sind Mitglieder der Pro Football Hall of Fame. Einige wie Earl „Curly“ Lambeau oder Cal Hubbard sind Mitglieder der allerersten Stunde. Zur zweiten Stunde, also aufgenommen im Jahre 1964, gehörten aber erneut zwei Packers. Einer davon ist Mike Michalske – ein Guard, Linebacker und Fullback, der die ersten Meisterschaften von Green and Gold maßgeblich mitprägte. Sein Spitzname ist „Iron Mike“ und dies aus gutem Grund. Doch er war nicht nur eisern, sondern gilt vielen bis heute als einer der besten Guards der NFL-Geschichte.

Deutsche Wurzeln und College-Zeit

August Mike Michalske wurde am 24. April 1903 in Cleveland geboren und war das Kind deutscher Einwanderer. Sein Vater August Michalske war ebenso wie seine Mutter Anna, geborene Becker, in den 1890er Jahren aus dem Deutschen Reich in die USA emigriert. Woher sie genau kamen, ist allerdings nicht überliefert. Zusammen hatten sie sechs Kinder und Mike war das Jüngste. So musste er sich früh gegenüber den älteren Geschwistern behaupten, was sich vor allem sportlich niederschlug. Bereits zu High School Zeiten in Cleveland war er in drei Sportarten aktiv.

Nach seinem Schulabschluss ging es ans College und der 1,83m große sowie 95kg schwere Modellathlet ging an die Penn State. Bei den legendären Nittany Lions spielte Michalske unter deren ebenfalls legendären Headcoach Hugo Bezdek. Dieser sorgte dafür, dass Michalske nicht nur als Guard, sondern auch als Linebacker und vor allem als Fullback eingesetzt werden konnte. Große sportliche Erfolge blieben „Iron Mike“ allerdings in seiner College-Zeit verwehrt.

Zehn Jahre NFL

Auch bei seiner ersten Profi-Station, den New York Yankees (1926-28), welche in der ersten AFL sowie zwei Jahre in der NFL spielten, fehlte der sportliche Erfolg. Die Yanks gewannen nur elf von 29 NFL-Spielen. Michalske allerdings etablierte sich als einer der besten Offensive Linemen der Liga. So konnte er sich für das Jahr 1929 sein Team praktisch aussuchen.

Von Tag eins an etablierte Michalske gemeinsam mit Cal Hubbard das wohl beste O-Line-Duo der Liga. Und der Erfolg ließ diesmal nicht lange auf sich warten. Von 1929-31 gewann „Iron Mike“ mit den Packers die Meisterschaft und hielt dem Team auch in den folgenden schwächeren Jahren die Treue. Nach der Saison 1935 (und seiner siebten Wahl zum All-Pro) zog er sich als Spieler zurück, kehrte aber 1937 noch einmal für eine Spielzeit zurück. Eine schwere Rückenverletzung zwang ihn allerdings seine Spielerkarriere 1938 endgültig zu beenden.

Erfolge und Ehrungen

Seine Erfolge sind allerdings unbestritten. Neben den drei Titeln wurde er von 1927 bis 1931 sowie 1934 und 1935 ins First Team All-Pro gewählt und ist Mitglied des NFL 1920s All-Decade Team. Nach seiner Karriere wurde er in drei Hall of Fames (Pro Football, Packers, Wisconsin) aufgenommen. Auch seine Kollegen und Kontrahenten überhäuften ihn mit Lob. Während Teamkollege Johny „Blood“ McNally seine unglaublichen Reflexe lobte, sah Ernie „Big Dog“ Nevers (ebenfalls ein Hall Of Famer und der wohl beste Fullback der 1920er Jahre) in ihm „den besten NFL-Spieler überhaupt“. Cliff Christl, der Team-Historiker der Packers, beschreibt Michalske als „tödlichen Tackler“ und „einen Coach auf dem Feld“. Den lesenswerten Artikel findet man auf der Packers-Website. Der Blitz, der eigentlich erst nach dem Krieg als Football-Taktik etabliert wurde, wurde bereits von „Iron Mike“ erfolgreich angewandt.

Spielszene aus den 1930ern. Michalske ist ganz rechts zu sehen.

Warum eigentlich Iron Mike?

Doch warum nannte man Michalske „Iron Mike“? Nun, seine gute Physis sowie seine Einstellung brachten ihn diesem Namen ein. So spielte er in der Mehrzahl seiner Spiele 60 Minuten durch und stand in 94 von 104 möglichen Packers-Spielen auf dem Platz. Wenn man bedenkt, dass fünf von zehn Ausfällen erst nach seiner schweren Rückenverletzung dazukamen, weiß man welche Leistung Michalske in seinen ersten sieben Packers-Jahren vollbrachte.

Seine Zeit als Coach

Bereits zu seiner aktiven Zeit war er als Trainer aktiv. 1928 und 1929 war Michalske Line-Coach am Ashland College in Ohio. 1935 sowie 1937 stand er nicht nur für die Packers auf dem Platz, sondern assistierte auch „Curly“ Lambeau als Coach. In seiner Auszeit-Saison 1936 sowie ab 1938 war er Basketball-Coach und Football-Assistant-Coach am bekannten Lafayette College. Zur Saison 1939 wurde Michalske von „Big Dog“ Nevers zu den Chicago Cardinals geholt. Nach einer 1-10-Saison kehrten aber beide nicht nach Chicago zurück. Im Anschluss arbeite Michalske als Line-Coach am kleinen St. Norber College in Wisconsin, ehe ihn die große Iowa State 1942 zum Headcoach machte. Bei den Cyclones schaffte er bis 1946 einen 18-18-1-Record, ohne aber einmal ein Bowl-Game oder die Playoffs zu erreichen. Nach dem Ende bei Iowa State nahm Mike Michalske noch einige Jobs als College- und NFL-Line-Coach an, darunter bei den Baltimore Colts und bei Texas A&M. Auch nach seiner Zeit als Coach, die 1955 endete, blieb Michalske dem Football und den Packers verbunden. Freiberuflich erstellte er Prospect-Profile und war so etwas wie einer der ersten hauptberuflichen NFL-Scouts (auch wenn es niemand so nannte). Den sehr erfolgreichen Draft 1958 (mit Dan Currie, Jerry Kramer, Ray Nitschke und Jim Taylor) haben die Packers auch zu einem Gutteil Michalske zu verdanken.

Privatleben

Seinen Ruhestand verbrachte Mike Michalske gemeinsam mit seiner Frau Doris, welche er 1932 ehelichte, in De Pere, Wisconsin. Gemeinsam hatten sie zwei Kinder, Lee Ann und Melinda, welche beide als Lehrer tätig sind. Lee Ann wurde 1988 als Lehrerin des Jahres ausgezeichnet. Ein Jahr nach der goldenen Hochzeit verstarb „Iron Mike“ am 26. Oktober 1983 im Alter von 80 Jahren in Green Bay. Bis heute ist er bei den Packers unvergessen und auch ihm zu Ehren findet das Training Camp des aktuellen NFL-Teams am St. Norbert College statt – dies seit 1958!

Fun Fact zum Schluss: Mike Michalske ist der einzige Packer, der in seiner Karriere neun verschiedene Trikot-Nummern trug. Die Nummern 36 (1929,1930,1937), 28 (1931), 19, 30 (beide 1932), 24, 63 (beide 1934), 33 und 40 (beide 1935) zierten sein Trikot.

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