Packers History: Der Ice Bowl 1967

Die Playoff-Saison rückt näher und damit auch das kältere Wetter in Green Bay. Und alle freuen sich auf das typische Lambeau-Wetter: Temperaturen unter null und Wind, bestenfalls garniert mit ein wenig Schneefall. Für die Teams, die entweder in sommerlicheren Gefilden oder in Turnhallen zu Hause sind, ist dies ein absoluter Graus. Aber auch für die Männer in Green and Gold dürfte dies nicht immer ein Zuckerschlecken sein. Und heute vor 54 Jahren war wohl ein Tag, den kein Packer jemals vergessen wird. Damals trafen sich die Packers und Cowboys zum NFL Championship Game, später „Ice Bowl“ genannt. Und das Wort „Ice“ ist dabei wörtlich zu nehmen.

Die 1967er Saison

Die Regular Season 1967 wurde lange von den LA Rams, den Baltimore Colts und den Packers dominiert. Green Bay verabschiedete sich aus dem Rennen um das beste Teams durch zwei Niederlagen zum Saisonende. Die Rams entschieden letztlich das Rennen um die beste Bilanz aufgrund des Tiebreakers gegenüber den Colts. Dennoch hatten die Packers im direkten Playoff-Duell Heimrecht. Bereits vor der Saison stand fest, dass die NFL Central (GB) und die NFL Capitol (DAL) Heimrecht in den Playoffs hatten. Die Packers nutzten dies aus und gewannen gegen die Rams in Milwaukee mit 28:7. Die Cowboys hingegen pfefferten die Cleveland Browns mit 52:14 aus dem Playoff-Rennen. Und so trafen sich Green and Gold und The Boys am 31. Dezember 1967 in Lambeau Field zum Championship Game. Der Sieger würde nicht nur NFL-Titelträger, sondern wäre auch Teilnehmer am Super Bowl II.

Wetter und Stadion

Schon das Spiel gegen die Rams gab einen Vorgeschmack auf die Wetterverhältnisse in Wisconsin. Schneefall und Temperaturen weit unter null waren an der Tagesordnung. Doch in Richtung Championship Game ging die Temperatur noch weiter runter. Dies hatte einen unangenehmen Effekt. Das Lambeau Field war damals schon mit Kunstrasen ausgestattet und hatte eine Rasenheizung. Diese tat auch ihren Dienst und schmolz den Schnee, kam aber nicht gegen die Außentemperatur an. Bei -25°C fror der geschmolzene Schnee und bildete eine formidable Eisfläche.

Bis dato war noch kein NFL-Spiel wegen schlechter Wetterbedingungen ausgefallen und die NFL wollte auch an Silvester 1967 keine Ausnahme machen. So begann die Partie bei -26°C mit gefühlten -38°C im durchaus heftigen Wind und wurde tatsächlich zu Ende geführt.

Wetterdaten des National Weather Service

Die Kader

Sportlich war es das Aufeinandertreffen zweier großer Teams. Die Cowboys und Packers standen schon ein Jahr zuvor im Championship Game, hatten dazu mit Don Meredith und Bart Starr zwei prägende Quarterback-Figuren der 1960er Jahre in ihren Reihen. Bei den Cowboys kamen illustre Spieler wie Fullback Don Perkins, Receiver Bob Hayes oder Tackle Rayfield Wright dazu. Green and Gold hatte zwar Paul Hornung vor der Saison verloren. Dennoch standen satte neun (!) künftige Hall of Famer im Kader. Alle waren schon älter, von daher war dieses Spiel sowas wie der „Last Dance“.

Erstes bis drittes Quarter des Ice Bowl

Die Packers kamen gut ins Spiel und hatten, unterstützt von den Cowboys, wenige Probleme in Führung zugehen. Boyd Dowler, der als Receiver die Halbzeit seines Lebens spielte, fing zwei Pässe zur 14:0-Führung. Die Cowboys haderten mit dem Wetter und im zweiten Viertel mit sich selbst. Ihnen gelang in dieser Phase kein First Down, aber dennoch zehn Punkte. Erst fumblete Bart Starr den Ball, den George Andrie in die Endzone trug. Und dann muffte Willie Wood einen Fair Catch, den die Cowboys zu einem Field Goal durch Danny Villanueva nutzten. So stand es 14:10 zur Halbzeit. Das kennen wir doch irgendwie aus diesem Jahr oder?

Das dritte Viertel blieb punktlos. Den Cowboys gelangen zwar First Downs, doch die Defensive der Packers passte auf. Dazu verschoss Viallanueva ein Field Goal.

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Viertes Viertel: Rückstand, „The Drive“ und „The Block“

Der Schlussabschnitt begann denkbar schlecht. Mit einem Halfback Option Play (also einem Pass vom Runningback zum Receiver) eröffneten die Cowboys ihr Spiel. Lance Rentzel fing den Pass von Dan Reeves für 50 Yards und einen Touchdown. Die Partie war gekippt, 17:14 für Dallas. Die Ausgleichschance verpasste Don Chandler mit einem Missed Field Goal. Auch das kommt uns doch bekannt vor. In der Folge verpassten die Cowboys die Entscheidung im „Ice Bowl“ und Green Bay startete mit knapp fünf Minuten auf der Uhr an der eigenen 32.

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Und dieser Drive sollte in die Geschichte eingehen, wurde später einfach nur „The Drive“ genannt. Es ging vor und zurück. Die Packers verloren zwischen drin mal neun Yards. Doch angeführt von Starr und Donny Anderson arbeiteten sich die Packers an die gegnerische Endzone. Mit einem Yard zu gehen rutschte Anderson aber zweimal aus und die Packers nahmen 16 Sekunden vor dem Ende die Finale Auszeit.

Was nun folgte ging als „The Block“ in die Bücher ein. Pat Summerall, ehemaliger Spieler bei den Giants und langjähriger Field Reporter bei CBS, impfte seinen Kollegen einen Rollout-Pass ein. Gleiche galt für Cowboys-Headcoach Tom Landry. Allen war klar, dass ein missglückter Lauf den Packers die Zeit für einen vierten Versuch nehmen würde.  Doch einer hatte einen anderen Plan: Bart Starr.

Der Quarterback wusste, dass die Pass Protection an diesem Abend nicht funktionierte (er kassierte acht Sacks) und die Runningbacks bei untergehender Sonne sowie mittlerweile -29°C Probleme mit dem Untergrund hatten. Also fragte er seinen Guard Jerry Kramer, ob er einen Block setzen könnte. Kramer und Center Ken Bowman setzten einen Block und Starr sneakte zum 20:17 in die Endzone. Chandler traf den Extrapunkt, die Partie war entschieden.

Kurioses

Der „Ice Bowl“ wurde von vielen Kuriositäten begleitet, die allesamt der Kälte geschuldet waren. Die Halbzeitshow und auch der Einmarsch, begleitet von einer Marching Band der University of Wisconsin, fielen flach. Grund hierfür war unter anderem, dass die Instrumente der Musiker einfroren. Apropos frieren: die Schiedsrichter konnten ihre Trillerpfeifen nur zum Kickoff benutzen. Danach froren diese sofort fest, was bei „Whitehead“ Norm Schachter dafür sorgte, dass er sich seine Lippe aufriss. Das hervortretende Blut konnte nicht gerinnen, sondern fror fest. In der Folge mussten sich die Referees auf gerufene Kommandos beschränken, um das Spiel zu leiten.

Die Packers-Spieler selbst hatten Probleme zum Stadion zukommen, weil ihre Autos nicht starteten. Von Linebacker Dave Robinson ist überliefert, dass er per Anhalter ins Lambeau Field kam. Auch heiße Getränke, wie Kaffee oder Tee, sollen schnell gefroren sein. So wird Frank Gifford, Co-Kommentator bei CBS wie folgt zitiert: „Ich nehme jetzt einen Bissen von meinem Kaffee.“

Schlussendlich hatte die Partie auch gesundheitliche Folgen. Vielen Spieler hatten Erfrierungen an den Gliedmaßen. Von Ray Nitschke ist überliefert, dass er sämtliche Nägel an den Zehen verlor. Und die Stadt Green Bay erfasste eine Grippewelle, ausgelöst durch die Zuschauer beim „Ice Bowl“ und das Team.

Broadcasting

Legendär wird das Spiel auch die Übertragung von CBS im TV sowie im Radio bei KLIF und WTMJ. Vor allem die Reportage von Bill Mercer zum letzten Drive ist dabei in Erinnerung geblieben. Hört doch einfach mal rein. Und bei Youtube findet ihr noch einen netten Film von NFL Films, brandneu aus dem November 2021.

Andere Ice Bowls

Der Begriff Ice Bowl wurde eigentlich für ein College-Spiel in Alaska geprägt. Dabei traf die University of Alaska-Fairbanks auf ein Team der Ladd Air Force Base. Vier Spiele zwischen 1948 und 1952 fanden statt. Zwei Spiele endete 0:0, einmal gewann Alaska (3:0) und einmal Ladd (47:0).

Ebenfalls als Ice Bowl wird der Cotton Bowl Classic 1947 zwischen den Arkansas Razorbacks und den LSU Tigers bezeichnet. In Dallas hatte es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im Wechsel tagelang geschneit, geregnet, getaut und wieder gefroren. Die Verhältnisse waren zwar nicht so extrem wie 20 Jahre später, dennoch sehr gewöhnungsbedürftig. Der Legende nach wurden auf den Rängen Feuer angezündet, damit sich die Zuschauer warmhalten konnten. Ach ja: das Spiel endete 0:0.

Der Grey Cup 1977 in der CFL, also beim Nachbarn in Canada, wird ebenfalls als Ice Bowl bezeichnet. Hier lag Schnee auf dem Feld, welchen man mit Salz zum Schmelzen brachte. Doch später am Tag gefror dieser Schnee und das Spielfeld wurde glatt. Die Partie im Olympiastadion von Montreal gewannen die einheimischen Alouettes gegen die Edmonton Eskimos.

Weitere Spiele in Lambeau wurden als „Ice Bowl II“ bezeichnet. Doch bei den NFC Championship Games 1996 und 2007 sowie im Divisional Game 2014 waren die Bedingungen lange nicht so wild wie 1967.

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