Ron Kostelnik: Der die Mitte zumacht

Wenn Packers-Fans an die großartigen 1960er Jahre denken, dann denken sie häufig an die großen Namen. Coach Lombardi, Bart Starr, Jerry Kramer, Ray Nitschke oder Paul Hornung – alles Namen, die dem gemeinen Fan wohlbekannt sind. Aber es gibt auch die Spieler, die jedes Team braucht und die kaum einer kennt. Die Arbeiter, die unbesungenen und unauffälligen Helden, ohne die ein Team nicht funktionieren kann. Einer dieser Helden wäre vor wenigen Tagen 80 Jahre alt geworden. Doch Ron Kostelnik war ein zu kurzes Leben beschieden.

Lob für Kostelnik vom besten Guard der Geschichte

Jerry Kramer ist einer der besten, wenn nicht der beste Guard der NFL-Geschichte. Seine Worte haben also Gewicht. Er sagte über Kostelnik: „Es gibt keine Statistiken über diese verlässlichen Jungs, die die Mitte zu machen. Sie erlauben anderen, zu glänzen. Und das ist, was Ron getan hat.“ Großes Lob für einen Spieler, der immer im Schatten der Großen stand. Und der Weg von Kostelnik war nicht unbedingt vorgezeichnet.

Kostelnik bleibt ohne große College-Ehren

Ronald Michael Kostelnik wurde am 14. Januar 1940 in Colver, Pennsylvania, geboren. Als Sohn eines Bergarbeiters wuchs er auf, macht vor allem durch seine hünenhafte Gestalt auf sich aufmerksam. Bereits mit 14 Jahren soll er deutlich über 1,85m groß gewesen sein. Zu besten NFL-Zeiten war Ron ein echter Brocken (1,93, knapp 118kg), dabei schnell und wendig. Die großen Colleges interessierten dennoch nicht für ihn. So kam Kostelnik bei den Cincinatti Bearcats unter. Große Erfolge feierte er mit seinem Team nicht, auch persönliche Auszeichnungen gab es nicht. Doch die Packers, allen voran Coach Vince Lombardi, waren vor allem von seiner Statur beeindruckt und zogen ihn 1961 an 26. Stelle (Runde zwei) im Draft. Nur drei Tage später war der Vertrag für die Saison 1961 unter Dach und Fach.

Das Babyface war sein Markenzeichen: Ron Kostelnik bei den Packers (Foto: Packers)

Fünf Titel mit der besten D-Line der 60er

Phil Bengtson, der große Defensive Coordinator der 60er Jahre, nahm ihn unter seine Fittiche und baute ihn behutsam auf. Schon in seiner Rookie-Saison übernahm Ron Kostelnik viel Spielzeit und war bei Verletzungen der erste Nachrücker als Starter. Ab 1964 löste er den großen Dave Hannan endgültig als Starting Left Tackle ab. Mit Willie Davis (LE), Henry Jordan (RT) und Lionel Aldridge (RE) bildete Kostelnik eine furchteinflößende D-Line. Diese war bei aller offensiven Klasse der wichtigste Baustein für den Threepeat von 1965-1967. Die (persönlichen) Lorbeeren strichen Davis und Jordan als Hall of Famer ein, doch ohne Kostelnik wären beide wohl nicht dahin gekommen. So sagte Linebacker Dave Robinson, dass der Pass Rush von Jordan und Henry nur so erfolgreich war, weil Kostelnik ihnen die Lücken riss. „Er war selbstlos und akzeptierte voll seine Rolle“, lobte auch Davis die Rolle seines Teamkollegen. Während Davis und Jordan persönliche Auszeichnungen en masse einheimsten, blieben Ron Kostelnik nur die die Mannschaftstitel. Doch was heißt „nur“? Fünf Championships feierten die Packers mit ihm und auch die ersten beiden Super Bowl-Titel durfte der Left Tackle einheimsen. In 119 Partien (inklusive Playoffs) stand Kostelnik für die Packers auf dem Platz, davon 82mal als Starter.

Nach der Karriere

Nach dem Titel 1967 fiel die erfolgreiche Packers-Mannschaft langsam aber sicher auseinander. Unter Bengtson als Headcoach gab es die erste Losing-Season seit zehn Jahren. Auch Kostelnik wurde getradet, ging 1969 zu den Baltimore Colts. Dort beendete er nach der Saison seine großartige Karriere und kehrte nach Wisconsin zurück. Er übernahm den Posten als Präsident einer Industrie-Zulieferers und wurde später auch dessen CEO. 1989 wurde er in die Packers-Hall-Of-Fame aufgenommen und verstarb vier Jahre später. Am 29. Januar erlag Ronald Kostelnik auf dem Rückweg aus dem Urlaub einem Herzinfarkt.
Dave Robinson sagte noch über ihn: „Ich denke, dass außer den Spielern die mit oder gegen ihn spielten keiner wirklich den Wert von Ron Kostelnik für die Packers verstanden hat.“ Dieses Lob ist vielleicht das größte Kennzeichen der Karriere und des zu kurzen Lebens eines großen Packer!

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