Der Quarterback gilt im Football als die wichtigste Position überhaupt. Das war nicht immer so, gilt aber spätestens seit den 1970er Jahren umso mehr. Da lohnt sich doch mal ein Blick, wer bei den Packers alles als Starter auf dieser Position aktiv war. 53 Namen stehen auf der Liste. Darunter sind Eintagsfliegen, Hall of Famer und Spieler, die eine ganze Generation geprägt haben. Von 1921 bis 2021, von Norm Barry bis Jordan Love: hier sind die Starting Quarterbacks für die einzigwahre Franchise.
Warum eigentlich Quarterback?
Hat sich schon einer mal gefragt, warum der Quarterback so heißt wie er heißt? Ganz einfach: in den Regeln des 15-Mann-Football von 1876 gab es tatsächlich vier Back-Positionen: den Fullback, den Threequarterback (stand dreiviertel der Distanz des Fullbacks hinter der O-Line), der Halfback (stand die Hälfte der Distanz des Fullbacks hinter der O-Line) und eben der Quarterback (stand –richtig- ein Viertel der Distanz des Fullbacks hinter der O-Line). Mit den Regeln von 1880, in denen unter anderem die Line of Scrimmage und die Reduzierung auf elf Spieler eingeführt wurden, änderte sich die Positionierung auf dem Feld. Im Grunde haben wir seit dem die Positionen, wie wir sie heute kennen.
Auch die Art und Weise, wie der Quarterback spielt, hat sich verändert. Am Anfang war das Überschreiten der LOS für den QB verboten und die Arbeit beschränkte sich auf das Übergeben des Balles an die anderen Backs. Später durfte er selber laufen, dann kam der Vorwärtspass dazu und im Laufe der Zeit entwickelte sich der QB zur spielbestimmenden Figur.
Die Ersten: Adolph Kliebhan und Norm Barry
In der ersten NFL-Saison (Damals noch APFA) hatten die Packers zwei Quarterbacks am Start. Im ersten Spiel gegen die Minneapolis Marins (7:6) war Norm Barry der Starter und damit der erste Quarterback der Packers-NFL-Geschichte. Insgesamt kam Barry auf fünf Spiele, von denen er drei gewann, eins verlor und eins Remis spielte. Mit Adolph Kliebhan kam noch ein zweiter Quarterback als Starter zum Einsatz, verlor aber sein einziges Spiel.
Die Herber/Cecil-Ära
Die erste richtige Ära in der Geschichte der Packers-Quarterbacks begann 1932. Arnie Herber, bereits seit 1930 im Team, prägte als einer der ersten Passing-QBs die Liga. Zwar hatte der Lokalmatador (Heber war in Green Bay geboren) nicht sofort einen Stammplatz, aber ab 1932 prägte er die NFL wie noch kein anderer. Dreimal (1932,1934, 1936) warf Herber die meisten Touchdown-Pässe und die meisten Yards in der Liga. Mit ihm gewannen die Packers 1936 und 1939 den Titel. Insgesamt vier Titel feierte Arnie Herber in seiner Hometown.
Apropos 1939: da ging so langsam der Stern eines gewissen Cecil Isbell auf. Der junge Texaner startete in drei Spielen und sollte in seiner kurzen Karriere Rekorde aufstellen. Isbell war der erste Quarterback, der in einer Saison 2000 Yards warf. Dazu warf in 23 Spielen in Folge mindestens einen Touchdown. Erst Johny Unitas (1957) und später Drew Brees (2012) sollten NFL-weit diese Serie brechen. Bei den Packers wurde dieser Rekord erst 2003 gebrochen. Titel waren Isbell, trotz fünf Nominierungen zu den All-Pros, nicht mehr vergönnt. 1943 hing er die Karriere an den Nagel.
Bart Starr: Fünf Titel und zwei Super Bowls
Ab Mitte der 1940er Jahre bis Ende der 1950er Jahre waren die Packers kaum konkurrenzfähig. Das ist besonders für einen Spieler wie Tobin Rote ärgerlich. Denn der nächste Texaner war kein Schlechter. Zweimal war er der beste Passer der Liga, zweimal wurde er in den Pro Bowl gewählt und konnte dennoch die Packers nicht in bessere Zeiten führen. Als sein Nachfolger 1956 gedraftet wurde, ging Rote zu den Lions und feierte mit diesen 1957 den Titel.
Dass der Nachfolger einer der größten Quarterbacks aller Zeiten werden würde, war da nicht abzusehen. Doch Bart Starr übernahm spätestens mit der Verpflichtung von Vince Lombardi als Coach die Chefrolle bei den Packers. Ja, Jim Taylor und Paul Hornung waren de facto die besseren Spieler. Jedoch war Starr der Kopf des Teams. Auch wenn er nur in vier seiner 16 Saisons alle Spieler bestritt, war er aus dem Team nicht wegzudenken. Dass die Packers in dieser Zeit so erfolgreich waren, hatte auch mit ihrem Captain zu tun.
Starr war sicherlich der spektakulärste Passer der 1960er Jahre. Aber zum Einen war er eine der Mitantreiber, dass das Passing Game immer wichtiger wurde. Und zum Anderen hatte er Nerven aus Stahl, war in den entscheidenden Momenten eiskalt. Für den Ice Bowl 1967 kann man das wörtlich nehmen, denn sein Lauf brachte den Sieg. Ein Blick in Starrs Auszeichnungsschrank reicht, um seine Qualitäten zu würdigen. Neben fünf Titeln und zwei Super Bowls stehen dort zwei SB-MVPs, eine MVP-Trophäe (1966), vier All-Pro-Auszeichnungen, vier Pro Bowls und fünfmal die Auszeichnung als NFL passer rating leader.
Nach langer Durststrecke: Brett Favre
Fast schon traditionsgemäß haben es die Nachfolger großer Quarterbacks schwer – gerade wenn diese Legende wie im Falle von Bart Starr selbst an der Seitenlinie steht. Daher dauert es 21 Jahre, bis die Packers den würdigen Nachfolger für Starr fanden. Ohne Frage: Spieler wie Lynn Dickey oder Don Majkowski hatten durchaus Talent, doch aus verschiedenen Gründen schafften sie es nicht in die Rolle der großen Quarterbacks.
Diese übernahm 1992 ein Anderer und dieser hörte auf den Namen Brett Favre. Nachdem sich Majkowski in Spiel drei verletzte, übernahm der damals 22-Jährige Favre das Kommando. Spiel vier war sein erstes als Starter. Sein letztes Spiel war das Championship Game 2007. In diesen 15 Jahren verpasste Brett Favre genau wieviel Spiele? Richtig, keines. In 15 Jahren spielte er 253 Regular Season und 22 Playoff-Spiele ohne Pause. Gerade in der NFL der 90er und frühen 2000er Jahre ist das ein fast absurder Wert.
Der Rest ist Geschichte: fast 67000 Passing Yards (RS und PO kombiniert), 481 Touchdown-Pässe, ein Super Bowl, drei MVP-Trophäen, 11 Pro Bowls, sechs All-Pro-Nominierungen und noch viel mehr stehen in den Büchern. Auf dem Feld war Brett Favre die prägende Figur seiner Zeit und auch 12 Jahre nach seinem Karriereende ist er sportlich einer der besten Spielmacher der Geschichte. Dass er sich mit seinem Abgang zu den Jets sein eigenes Denkmal ein wenig eingerissen hat, hat aber dennoch einen Schatten hinterlassen.
Embed from Getty ImagesImmer oben dabei: die Ära Rodgers
Dass sein Nachfolger ihn noch in den Schatten stellt, hätte anno 2008 auch niemand gedacht. Und nach der ersten Saison sowieso nicht, denn die 2008er Spielzeitvon Aaron Rodgers war sicherlich nicht gut, auch wenn das Talent durchaus aufblitzte. Doch danach explodierte AR12 bekanntlich, was in einem Ring, vielen Rekorden und diversen Auszeichnungen endete. Und es bleibt zu hoffen, dass zumindest 2021 noch der eine oder andere Rekord, die eine oder andere Auszeichnung oder noch ein Titel dazu kommt. Rodgers ist ähnlich unangefochten wie Favre, kann aber nicht die „perfekte Spielbilanz“ aufweisen.
Das liegt natürlich an den Verletzungen, die Rodgers 2013 und 2017 viele Spiele kosteten. Entsprechend ist die Zahl der Back-Ups, die zu Einsätzen kamen, recht groß. Gleich fünf davon durften starten, allen voran die „Rekordhalter“ Brett Hundley (neun Spiele) und Matt Flynn (sechs). Seneca Wallace und Scott Tolzien kamen dazu. Wallace reihte sich eine sehr illustre Reihe ein, denn er ist einer von elf Quarterbacks, der nur einmal als Quarterback-Starter für Green and Gold auf dem Platz stand.
Embed from Getty ImagesWas fällt auf?
Betrachtet man die Geschichte der Quarterbacks in Green Bay, so fällt auf, dass die Packers immer dann erfolgreich waren, wenn es den unangefochtenen Starter gab. Ob Herber, Cecil, Starr, Favre oder Rodgers: immer wenn ein Quarterback eine Ära geprägt hat, dann gab es Titel. Ja, auch Lynn Dickey oder Tobin Rote zeigten starke Leistungen, waren aber lang nicht so unangefochten wie die eben ein Starr, ein Herber oder ein Rodgers.
Alle Starting Quarterbacks der Packers-NFL Geschichte auf einen Blick
*Die Spiele betrachten die Gesamtzahl aller Regular Season und Playoff-Partien. Der angegebene Zeitraum zeigt, wie lang die Spieler das Trikot in Grün und Gold trugen.
Norm Barry (1921): Fünf
Adolph Kliebhan (1921): Eine
Charlie Matthys (1922-26): 45
Earl „Curly“ Lambeau (1925): Eine
Everett „Pid“ Purdy (1926): Acht
Joseph „Red“ Dunn (1927-1931): 44
Roy „Bullet“ Baker (1928-1929): Drei
Jack Evans (1929): Eine
Arnie Herber (1930-1940): 53
Paul Fitzgibbon (1931): Sieben
Roger Grove (1931): Drei
Cecil Isbell (1938-1942): 24
Hal van Every (1940-41): Zwei
Tony Canadeo (1942-1952): Sechs
Irv Comp (1943-1949): 22
Roy McKay (1944-1947): Eine
Cliff Aberson (1946): Eine
Jack Jacobs (1947-1949): 17
Perry Moss (1948): Eine
Stan Heath (1949): Eine
Earl „Jug“ Girard (1948-1951): Zehn
Tobin Rote (1950-1956): 62
Bobby Thomason (1951): Vier
Vito „Babe“ Parilli (1952-1953, 1957-1958): 14
Bart Starr (1956-1971): 167
Joe Francis (1958-1959): Eine
Lamar McHan (1959-1960): Elf
Zeke Bratkowski (1963-1968, 1971): Neun
Don Horn (1967-1970): Sechs
Scott Hunter (1971-1973): 30
Jerry Tagge (1972-1974): Zwölf
Jim del Gaizo (1973): Drei
John Hadl (1974-1975): 19
Jack Concannon (1974): Zwei
Don Milan (1975): Eine
Lynn Dickey (1976-1985): 103
Carlos Brown (1975-1976): Drei
Randy Johnson (1976): Eine
David Whitehurst (1977-1983): 37
Randy Wright (1984-1988): 25
Jim Zorn (1985): Fünf
Don Majkowski (1987-1992): 49
Alan Risher (1987): Drei
Anthony Dilweg (1989-1990): Sieben
Blair Kiel (1988, 1990-91): Zwei
Mike Tomczak (1985-1990): Sieben
Brett Favre (1992-2007): 275
Aaron Rodgers (seit 2005): 221
Matt Flynn (2008-2011, 2013-2014): Sechs
Scott Tolzien (2013-2015): Zwei
Seneca Wallace (2013): Eine
Brett Hundley (2015-2017): Neun
Jordan Love (seit 2020): Eine