Jeff Hafley – der neue Defensive Coordinator im Portrait

Die Green Pay Packers haben am 31. Januar 2024 mit Jeff Hadley ihren neuen Defensive Coordinator vorgestellt. Im Vorfeld gab es einige Namen zu lesen, die die Packers kontaktiert und/oder interviewt hatten, aber am Ende wurde es ein Name, der zuvor gar nicht von den üblichen Informationsquellen genannt wurde.

Wir wollen Euch einen detaillierten Blick gen Jeff Hafley ermöglichen und dabei nicht nur seine Vita, seinen Spielstil/Scheme und seine erste Pressekonferenz unter die Lupe nehmen. Auch die Erwartungen der Fanbase der Packers und ein Ausblick auf die kommende Spielzeit, sind im Fokus dieses Überblicks.

Vita

Geboren wurde Jeff Hafley am 4.April 1979 im Bundesstaat New Jersey. Seine eigene Footballkarriere war nicht sonderlich hochklassigen, weshalb er sich schon früh dem Coaching verschrieb. Im Alter von 22 Jahren war er bereits Runningbacks Coach an einem kleineren College.

Seine erste namhafte Station war Pitt (Pittsburgh) als Defensive Assistant und später Defensive Backs Coach (2006-2010). Über den Umweg Rutgers erreichte er 2012 das erste Mal die NFL und war in Tampa Bay als Assistant Defensive Backs Coach (2012) tätig. Nachdem er im Folgejahr den Zusatz “Assistant” abgegeben hatte und mehr Verantwortung inne hatte, wurde er von den Cleveland Browns für die gleiche Position abgeworben. Hier arbeitete er übrigens unter dem ehemaligen Defensive Coordinator der Packers Mike Pettine.

Ein bedeutender Wechsel stand 2016 an, denn es ging nach San Francisco. Erneut arbeitete Jeff Hafley dort als Defensive Backs Coach und als Kyle Shanahan nach San Francisco kam, tauschte er quasi den kompletten Staff aus. In relevanter Rolle blieb nur Hafley bei den 49ers und arbeitete dann unter Defensive Coordinator Robert Saleh (mittlerweile Headcoach der NY Jets). Hier kommen auch die Querverbindungen zu Matt LaFleur ins Spiel. Matt’s Bruder Mike war seinerzeit auch bei den 49ers. Eventuell kennt Jeff Hafley Mike LaFleur sogar aus den Zeiten in Cleveland, als Mike noch “Praktikant” (Intern) war.

Nach einer gemeinsamen Saison mit Shanahan in San Francisco, ging Hafley in prominenterer Rolle zurück ans College und war Co-Defensive Coordinator (und Defensive Backs Coach) für die Ohio State Buckeyes im Jahre 2019. Am Ende dieser Saison wurde einer seiner Defensive Backs an Position 3 im NFL Draft ausgewählt. Jeff Okudah hat danach zwar meistens eine unglückliche Figur in der NFL abgegeben, aber das ändert am qualitativ guten Coaching am College nichts.

Worte zu Hafley aus dem Jahr 2020

Nach einer Saison in Ohio erhörte Hafley dann den Ruf des Boston College und war dort über vier Jahre hinweg Headcoach. Seine Bilanz mit 21 Siegen bei 26 Niederlagen ist jetzt nicht beeindruckend, aber hier darf man eben nicht vergessen, dass solche Bilanzen bei eher weniger prominenten Colleges letztlich normal sind und man drei von vier Jahren dort mit der Performance seines Teams zufrieden war. Zum Abschluss konnte er auch eine siebenjährige Durststrecke beenden und ein Bowl Game für das Boston College gewinnen.

Spielstil/Scheme

Am College hat Jeff Hafley einen anderen Stil spielen lassen, als es die Green Bay Packers zuletzt in der NFL taten. Das beginnt damit, dass Hafley mit einer 4-3-Defense spielen ließ. Auch seine Aufstellung des Defensive Backfields differierte zu dem, was wir zuletzt bei den Packers sahen.

In den Spielzeiten 2021 und 2022 gab es kein Team am College, das mehr Cover 1 (also nur ein Safety tief) spielen ließ. 2023 lag das Boston College hier immer noch auf Rang 5. Runtergebrochen bedeutet das Folgendes:

Die Cornerbacks stehen oft in einem 1 gegen 1 Matchup und haben wenig bis keine Hilfe von den Safeties zu erwarten. Der Safety, der nicht tief aufgestellt ist, befindet sich in der Box, bzw. in der Nähe der Box und kann von dort aus in Coverage droppen oder eben aus einer zusätzlichen Position abseits der Defensive Line Druck auf den gegnerischen Quarterback erzeugen.

In Bezug auf die 4-3 Defense ist anzumerken, dass den Linebackern unter Hafley, eine andere Rolle zukam. Hafley liebt es, seine Linebacker aggressiv spielen zu lassen. Das bedeutet nicht nur, dass sie regelmäßig blitzen sollen, sondern eben auch, dass sie die Augen auf dem Ball lassen und Bälle abwehren, bzw. abfangen sollen. Aktiv ist hier das Schlüsselwort. Natürlich wird man hier den Kader der Packers wohl anpassen müssen, aber dafür ist eine Offseason auch da.

Ein tolles Interview mit Hafley. Hier geht er auch genau auf seine Ansicht zur Defense, zu seinem Scheme nochmals ein (ab Minute 38:50)

Am College war die Defense von Hafley auch dafür bekannt, dass sie zusätzlich zum Safety in der Box, noch weitere Spieler gerne herumgeschoben hat und teils mit sechs Leuten an der Line aufgekreuzt ist. Von den sechs Spielern haben nicht alle am Pass Rush dann teilgenommen, aber der Druck wurde angezeigt und hat der Offense keine Ruhe gelassen und ihnen verschiedenste Looks angeboten.

Aus dem Cover 1-Konzept konnte man schon direkt schließen, dass auf den Cornerbacks viel Verantwortung liegen wird und hierzu betont Hafley immer wieder, dass er glaubt, dass Spieler den Kontakt zum Gegner mögen und sich vermehrt in Spielzüge hineinbeissen, weshalb er auch Press Man Coverage “liebt”. Man kann wohl unverhohlen behaupten, dass ein Jaire Alexander solche Worte genau gehört haben wird, denn das dürfte genau seine Art Spiel, sein Scheme sein.

Die Rückmeldung aus der Footballwelt zu Hafley war durchweg positiv und von allen Seiten wurde erwähnt, dass Hafley ein absoluter Detailnerd sei, der aber dennoch den Spielern viel Vertrauen, viel Entscheidungsfreiheit gibt. Spieler mögen das und scheinbar auch ihn.

Ob seine Defense dann eine 4-3 wird oder doch formal bei 3-4 bleibt, erscheint zweitrangig (auch weil diese Base heute nur noch rund 30% der Spielzüge ausmacht), denn man kann sich sicherlich auf unterschiedlichste Looks, Aggressivität und ein ganz anderes Spiel für Cornerbacks und Safeties einstellen – gleich aus welcher Formation.

In Sachen Coaching Staff hat Jeff Hafley natürlich bereits Einfluss gehabt und sich seinen Staff wie folgt zusammengestellt:

  • Jason Rebrovich – Defensive Line; war zuletzt Outside Linebacker Coach und Pass Rush Specialist. Seine Rolle wird größer, aber wohl geteilt mit Oghobaase
  • Vince Oghobaase – Assistant Defensive Line; bringt Hafley vom Boston College mit und wird sich wohl um die Interior Defensive Line kümmern
  • Anthony Campanile – Linebackers Coach; kommt von den Dolphins und Hafley sieht in ihm einen “hervorragenden Coach”; spannender Punkt ist, dass die Dolphins mit Jerome Baker einen ihrer Starting Linebacker aus finanziellen Gründen entlassen haben…
  • Ryan Downard – Safeties/Defensive Backs; verbleibt in seiner alten Rolle; Hafley und Downard waren zusammen in Cleveland 2014/2015
  • Derrick Ansley – Cornerbacks (offizieller Titel Defensive Passing Game Coordinator); war zuletzt Defensive Coordinator bei den Chargers
  • Weitere Spots mit Quality Control Coaches werden sicher noch besetzt, aber die neuen Hauptfiguren sind unter Vertrag.

Einen detaillierten Blick auf den Coaching Staff unter Hafley wird euch in Kürze erwarten!

Erste Pressekonferenz

Ende Februar war es dann soweit und Jeff Hafley trat das erste Mal in Green Bay vor die Mikrofone und gab einen Ausblick, warum er den Posten als Headcoach am Boston College für Green Bay aufgab und seine Antwort war eindeutig und schmeichelnd zugleich.

“This is like the mecca of the Football world to me” – Jeff Hafley

Man hatte schnell das Gefühl, dass Hafley für den Job, für die Situation und Möglichkeit in Green Bay brennt. Hier die wichtigsten Knackpunkte in Kurzform:

  • Hafley wollte mit LaFleur zusammenarbeiten. Sie kennen sich flüchtig.
  • Verteilte auch ein Kompliment an General Manager Brian Gutekunst, der aus seiner Sicht, immenses Talent die letzten Jahre eingesammelt habe
  • Er hat Lust darauf, für ein Team zu arbeiten, das letztes Jahr derart zusammengefunden hat
  • Bezüglich seiner Defense: die Spieler sollen in Situationen kommen, in denen sie erfolgreich sein und ihre Qualitäten zeigen können
  • Das sollte gelingen, über das Scheme aber auch eine Simplifizierung und Kommunikation
  • Er möchte insgesamt nicht zurückschauen, sondern den Blick nach vorne richten
  • Bezüglich der Safety-Position: Hafley schaut nach Spieler, die Dinge beenden können, den Blick gen Ball richten und aktiv spielen
  • Man Coverage liegt ihm am Herzen und er betonte mehrfach, dass er natürlich Press Man Coverage sehr schätzt, sich aber nicht darauf reduzieren lassen möchte
  • Der gegnerische Quarterback müsse stetig unter Druck sein und hier will er kreativ Druck erzeugen.
  • Seiner Ansicht nach spielen die Spieler schnell und aggressiv, wenn die Defense simpel zu verstehen und klar kommuniziert ist, wenn man nicht überlegen muss. Das ist einer seiner zentralen Ansätze. Vielfältiger, kreativer Druck, aber für die eigenen Spieler einfach zu verstehen und umzusetzen
  • Spieler sollten keine Angst haben, sondern mit Selbstvertrauen die Plays angehen
  • Möchte keine “Free Plays” abgeben, die gegnerische Offense muss sich ihre Plays “verdienen”
  • Hat kein festes Scheme vorgeplant, will sich an den Qualitäten der Spieler orientieren
  • Bei 3rd down müssen die vier besten Passrusher auf dem Feld stehen
  • Ist begeistert, mit einigen Spieler zukünftig zusammenzuarbeiten
  • Glaubt, dass viele Elemente für eine gute Defense bei den Packers bereits im Team/der Franchise sind

Es gab natürlich noch weitere kleine Hinweise, aber das würde den Rahmen sprengen. Das hier dürften die Kernpunkte sein. Wer mehr hören will:

Markante erste Pressekonferenz von Jeff Hafley

Erwartungen

Die Erwartungen an Jeff Hafley sind natürlich groß. Die Defense unter Joe Barry hatte gemäß Aussage von Matt LaFleur ein Kommunikationsproblem und genau hier setzt Hafley wohl auch an. Talent dürfte in der Defense genug vorhanden sein, denn 12 der letzten 13 Picks in Runde 1 gingen gen Defense und auch in den hinteren Runden haben die Packers zuletzt passable NFL-Spieler für die defensive Seite gefunden.

Die Erwartungen sind in Zahlen nur schwer auszudrücken, aber es geht wohl auch mehr um den Spirit, den Ansatz und irgendwo auch das Gegenhalten und Anpassen. Das vorhandene Talent soll sich entfalten dürfen, soll die Stärken zur Geltung bringen können und sich wohl fühlen, sich entwickeln.

Die Defense selbst soll aktiv spielen, den Gegner ärgern, nerven und unbequem sein und den Aussagen von Hafley nach, möchte er auch genau das. Hier wird wichtig sein, dass Hafley sich schnell akklimatisiert und die Defense anpasst, den Gegner überrascht.

Daran, dass er aggressive Calls reingeben wird, dürfte wohl wenig Zweifel herrschen und damit geht die größte Erwartung einher, nämlich, dass sich die Defense der Packers nicht mehr überrollen lässt. Man hatte zuletzt oft das Gefühl, dass Joe Barry mit seiner Unit zugeschaut hat und mehr auf Hoffen denn Agieren gesetzt hat. Das Thema ist hoffentlich ad acta gelegt und man wird es Hafley auch verzeihen, wenn er mal zu aggressiv war und kalt erwischt werden.

Erwarten kann man sicherlich auch, dass Hafley seine Idee einer funktionierenden Defense kreativ angeht und Spieler sucht, die flexibel sind. Natürlich hat er in seiner Karriere als Coach, schon den Weg mit einigen NFLern gekreuzt und davon sind auch einige Free Agents.

Jordan Fuller ist nun Free Agent und ist vielleicht gar ein zukünftiger Packer!

Hinzu kommen noch alle Spieler, die mit den neuen Coaches irgendwo zusammengearbeitet haben. Festhalten kann man aber, dass die Gesamtauswahl in Free Agency und Draft nicht gänzlich unpassend erscheint und General Manager Brian Gutekunst auch wohl willens ist, hier personell nachzulegen, um gute Voraussetzungen zu schaffen.

S Xavier McKinney, zuletzt bei den Giants, war unter DB Coach Ansley seinerzeit am College in Alabama. Eine Option? Womöglich!

Es wäre eher verwunderlich, wenn die Packers in der Defense nicht all zu viel machen. Liest man zwischen den Zeilen, dann kann man wohl schon erwarten, dass hohes Draftkapital und auch finanzieller Spielraum in die Defense gepackt werden.

Von seinem Wording, seinen Aussagen her, passt Jeff Hafley recht gut zu Matt LaFleur und die beiden könnten, im besten Falle, für geraume Zeit ein interessantes Gespann auf NFL-Level abgeben, wenn Hafley seinen Worten auch die Taten folgen lässt und die Defense der Packers sich von der Lachnummer zu mindestens achtbar mausert.

Ausblick

Hier tritt nun die Realität in unsere Welt. Jeff Hafley ist kein Magier und hat das erste Mal eine derartige Verantwortung inne. Während die Defense talentiert ist, so hat sie dennoch einige personelle Baustellen. Natürlich darf man hoffen, dass ein Free Agent-Signing oder ein Draftpick gleich einschlägt, aber man muss auch hier mit Wachstumsschmerzen rechnen. Es wird nicht alles von Beginn an funktionieren und auch Hafley wird schnell hinzulernen müssen.

Kann man trotzdem davon ausgehen, dass wir eine bessere Defense in der kommenden Saison geboten bekommen? Wahrscheinlich, denn Joe Barry konnte selten durchschnittlich oder besser mit seiner Defense abliefern und daher hat Jeff Hafley schnell die Möglichkeit, hier zu punkten und einen guten Eindruck zu hinterlassen. Etwas Luft und Zeit sollte man ihm aber dennoch geben und auch kleine Schritte würdigen, so lange sie in die richtige Richtung gehen. Vom Ansatz her bin ich auf jeden Fall überzeugt, dass die Defense der Packers 2024 nicht mehr passiv agieren wird und alleine das sollte ein Mehrwert für uns Fans, aber vor allem das Team, sein.

Ein Gedanke zu “Jeff Hafley – der neue Defensive Coordinator im Portrait

  1. Sehr cool geschrieben, verständlich auch für den, der nicht so tief in Regel, Taktik und Task einzelner Rollen verankert ist.

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