Es fährt ein Zug nach Inglewood – oder wohin geht die Reise?

Die Saison der Packers ist zu Hälfte vorbei. Durch den Sieg gegen die Arizona Cardinals haben die Packers mit dem siebten Sieg in Folge auf 7-1 gestellt. Die NFC North führen die Packers mit zwei Siegen gegen Division-Rivalen souverän an. Insofern ist doch alles gut, das Ticket für den Zug nach Inglewood kann gebucht werden. Oder doch nicht? Ist nicht alles Gold, was glänzt? Unsere Autoren werfen einen (kritischen) Blick auf die erste Saisonhälfte.

Winnie: „Die mannschaftliche Geschlossenheit ist die wahre Stärke“

Nach der Niederlage gegen die Saints im Auftaktspiel war ich mir nicht sicher, was diese Saison für uns bereit hält. Die Klatsche war heftig und es schien, als habe die Posse um Aaron Rodgers in der Offseason dem Team geschadet. Doch dann fuhren die Packers einen Sieg nach dem Anderen ein. Mit dem Erfolg gegen die Cardinals haben sie zuletzt ein echtes Statement gesetzt.

Es ist nicht alles Green and Gold war glänzt. Die Defense ist nicht immer auf der Höhe und auch die Offense ist nicht immer so konstant, wie wir das gerne sehen würden. Hinzu kommen die vielen Verletzungen in allen Mannschaftsteilen. Spätestens hier sollte man meinen, dass die Packers straucheln und schlechte Leistungen hiermit erklären. Doch im Gegenteil: die Packers schaffen es, all dies zu kompensieren. Diesen Erfolg schreibe ich unserem Headcoach zu, der es wirklich immer schafft, einen guten Gameplan zu erstellen. Wahrlich ein Meister seines Fachs. Und daher bin ich mittlerweile auch der festen Überzeugung, dass es die Packers bis nach Inglewood schaffen werden.

Auch wenn nicht alles rund läuft, so ist die mannschaftliche Geschlossenheit die wahre Stärke des Teams um Aaron Rodgers. Und dieser Schlüssel wird die Packers auch zum ganz großen Erfolg führen. Wir können gespannt sein, was noch alles auf uns wartet.

Chris: „Die Packers sind absolut in der Lage in den Super Bowl zu kommen!“

Jetzt unmittelbar nach dem Cardinals-Spiel ist die Euphorie im Allgemeinen natürlich auf ihrem bisherigen Höhepunkt. Und das zurecht! Auch bei mir. Die Packers stehen 7-1 und haben ohne zahlreiche Starter beim einzigen ungeschlagenen Team der NFL gewonnen. Dazu wurde ein extrem wichtiger Tiebreaker für sich entschieden.

Im Großen und Ganzen hat sich aber wahrscheinlich gar nicht so viel verändert. Die Packers spielen diese Saison vor allem offensiv mit deutlich weniger Glanz und insgesamt auch schlechter als in der Vorsaison . Es war aber auch nicht zu erwarten, dass man das historisch gute Niveau der Saison 2020 hält. Nach Week acht würde ich sagen: Die Packers sind absolut in der Lage in den Super Bowl zu kommen. Die eigene Qualität reicht aktuell definitiv dafür.

Das größte Problem ist in meinen Augen die unfassbar breite Spitzengruppe in der NFC, in der sich, für mich,jedes Team auf einem Niveau befindet. Ich würde den Packers, Rams, Cardinals, Bucs und Cowboys Stand jetzt den Einzug in den Super Bowl und damit den NFC Titel zutrauen. Eine Spitzengruppe mit fünf Teams, die derart ausgeglichen ist, gab es schon lange nicht mehr. Die Packers können jedes dieser Teams schlagen, aber können auch gegen jedes dieser Teams verlieren, ohne dass jemand überrascht wäre. Die Packers haben in den vier Wochen vor der Bye Week gegen die Chiefs, Seahawks, Vikings und Rams einen unglaublich harten Schedule. Dementsprechend haben sie nach dem Prestigesieg in Arizona auch die Chance, sich durch weitere überzeugende Auftritte gegen Top-Competition innerhalb der NFC etwas abzusetzen.

Christian: „Ich ziehe meinen Hut.“

7-1 nach Woche acht – hätte mir dies nach dem Saisonauftakt bei den Saints jemand gesagt, hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt. Aber nun genießen wir den Moment, freuen uns darüber, dass es aktuell so gut läuft. Wobei ich Winnie beipflichten muss: es ist nicht alles Green and Gold, was da draußen glänzt.

Der Offensivmotor stottert phasenweise gewaltig. Die Defensive schwankt selbst innerhalb einer Partie häufig zwischen Genie und Wahnsinn. Und dennoch ist sie statistisch eine Top10-Defense, hält die Gegner in sechs von acht Partien bei 22 oder weniger Punkten. Und ja, es gehörte auch ein wenig Glück dazu. Der recht machbare Schedule, 49ers in Zeit-Spendierlaune oder Green, der sich vom Spiel ausstöpselt – vom Missed Field Goal-Wahnsinn in Cincinatti ganz zu schweigen. Hier ein Ding an der falschen Stelle und die Packers stehen 5-3 oder 4-4. Aber nun ja: Glück gehört dazu, wenn du die Ausfahrt nach Inglewood nehmen willst.

Was mir viel mehr imponiert, ist nicht nur die bereits angesprochene mannschaftliche Geschlossenheit. Es ist viel mehr, wie Spieler aus der zweiten und dritten Reihe das nötige Selbstvertrauen eingeimpft bekommen, um spielentscheidend zu sein. Und dann kannst du ein Topspiel gewinnen, obwohl den Packers sieben Stammspieler fehlen. Andere Teams kommen schon ins Schwimmen, wenn ein Star fehlt. Den Packers fehlen mal eben der beste Receiver, der beste Cornerback und der beste Left Tackle der Liga, gepaart vier weiteren Startern. Da kann ich nur den Hut vor dem Charakter dieses Teams und der Arbeit des Coaching Staffs ziehen. Chapeau, meine Herren! Ich buche schon mal das Ticket nach Inglewood!

Jo: „Das Team und Matt LaFleur haben mich schwer beeindruckt.“

Viele haben die Saison nach dem Opener gegen die Saints schon abgeschrieben gehabt. Mittlerweile können wir glaube ich festhalten, dass das Spiel ein Ausreißer war. Ob die Spieler noch in der Sommerpause waren, es das Wetter in Florida war, ist letztendlich egal. Das Spiel hat für den weiteren Saisonverlauf kaum Auswirkungen gehabt. Vielleicht war es sogar der Schuss vor den Bug, den es nach einer turbulenten Offseason gebraucht hat.

Es folgten mehrere Spiele, in welchen die Packers zwar nicht spektakulär gewonnen haben, aber immer souverän aufgetreten sind. Dann das Spiel in Woche 8 bei den Cardinals. Kurze Woche, auswärst, Covid treibt sein Unswesen im Team. Mit die denkbar schlechtesten Voraussetzungen. Dazu eine ewig lange Verletztenliste und mit den Cardinals ein Gegener, die bis dato ungeschlagen war. Diesen Sieg gegen die Cardinals kann ich gar nicht hoch genug bewerten. Das war ein echtes Ausrufezeichen! Das Team und auch Matt LaFleur haben mich schwer beeindruckt. Ja, die Packers hatten in der letzten Spielsituation Glück, aber das man überhaupt in dieser Situation kurz vor Spielende war, hätte niemand erwartet. Für mich gibt es auch keine Diskussion darüber, dass die Packers das Spiel verdient gewonnen haben.

Nach diesem Spiel ist für klar, dass die Packers auch bis in den späten Januar hinein in aller Munde sein werden. Für mich ist das Team (und auch Matt LaFleur) diese Saison nochmal ein Stück weiter. Die Art und Weise wie Verletzungen kompensiert werden können und wie sich auch unser Coach weiterentwickelt hat, macht mich sehr optimistisch. Dazu werden wir einige Leistungsträger im Laufe der Saison zurückbekommen. Ich bin davon überzeugt, dass wir dieses Jahr endlich den großen Wurf landen können!

Markus: „Der Gesamteindruck täuscht.“

Die Packers haben aus einem katastrophalen Start offensichtlich ihre Lehren gezogen und marschieren seither ungeschlagen durch die Liga. Sie konnten mit den Bengals und den Cardinals zwei Teams schlagen, die sehr gute Starts in die Saison erwischt haben (meiner Meinung nach aber auch ein bisschen über ihrem Niveau spielen).  Dazu konnten sie als bisher EINZIGES Team die Cardinals bezwingen und dies trotz eines Kaders, der deutlich durch Verletzungen gezeichnet war. MLF und AR zeigten wieder eine Masterclass von ihrer Seite in diesem Spiel.

Leider täuscht der Gesamteindruck über die einzelnen Leistungen in den Spielen hinweg. Da bestand immer noch Steigerungspotential auf beiden Seiten. Die Packers haben beispielsweise auch, mit den zwei obigen Ausnahmen, gegen kein Team gespielt, dessen Offensive besser als Rang 20 in der NFL war. Defensiv profitiert die Truppe aktuell sehr von den Turnovern, einem unfassbar aufspielendem Campbell (Lob an die Scouts und Gutekunst ist an der Stelle mehr als angebracht) und Kenny Clark, der auf All Pro Kurs liegt. Ansonsten ist die Schwäche gegen den Lauf leider ein Thema, welches uns nicht verlassen will. Auch die Special Teams sind leider, leider echt nicht gut.

Wenn man sich jetzt den kommenden Schedule anschaut und wie diese Teams aktuell performen, kann man sich schon mal die Playofftermine im Kalender markieren. Denn die Packers können eigentlich nur gesünder werden und mit Z. Smith sowie DBak kündigen sich ja die ersten Rückkehrer an. Mal schauen wie die Jungs ihre Verletzung kompensieren.

Wie die Playoffs laufen werden ist immer ein schwieriges Thema, aber dort warten einige harte Matchups mit den Cowboys, den Rams und den Bucs mit Brady. Ich befürchte, dass eines dieser Teams uns im Championship den Gar ausmachen wird.

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