Bittersweet Symphony – das Ende einer turbulenten Saison

Die Saison der Green Bay Packers ist nach der Niederlage gegen den Angstgegner aus San Francisco beendet. Im regnerischen Santa Clara, war in der Divisional-Round Endstation für die Mannen von Matt LaFleur. Eine Bittersweet Symphony, denn die Packers waren über weite Strecken das bessere Team und hätten dieses Spiel niemals verlieren dürfen. Das lässt einen mit gemischten Gefühlen zurück. Man ist enttäuscht, dass man die große Chance nicht nutzen konnte, aber gleichzeitig auch stolz und dankbar auf das jüngste Team der NFL.

Man ist mit ganz anderen Erwartungen gestartet und hatte die Saison zur Hälfte eigentlich schon abgehakt – der Titel dieser Kolumne, „Upside Down“, könnte nicht besser zur Saison passen. Die Entwicklung in den letzten Monaten war wirklich rasant und verspricht eine rosige Zukunft, denn eines kann man sich sicher sein. Die Packers haben ihren Franchise Quarterback gefunden. In der letzten Ausgabe Upside Down für diese Saison, wird es zum Ende hin nicht wie gewohnt den Gewinner und Verlierer der Woche geben, sondern meinen persönlichen Most Valuable Player und Most Disappointing Player of the Year.

Die Tops der Woche

Defensive Rookie of the Year

Diesen Titel innerhalb unserer Organisation, hat sich nicht First Round Pick Lukas von Ness geholt, sondern Sixth Round Pick Karl Brooks. Der Defensive Linemen von Bowling Green, konnte auch im letzten Spiel der Saison überzeugen und mit einer PFF-Grade von 90,7 glänzen. Brooks hat sich gerade als Interior Pass Rusher super entwickelt. Die Packers haben hier einen echten Steal gelandet und mit einer weiteren Off-Season und der Erfahrung aus diesem Jahr, könnte Brooks sich im nächsten Jahr zu einem Anchor in der Defensive Line entwickeln.

Aaron Jones needs to stay

Die Running Back Position steht vor einem etwaigen Umbruch in der Off-Season. Dillons Vertrag läuft aus und Aaron Jones Vertrag ist so teuer, dass auf finanzieller Sicht ein Cut logisch wäre. Das wird aber hoffentlich nicht passieren, denn Jones ist zum ersten Mal in seiner Karriere fünf Spiele am Stück für über 100 Yards gelaufen. Wenn fit, ist Jones immer noch ein Unterschiedsspieler und absolut jeden Penny wert. Er hat diese Offense nach seiner Rückkehr auf ein neues Level gehoben und auch zwischenmenschlich kann man kaum auf ihn verzichten. Man wird hier hoffentlich zusammen eine gute Lösung finden.

Ahead of Schedule

Das jüngste Team der NFL, hat erst den Second Seed vorgeführt und konnte dann den First Seed aus San Francisco das Leben unheimlich schwer machen und sogar über drei Viertel bestimmen. Diese Entwicklung ist unglaublich beeindruckend, denn die Packers sind deutlich weiter, als zu erwarten war und als es alle Experten erzählen. Das ist gleichzeitig eine große Chance, in der Off-Season an den richtigen Rädchen zu drehen, um nächstes Jahr wieder richtig angreifen zu können. Man konnte jetzt wertvolle Erfahrung in den Playoffs sammeln und wird den Frust und die Enttäuschung des Ausscheidens als Antrieb nehmen, um noch besser zurückzukommen. Die Jungs werden sich entwickeln und es wird Qualität von außen dazu kommen. Als Fan darf man sich nach den letzten dramatischen und turbulenten Off-Seasons, endlich wieder auf eine ruhige und spannende freuen.

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Special Team Awakening

Die Special Teams haben zuletzt auch immer wieder Kritik erfahren müssen. Gegen die 49ers hat man aber vermutlich das beste Spiel der Saison gezeigt und seinen Anteil dazu beigetragen, dieses Spiel so eng zu gestalten. Defensive Linemen Colby Wooden konnte einen ganz wichtigen Field Goal Versuch von Kicker Jake Moody blocken. Zu dem Zeitpunkt ein ganz wichtiger Block. Keisean Nixon konnte auch nochmal zeigen, was er eigentlich kann und hat mit seinem großartigen Return für 73 Yards einen Touchdown auflegen können. Dass er den Ball fumbled, war natürlich nicht gut – aber umso beeindruckender war die recovery von Wilson, der als Erstes da war und blitzschnell geschaltet hat. Kicker Anders Carlson klammern wir hier als einzigen negativen Aspekt mal aus.

Die Flops der Woche

Redzone Offense

Wie wäre das Spiel wohl ausgegangen, hätten die Packers ihre Möglichkeiten in der Redzone einfach konsequenter genutzt!? Das Leben ist leider kein Konjunktiv und das Ergebnis ist, wie es ist. Man hat schlicht und einfach zu viel liegen gelassen. Gerade in der ersten Halbzeit stand man ganze drei Mal in der Redzone und konnte zur Halbzeit dennoch nur sechs Punkte verbuchen. Zwei Field Goals und ein Turnover on Downs, sind eine wirklich enttäuschende Ausbeute und hätten das Spiel zur Halbzeit schon eher unsere Richtung drücken können. Hier war es nicht nur der Mangel an Erfahrung, auch Matt LaFleur hat hier nicht die besten Plays gewählt, um seine Jungs in Position zum Scoren zu bringen.

4th Quarter

Am Ende des Tages gab es viele Kleinigkeiten, die dafür gesorgt haben, dass man dieses Spiel doch nicht gewonnen hat. Ein großer Teil dessen ist aber zweifellos das vierte Quarter gewesen. Das Team hat es als Gesamtes nicht mehr geschafft, die Führung über die Runden zu bekommen. Das fängt beim Coaching an und hört bei der Execution in allen Teamteilen auf. Die Offense hat es durch individuelle Fehler und schlechtem Coaching nicht geschafft, weitere Punkte aufs Board zu bringen. Matt LaFleur hat das Laufspiel, was richtig gut lief, zwischendurch wieder komplett ignoriert. Die Defense hatte ein erstaunlich gutes Spiel insgesamt, hat dann im letzten Viertel aber eben doch noch 10 Punkte abgeben und konnte die strauchelnde Offense nicht entlasten. Gerade im letzten Drive der 49ers gelang nicht der so wichtige Stop, obwohl man die 49ers mehrmals bei einem 3rd Down hatte. Dazu kommt dann noch Kicker Anders Carlson, der das wichtige Field Goal verpasst, was die Packers zumindest die Overtime beschert hätte. Am Ende hat dann vielleicht doch die Erfahrung, Ruhe und zum Teil auch Qualität gefehlt.

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Back on Earth

Jordan Love hatte per se kein so schlechtes Spiel und hat seinem Gegenüber in meinen Augen trotzdem outplayed. Dennoch war Love nicht unverantwortlich für diese Niederlage und dürfte wieder ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurückgekommen sein. Am Ende waren seine zwei Turnover und ein ganz brutaler Miss bei 3rd Down auf einen weit offenen Aaron Jones dann zu viel, um das alles zu überkommen. Drei große Fehler, die sicherlich mal passieren können, aber in solchen Spielen dann kosten. Die letzte Interception war dabei völlig unnötig und dumm. Das hat keiner kommen sehen und erinnerte an längst vergessene Zeiten von Anfang der Saison. Love wollte hier Hero-Ball spielen und ein Big-Play erzwingen, wo keines war. Er wird daraus lernen und den Ball nächstes Mal sicherlich wegwerfen. Seine PFF-Grade von 54 unterstreicht nochmal sein schlechtestes Spiel seit Wochen. Love hat uns aber auch erst dorthin geführt und es war klar, dass so was nochmal kommen wird. Nichtsdestotrotz hat er sich seinen Vertrag in der Off-Season verdient.

Zach Toms Ausfall

Dass Right Tackle Zach Tom ein wirklicher Anchor dieser Offensive Line geworden ist, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Tom hat eine hervorragende Saison gespielt und hat nicht ein einziges Mal verletzt gefehlt, bis zum Spiel gegen die 49ers… Tom musste das Spiel mit einer Gehirnerschütterung verlassen und konnte auch nicht mehr zurückkehren. Für Tom hat dann Swing-Tackle Josh Nijman übernommen und dieser Unterschied war eklatant. Nijman konnte Tom überhaupt nicht ersetzen und war mit einer PFF-Grade von 40,7 auch der schlechteste Spieler der Offense. Mit dem Ausfall von Tom ging auch die Stabilität der Line und die Konstanz im Spiel der Offense. Das Laufspiel wurde weniger in Betracht gezogen und Nick Bosa hatte es plötzlich viel einfacher Druck zu erzeugen. Die Packers müssen in der Off-Season dafür sorgen, die Tiefe auf den Tackle-Positionen zu verbessern.

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Packers Most Valuable Player of the Year

Der MVP der Packers kann in meinen Augen niemand geringeres als Quarterback Jordan Love sein. Love fing die Saison wirklich gut an und fiel dann, wie die gesamte Offense, in ein Loch. Der Oktober war wirklich kein guter Monat und es gab nicht wenige, die das Experiment Love dort schon als gescheitert angesehen haben. Love hatte es aber auch insgesamt nicht einfach. Um ihn herum wurden zu viele Fehler gemacht und das Coaching half ihm auch nicht viel. Das alles hat sich dann immer weiter verbessert und somit konnte auch Jordan Love scheinen. Von Week 9 an, war er ein Top 5 Quarterback in der Liga und warf bis zum Ende der Regular Season nur noch eine Interception. Diese Entwicklung ist bemerkenswert. Insgesamt schließt er die Saison mit den zweitmeisten Touchdown-Pässen und einer PFF-Grade von 83 ab – ohne den schlechten Oktober, wäre er vermutlich sogar in der MVP-Conversation gewesen. Dafür wird er aber noch genügend Gelegenheiten bekommen…

Packers Most Disappointing Player of the Year

Mein persönlicher Most Disappointing Player of the Year heißt Christian Watson. Zum Teil kann er eigentlich gar nichts dafür, weil er erneut eine halbe Saison verpasst hat, aber das ist eben ein Problem, dass man irgendwie in den Griff bekommen muss. Watson kann einfach nicht fit bleiben und fehlt immer wieder mit muskulären Problemen. Als er dann fit war, war er anfangs auch wenig involviert und mit Quarterback Jordan Love nicht auf einer Seite. In Week 12 und 13 war er dann voll da und hat gezeigt, was in ihm steckt und was die Packers von ihm erwarten. Allerdings fiel er dann für wenn Rest der Regular Season erneut aus und konnte bei seiner Rückkehr in den Playoffs auch nichts zeigen. Man hatte große Erwartungen an Christian Watson, nachdem er letztes Jahr eine herausragende Serie mit Touchdowns hatte. Ein Sprung im 2. Jahr und die Hoffnung, dass er fit bleiben würde, näherte die Hoffnung auf einen Nummer 1 Wide Receiver Watson – das blieb leider aus. Die Packers müssen einen weg finden, seine Muskelverletzungen in den Griff zu bekommen, dann kann Watson immer noch zu einem Top Receiver werden.

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