Nach dem knappen Erfolg über die Carolina Panthers, wahren sich die Green Bay Packers weiterhin die Chance auf eine Playoff-Teilnahme. Ist man mit diesem Sieg aber wirklich zufrieden? Der abermals schlechte Auftritt der Defense, hinterlässt mehr Fragen im Raum, als Tackles auf dem Feld. Kann man überhaupt die Playoffs erreichen, wenn die junge Offense quasi gegen zwei Defenses spielen muss? Mit dieser und weitere Fragen, beschäftigen wir uns in der aktuellen Ausgabe Upside Down.
Die Tops der Woche
Next man Up
Die Pass-Catcher der Packers waren für dieses Spiel von vorn herein ausgedünnt. Neben den ohnehin schmerzlich vermissten Christian Watson und Luke Musgrave, gesellte sich auch noch der heimliche Star der letzten Wochen dazu, Jayden Reed. Die Packers können sich glücklich schätzen, dass immer wieder andere Spieler in Erscheinung treten und die Plays machen. Wide Receiver Bo Melton wurde vom Practice Squad elevated und konnte die Rolle von Reed gut auffangen. Vier Catches für 44 Yards und ein Run für 7 Yards stehen am Ende auf seinem Konto. Das reicht für eine PFF-Grade von 79,1. Nicht schlecht für einen Practice-Squad-Guy.
Defensive Exceptions
Die Defense war am Ende des Tages wieder das große Problem. Das trifft natürlich nicht auf alle Spieler zu. Die positiven Ausnahmen sollen aber nicht unerwähnt bleiben. Rookie Defensive Linemen Karl Brooks konnte im Pass Rush für Druck sorgen und einen Hit sowie ein Hurry einsammeln. PFF bewertet ihn mit einer Grade von 80 sogar als zweitbesten Spieler insgesamt. Pass Rusher Preston Smith konnte mit 1,5 Sacks glänzen und Rookie Outside Linebacker Lukas van Ness hatte mit 2 Quarterback Hits und eine PFF-Grade von 71 ein gutes Spiel, bei dem er gerade in der Laufverteidigung überzeugen konnte.
Embed from Getty ImagesAgainst two Defenses
Der Offense um Jordan Love muss man an dieser Stelle seinen Respekt zollen. Man spielte nicht nur gegen eine solide Panthers Defense, sondern musste auch noch seine eigene Defense überkommen. Wenn zum Ende hin nichts mehr gestoppt wird, dann ist man offensiv mächtig unter Druck zu performen und Punkte aufs Board zu bringen. Da kann eine so junge und unerfahrene Offense schon mal scheitern – wenn man dann noch die ganzen Ausfälle auf Wide Receiver (Wicks fiel während des Spiels auch noch aus) bedenkt, ist das eine wirkliche gute Leistung und eine starke Entwicklung, die da offensiv passiert ist. Der dreckige Sieg ist am Ende auch wieder einem gut aufgelegten Jordan Love zu verdanken.
Romeos Ballet
Bei all den genannten Ausfällen auf Wide Receiver, kam es letztlich und vor allem auf Second Year Wide Receiver Romeo Doubs an – und Doubs hat geliefert. Mit vier Catches für 79 Yards und einem Touchdown war Doubs ein enorm wichtiger Faktor für den Sieg. Besonders in den kritischen Momenten war er da und hat die ganz wichtigen Catches gemacht. Im letzten Drive der Packers konnte er bei einem 3rd&4 mit einem 36 Yard Catch das Game winning Field Goal einleiten. Vor dem Drive hat er sich Aaron Jones zur Seite genommen und ihm gesagt, dass sie beide ein Play machen müssen – gesagt, getan. Das spricht vor allem auch fürs Doubs Leadership und Selbstvertrauen.
Die Flops der Woche
Offensive Line Woes
Wie bei den Tops erwähnt, konnte die Offense den dreckigen Sieg am Ende eintüten. Allerdings sollte man die Offensive Line dabei etwas ausklammern. Der beste Offensive Linemen der Packers war laut PFF Elgton Jenkins mit einer durchwachsenen Grade von 57,5. Alle anderen Linemen sind zum Teil noch weit dahinter anzutreffen. Left Tackle Rasheed Walker ist nach letzter Woche wieder auf dem Boden der Tatsachen zurück und war mit einer Grade von 40,6 der am schlechtesten bewertete Spieler in der Line. Jon Runyan Jr und Josh Myers sind im Pass Blocking völlig überfordert gewesen. Das alles wertet nochmal auf, was Jordan Love und Aaron Jones an diesem Tag zu leisten im Stande waren.
Embed from Getty ImagesSpecial Team Issues
Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem man auch mal wieder die Special Teams hinterfragen sollte. Im letzten Jahr schien man auf dem richtigen Weg zu sein, aber dieses Jahr ist definitiv Sand im Getriebe. Mit Rich Bisaccia hat man den teuersten Special Teams Coordinator der gesamten NFL – da liest es sich nicht gut, dass das Special Team dann auch gleichzeitig das undisziplinierteste der NFL ist.
Die Strafen häufen sich und machen oft gute Returns zunichte. Ein Roughing the Kicker gegen Lukas van Ness hat den Panthers z. B. einen neuen ersten Versuch anstelle eines 3&outs beschert. Kicker Anders Carlson verkickt regelmäßig machbare PATs und auch dieses Problem scheint Bisaccia nicht in den Griff zu bekommen. Zumindest konnte er den Game-Winner versenken. Grundsätzlich wurde viel Geld in das Special Team investiert und dafür sind die Leistungen insgesamt nicht gut genug – gerade im Verhältnis zum letzten Jahr.
Grated Cheese
Ohne despektierlich klingen zu wollen, aber es ist schon aberwitzig, wie häufig durchschnittliche Quarterbacks gegen die Packers Career-Games haben. Bryce Young reiht sich nahtlos hinter Tommy DeVito und Baker Mayfield ein. Der Packers Pass-Verteidigung wurden erneut ihre Grenzen aufgezeigt und das trotz der Rückkehr von Jaire Alexander und gegen ein Team, das seit Wochen nicht über 20 Punkte scoren konnte. Vor allem über die Mitte des Feldes werden die Packers quasi vorgeführt. Die Linebacker haben erneut grausame Coverage Grades und schematisch tut man einfach nichts dagegen. Dass man mit 19 Sekunden auf der Uhr noch von selbiger gerettet wird, setzt dem Ganzen die Krone auf. Mit dieser löchrigen Defense sollte man sich nicht allzu viel Hoffnung auf die Playoffs machen. Sollte man das doch packen, dann wird es dort vermutlich nicht sonderlich weit gehen, wenn die wirklichen Elite-Teams der Liga kommen.
Tough Times for Toure
Wide Receiver Samori Toure wurde in der Vorbereitung viel gelobt und immer wieder von Coaches und Brian Gutekunst hervorgehoben. Die Erwartungen waren also nicht gering in seinem 2. Jahr und dafür enttäuscht er auf ganzer Linie. Oftmals inactive in den letzten Wochen, konnte Toure aufgrund der Verletzungssorgen auf Wide Receiver wieder auf Snaps hoffen. Gegen die Panthers kam er auf ganze 7 Snaps und hat in diesen gar nichts zeigen können. PFF gibt ihm für seinen Kurzauftritt eine 38,2 Grade. Nachdem Toure schon zusehen musste, wie die Rookies Reed, Wicks und zuletzt auch Heath an ihm vorbeigezogen sind, scheint ihn jetzt auch noch Bo Melton den Rang abzulaufen. Für Toure riecht es nach den letzten Spielen im Dress der Packers.
Der Gewinner der Woche
Der Gewinner in dieser Woche heißt Aaron Jones. Zum einen stand Jones zum ersten Mal in dieser Saison nicht mehr auf dem Injury Report und zum anderen hat er einfach gezeigt, was für ein Difference Maker er nach wie vor ist. Jones hebt diese Offense auf ein anderes Level und war der erste 100 Yard Rusher in dieser Saison. 21 Carries für 127 Yards und einem Average von sechs Yards pro Versuch, sind starke Zahlen. PFF belohnt ihn dafür mit einer 81,4 Grade. Im zweiten Quarter und in der Redzone wurde Jones auch fast wieder komplett außen vor gelassen – wer weiß, was noch möglich gewesen wäre…
Der Verlierer der Woche
Der Verlierer der Woche ist erneut Defensive Coordinator Joe Barry. Die Defense gleicht mittlerweile eher einem Schweizer Käse und hindert dieses Team daran, den nächsten Schritt zu gehen. Joe Barry hat nach der Farce gegen die Buccaneers die Chance bekommen es besser zu machen und ist dann fast gegen das schlechteste Team der Liga gescheitert. Er hat immerhin versucht, mehr zu blitzen und mehr Man-Coverage zu spielen. Als die Panthers sich darauf eingestellt haben, kam kein Adjustment mehr. Die Spieler scheinen auch nicht zufrieden, wenn Jaire Alexander im Interview sagt, dass man die Plays spielt, die gecallt werden. Barry selbst war unter der Woche einsichtig und weiß, dass er mit dem Rücken zur Wand steht und seine Zeit hier vermutlich gezählt ist – nach diesem Auftritt sollte es da keine Zweifel mehr geben.