History: Die dunklen Jahre vor Lombardi

Vince Lombardi hat Titletown erschaffen und in den zehn Jahren seines Schaffens viel erreicht. Oder um es mit NFL Films zu sagen: „Er hat die Packers auf die NFL Landkarte zurückgebracht.“ Doch davor und danach durchliefen die Packers dunkle Jahre. Zeiten, in denen die Packers in Sachen Playoffs und Meisterschaft keine Rolle spielten. Im ersten Teil beleuchten wir die dunklen Jahre vor Lombardis Ankunft, den Zeitraum zwischen 1945 und 1958.

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Ausgangspunkt: die Meisterschaft 1944

Die NFL machte im zweiten Weltkrieg weiter und die Packers konnten speziell 1944 davon profitieren. Sie holten, angeführt von Don Hutson, den Titel. 14:7 hieß es am Ende des Championship Games gegen die Giants. Doch zwei Probleme hatte das Team schon damals: kaum einer der wichtigen Akteure war in den 1920ern geboren, viele Stützen wie Hutson (Jahrgang 1913), Charles Goldenberg (1911) oder Forrest McPherson (1911) waren schon über 30. Dazu hatten die Packers relativ viel Glück, was Abstellungen in den Krieg in diesem Jahr anging.

Der Schleichende Niedergang

Ab 1945 ging es bergab. Zunächst verlief dieser Niedergang schleichend. Bis einschließlich 1947 landeten die Packers mindestens sechs Siege pro Spielzeit und hatten somit immer Winning-Seasons. Dies änderte sich 1948, als Green and Gold die letzten sieben Spiele in Serie verlor und erstmals seit 1933 eine Losing-Season hatten. Und es sollte weitere elf Jahre dauern, bis die Packers mal wieder ein positives Siegverhältnis hatten. 1949 spielten die Packers mit 2-10 sogar noch schlechter.

Nur zweimal ausgeglichen

Vor der Saison 1950 endete die Ära von Curly Lambeau in Green Bay. Doch auch mit einem neuen Coach, in diesem Fall Gene Ronziani, änderte sich nichts. Zwei Saisons endeten 3-9, ehe es 1952 endlich mal wieder gelang eine ausgeglichene Spielzeit hinzulegen. Doch 1953 ging es wieder bergab und Ronziani wurde von seinen Assistenten Ray McLean und Hugh Devore abgelöst. 1954 übernahm Lisle Blackbourn, bis dahin Coach am College in Marquette, das Kommando in Green Bay. Doch auch mit ihm gelang, trotz eines durchaus talentierten Kaders kein Durchbruch. Erneut war ein 6-6 (1955) das beste Saisonergebnis. Blackbourn ging wieder ans College und McLean übernahm für eine Spielzeit. Mit 1-10-1 spielten die Packers aber die schlechteste Saison aller Zeiten – bisher hat kein Packers-Team so wenige Siege in einer Saison gefeiert. McLean wurde gefeuert, Lombardi übernahm und der Rest ist Geschichte.

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Sportliche Fehlentscheidungen am laufenden Abend

Die Gründe für den Niedergang des bis dato sechsfachen Meisters sind vielfältig. Das fängt, so muss man es leider sagen, bei Curly Lambeau an. Der Mitbegründer der Packers hielt auch Ende der 1940er an der Notre Dame Box fest, einer Taktik, die schon bei Kriegsende überholt war. Der Wechsel zur T-Formation oder gar zur I-Formation gelang ihm nicht. So ist wenig verwunderlich, dass die Packers 1948 und 1949 die schlechteste Offensive der Liga stellten.

Hinzu kam, dass die Packers in den ersten Nachkriegsjahren unfassbar schlecht drafteten. Zwischen 1944 und 1949 schaffte keiner der, in diesen Jahren, gezogenen Spielern den Sprung in den ProBowl. Ausnahme war Johny Strzykalski, der aber nie für die Packers auflief.

Dies war ein weiteres großes Problem. Viele Spieler machten einen Bogen um Green Bay und unterschrieben bei anderen Teams oder in anderen Ligen. Negativer Höhepunkt war dabei der Draft 1947, als von den ersten sechs gepickten Spielern nur einer jemals für Green and Gold auflaufen sollte.

Die falschen Trainer

Nach dem Ende der Ära Lambeau änderte sich zumindest das Drafting grundlegend. Gene Ronziani, zuvor fast 15 Jahre als Spieler und Trainer bei den Bears bzw. deren Filialen tätig, übernahm das Kommando und zumindest in Sachen Scouting lief es in den Folgejahren besser. Clayton Tonnemaker, Tobin Rote, Fred Cone, Billy Howton, Bobby Dillon – alles großartige Spieler, die mehrfach All-Pro oder im ProBowl waren. Jim Ringo schaffte es sogar zu Titeln mit den Packers. Doch auf dem Feld war von alldem Talent wenig zu sehen. Und so muss Ronziani als schlechter Trainer angesehen werden.

Gleiches gilt für Lisle Blackbourn. Dieser war zuvor am College schon nur mäßig erfolgreich. Bis heute hält sich das Gerücht, dass er die finanziell kleine Lösung war. Denn sportlich war es keine Bereicherung – was an Blackbourns vorheriger Station bei Marquette gesehen hat. Ihm fehlte das Händchen, die Spieler zu entwickeln und den Packers ein taktisches Gesicht zu geben. Über seinen Nachfolger McLean muss man wenig sagen – der Mann war als Positionscoach großartig, als Headcoach maßlos überfordert.

Finanziell am Abgrund

Aber nicht nur sportlich Fehlentscheidungen pflastern den Weg in den 40ern und 50ern. Die finanzielle Situation ist mit katastrophal wohl noch milde umschrieben. Die Faktoren dafür sind sehr unterschiedliche.

Zum einen ist Green Bay ein kleiner Markt. Das ist, im Vergleich zu den Metropolen wie New York oder LA, relativ unattraktiv. Das Problem kennt man heutzutage auch, ist aber nicht mehr ganz so gravierend. Zum Zweiten übernahmen sich die Packers mit ihrer Trainingseinrichtung Rockwood Lodge. Diese sollte eigentlich endlich eine moderne Einrichtung darstellen, war aber defacto nicht zu gebrauchen. Als Beispiel war der Untergrund unterhalb des Trainingsplatzes aus Kalkstein. Stürze und Tackles fühlten sich für die Spieler an, als würden sie auf blankem Beton tacklen.

Als dritter Punkt muss angeführt werden, dass die Packers, auch aufgrund des ausbleibenden Erfolgs, einen Einnahmenschwund zu beklagen hatten. Das City Stadium war in die Jahre gekommen und die Verbundenheit zwischen Stadt und Club war nicht so groß wie es seit den 1960er Jahren ist. Entsprechend gingen die Zuschauerzahlen zurück.

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Das „Problem“ Lambeau

Aber auch der Macher selbst wurde immer mehr zum Problem, nicht nur in taktischer Hinsicht. Curly Lambeau übernahm mehr und mehr Posten in Sachen Management, so dass seine Assistenten das tägliche Training übernahmen. Damit kämpfte er gegen die Pleite an.

Doch im Grunde war Lambeau mit ein Problem. Er fühlte sich unantastbar und wollte alle Entscheidungen treffen. So sind ihm Fehlinvestitionen wie Rockwood Lodge definitiv anzulasten. Auch sein Lebensstil, der ihm von den Fans den Beinamen „Earl of Hollywood“ einbrachte, war angesichts der Situation vielen ein Dorn im Auge. Kombiniert mit seiner fehlenden taktischen Weiterentwicklung und seinem Willen, alle Macht an sich zu reißen, ergab sich ein toxisches Gemisch. Als ihm Emil Fischer, der fünfte Präsident der Packers, seine Macht streitig machte und ihn auf seine Pflichten als Headcoach beschränken wollte, warf Lambeau das Handtuch. Am 1. Februar 1950 kehrte er den Packers den Rücken.

Die Rettung

Was man Curly Lambeau zu Gute halten muss, ist die Tatsache, dass er sein Lebenswerk versuchte zu retten. 1949 fand er vier Investoren, die 200.000 US-Dollar in den Club pumpten und so den Umzug an die Westküste mutmaßlich verhinderten. Ausgerechnet Rockwood Lodge brachte den zweiten Geldsegen. Die Trainingseinrichtung brannte 1950 ab, mutmaßlich durch einen Kurschluss, was den Packers zusätzliche 75.000 Dollar brachte.

Der Retter aber war der Käse-Baron. Emil Fischer war seit 1926 im Board of Directors und seit 1948 Präsident der Packers. Er hatte den Mut, Lambeaus Wirken zu beschränken, brachte sein eigenes Geld ein und sanierte die Packers zu Beginn der 1950er Jahre. Ein neuer Verkauf von Anteilen brachte weiteres Geld. Nach seiner Zeit als Präsident machte Fischer weiter aktiv Werbung für seinen Club und war einer der Mitinitiatoren der Entscheidung, das neue City Stadium zu bauen.

Die endgültige Wende zum Guten erfolgte dann unter Vince Lombardi. Er beendete die dunklen Jahre Doch nach dessen Zeit warten lange Jahre ohne Erfolg auf die Packers. Diese beleuchten wir in Teil zwei.

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