Kaderanalyse 2023 Wide Receiver: Adams konnte nicht ersetzt werden

Vor der Free Agency (15.03.2023) gucken wir uns jeden Mannschaftsteil der Packers genauer an. Wir analysieren die vergangene Saison, die aktuelle Situation und blicken ein wenig auf die Free Agency und den Draft voraus. Dies ist letzte Teil. Heute sind die „Wide Receiver“ an der Reihe. Schaut aber gerne auf unserer Webseite vorbei. Dort finden sich bereits Artikel über die anderen Positionen.

Vor der Saison 2022

In der Offseason gab es den großen Knall: Davante Adams, der vielleicht beste Wide Receiver der NFL verließ die Packers und ging zu den Las Vegas Raiders (für Pick 22 (Quay Walker) und einem 2nd Rounder). Schon vor dem Trade war der WR-Room ausbaufähig und in den letzten Jahren ständig in Kritik geraten. Nun wurde es die größte Baustelle vor der Saison. Gutekunst handelte mit Randall Cobb einen Paycut aus, gab Allen Lazard einen 2nd Round Tender (3,9 Mio. Cap) und verpflichtete Veteran Sammy Watkins in der Free Agency (1,85 Mio. Cap).

Die Hoffnung war nun groß, dass die Packers „endlich“ in der 1. Runde einen Wide Receiver ziehen. Schließlich hatte Rodgers nie einen 1st Round Wide Receiver bisher in seiner Karriere. Mit 2x First Roundern (#22, #28) war die Chance groß. Sogar ein Uptrade war diskutiert worden. Es kam aber anders. Bereits sechs Wide Receiver gingen vor Pick 22. Die Auswahl war dementsprechend nicht mehr groß. Man entschied sich dazu 2x Defense Spieler zu picken und die beiden 2nd Rounder zu verwenden und an Pick #34 hochzutraden und dort Christian Watson zu nehmen. Außerdem holte man sich Romeo Doubs in Runde 4 (#132) und Samori Toure in Runde 7 (#258). Mit diesen Spielern (+Amari Rodgers) ging man in die kommende Saison.  

Draftpicks der Packers in 2022

Leistung in der Saison 2022

Allen Lazard

  • Snaps: 866 (79%)
  • Stats: Targets: 100, Receptions: 60, Yards: 788, TDs: 6
  • PFF Grade: 69.0 (50th von 113) / Receiving: 73.9
  • Vertrag bis: läuft aus / Verlängerung unwahrscheinlich

Allen Lazard ging angesichts der Konkurrenzsituation als „Nr.1“ in die neue Saison, auch wenn diese Rolle mehr über das Kollektiv aufgefangen werden sollte als zu den Zeiten von Adams. Und er war defacto auch der Receiver mit den meisten Snaps, Targets, Receptions, Yards bei den Packers. Im Ligavergleich (Platz 39. In Targets, 51. In Receptions, 39. In Yards, 75. In Catch Quote und Platz 21 in TDs / PFF Grade 50. WR) zeigt sich allerdings, wie schwach diese Werte sind. Niemand hat erwartet, dass er die Rolle als Nr.1 sehr gut ausfüllen kann. Aber er hat sein Spiel eben auch nicht entsprechend weiterentwickeln können. Er bleibt ein Receiver, der in seiner Rolle und als Nr.2 / Nr.3 überzeugen kann. Als Nr.1 ist es dagegen aber zu wenig.

Christian Watson

  • Snaps: 521 (49%)
  • Stats: Targets: 66, Receptions: 41 , Yards: 611 , TDs: 9 (7 Receiving)
  • PFF Grade: 77.1 (24th von 113) / Receiving: 77.8
  • Vertrag bis: 2025

Watson nahm eine Verletzung direkt mit aus dem College. Die Preseason verpasste er komplett. Sein erstes Spiel war also direkt ein „Pflichtspiel“. Und der Beginn war denkbar schlecht, wie wir uns alle erinnern können:

Christian Watson dropped den Ball gegen die Vikings in Woche 1

Doch er arbeitete daran und ließ sich nicht verunsichern. Er wurde aber immer wieder durch kleinere Verletzungen ausgebremst und war so nie bei 100% bis in die Saisonmitte hinein. Gegen Dallas spielte er erstmals über 80% der Snaps und legte prompt 3 TDs hin. Es war der Beginn eines 4-Game-Streaks, bei der er am Ende 8 Touchdowns erzielen konnte. Seine neun insgesamt erzielten Touchdowns wurden unter den Receivern nur von AJ Brown, Stefon Diggs und Davante Adams getoppt. Watson zeigte dabei vor allem, dass seine Geschwindigkeit eine absolute Waffe sein kann. Aber auch durch seine Größe (1,96m) konnte er gewinnen. Er hat die Erwartungen vieler Experten übertroffen. Man muss allerdings aufpassen, dass seinen Streak nicht allzu hoch zu bewerten. Er hatte auch immer wieder Spiele, in denen er das Spiel nicht an sich reißen konnte. Zudem bleiben Verletzungen ein Thema.  

Christian Watson Touchdown gegen die Philadelphia Eagles in Woche 12

Romeo Doubs

  • Snaps: 532 (49%)
  • Stats: Targets: 67, Receptions: 42, Yards: 425, TDs: 3
  • PFF Grade: 62.6 (85th von 113) / Receiving: 62.0
  • Vertrag bis: 2025

Romeo Doubs sah bereits in der Preseason sehr stark aus, weshalb die Erwartungshaltung bereits vor der Saison an einen 4th Round Pick übermäßig hoch war. Letztlich war er konstant stark in das Passing Game eingebunden (nie unter 32% der Snaps, nur 2x weniger als 3 Targets). Dabei profitierte er gewiss auch von den Verletzungen der anderen Receiver (Lazard Woche 1 und 8 / Watson 3,6,7 / Cobb 7-10 / Watkins 3-6). Aber den Status als Nr.2 bis zu seiner Verletzung in Woche 9 hatte er sich verdient. Nach seiner Rückkehr in Woche 15 hatte er diesen allerdings an Christian Watson wieder verloren. Insgesamt hatte Doubs für einen 4th Round Pick eine sehr gute Saison. Allerdings sind bei ihm zwei Dinge besonders auffällig: Fumbles und Drops. In seiner Rookie Saison hatte er 2 Fumbles und 9 Drops (viertmeiste Liga weit, nach Pro Football Reference). Ihm ist in der Zukunft auch weiterhin die Rolle als Nr.3 zuzutrauen.

Romeo Doubs Touchdown gegen die Buffalo Bills in Woche 8

Randall Cobb

  • Snaps: 378 (35%)
  • Stats: Targets: 50, Receptions: 34, Yards: 417, TD: 1
  • PFF Grade: 70.1 (43rd von 113) / Receiving: 71.3
  • Vertrag bis: läuft aus / Verlängerung sehr unwahrscheinlich / 1,392 Mio. Deadcap aus Void Years

Randall Cobb ist in die Jahre gekommen. Eine Erkenntnis, die eigentlich dauerhaft über ihm schwebt, seit seiner Rückkehr vor 2 Jahren. Und keine Frage, in der 12. NFL Saison ist auch erlaubt. Aber es ist eben auch nicht das, was die Packers gebraucht haben. Er konnte nicht (mehr) das sein, was am dringendsten benötigt war: Ein Leader. Nr.4 im internen Ranking passt zu dem, was er noch im Stande ist, leisten zu können. Er hat seine Sache im Rahmen seiner Möglichkeiten gut gemacht. Die wenigsten Drops (2), die beste Catchquote (68%). Das zeigt auch die PFF Note, die absolut im Rahmen ist.

Aber der Rahmen, was möglich war, war eben nicht besonders groß. Er konnte nicht mehr der Spieler sein, dem Aaron Rodgers blind vertraut. Der sich bei wichtigen 3rd und 4th Downs konstant freiläuft. Der das Spiel auf seinen Schultern trägt. Einen Randall Cobb in seiner Prime hätten die Packers, hätte Aaron Rodgers in 2022 gebraucht. Bekommen haben sie eine Version, der man den Geist der Zeit ansieht und fürchtet. Eine Version, in der die Erinnerungen an vergangene Zeiten stärker sind, als die aktuellen Leistungen. Nochmal, dass ist keine Schuldzuweisung an Randall Cobb. Er hat sein Bestes gegeben, es zeigt aber auch, auf welchem fragilen Gebilde das Passing Game stand. Eine Situation an der nicht nur das Front Office schuld ist. Aaron Rodgers muss sich hinterfragen, ob der Wunsch seinen Buddy zurückzuholen das Beste gewesen ist.

Sammy Watkins

  • Snaps: 279 (25%)
  • Stats: Targets: 22, Receptions: 13, Yards: 206, TDs: 0
  • PFF Grade: 62.8 (87th von 113) / Receiving: 62.3
  • Vertrag bis: wurde während der Saison entlassen

In Abwesenheit von Christan Watson ging Sammy Watkins in die Saison als Nr.2. Er fiel aber dann zwischen Woche 3 bis 6 Woche aus. Auch in der Niederlagenserie (Washington, Buffalo, Detroit) konnte er nicht überzeugen und fiel im Depth Chart deutlich zurück. Gegen Philadelphia und Chicago (Week 12-13) sah er dann zusammen nur noch 11 Snaps und wurde nach dem Spiel gegen die Bears entlassen und von den Ravens geclaimed. Am Ende bleibt man mit der Frage zurück, was die Idee hinter dieser Verpflichtung war. Die Rolle des Speedsters war durch Christian Watson bereits abgedeckt und generell dieses Jahr nicht so gefragt, wie die letzten Jahre. Seine Saison glich ein wenig seiner gesamten Karriere (vom einstigen #4 Pick Overall zu einem Receiver mit nur 1x 1000-Yard-Saison). Viele Verletzungssorgen und abseits davon einige Flashes, aber insgesamt viel weniger Leistung als man erwartet hat.

Packers entlassen Sammy Watkins am 19.12.2022

Samori Toure

  • Snaps: 114 (10%)
  • Stats: Targets: 10, Receptions: 5, Yards: 82, TD:1
  • PFF Grade: 49.3 (-) / Receivig: 50.8
  • Vertrag bis: 2025

Samori Toure bekam ab Woche 7 in jedem Spiel Chancen sich zu zeigen. Allerdings bekam er nur 10 Targets (5 Receptions). Darunter aber immerhin eine 37-Yards-TD-Reception gegen die Bills, bei welcher er sich wunderbar freilief und sein Potenzial andeutete. Viel mehr kam allerdings auch nicht von ihm. Seine Rolle als Nummer 5 bzw. 6 Receiver hat er letztlich in Ordnung ausgefüllt. Für ihn gilt es sich in seinen individuellen Themen zu verbessern, den Sprung in den Kader zu schaffen und sich im Depth Chart nach vorne zu arbeiten.

Samori Toure TD

Amari Rodgers

Neben den oben aufgezählten Wide Receivern sind die Packers noch mit Amari Rodgers in die Saison gegangen. Der Drittrunden-Pick von 2021 war dabei vor allem im Special Team als Returner zu finden. Doch auch als Wide Receiver kam er auf zwischen Woche 6 und 9 auf seine Möglichkeiten (87 Snaps, 8 Targets, 4 Receptions, 45 Yards, 0 TDs). Überzeugen konnte er dort jedenfalls nicht. Schlimmer war es dagegen im Special Team. 5 Fumbles und durchweg miserable Performances führten letztlich dazu, dass in nach dem Dallas Spiel der Hammer fiel. Rodgers wurde entlassen. In Houston fand er eine neue Heimat und erzielte dort sogar einen Receiving TD (Insgesamt kam er dort in 6 Spielen auf 170 Snaps, 17 Receptions, 159 Yards). Fun Fact: An das Special Team wurde er dort nicht herangelassen.

Die restlichen Wide Receiver

Nie offiziell Teil des Kaders während der Saison, aber dauerhaft Teil des Practice Squads war Juwann Winfree. Er wurde 3x für ein Spiel vom Practice Squad „elevated“ und durfte insgesamt 35 Snaps in der Offense sehen. Letztlich kam er auf 4 Targets, 1 Rec., 17 Yards, 0 TD. Stand jetzt hat er keinen reserve/future Deal bei den Packers unterschrieben und wird damit erstmal Free Agent. Einen solchen Deal haben dagegen Bo Melton und Jeff Cotton bekommen und dürfen sich in der kommenden Offseason hier beweisen. Rookie Bo Melton wurden von den Seahawks in Runde 7 gedraftet und hat bei keinem Team einen Snap sehen könnte. Doch allein seine Athletik ist sehr spannend.

Relative Athletic Score (RAS) von Bo Melton

Jeff Cotton war bereits bei Chargers, Jaguars und Cardinals. Er kommt auf 15 Snaps (1 in der Offense) in den letzten 3 Jahren. Die Packers nahmen ihn am 9.11. in den Practice Squad auf und wollen ihn in der kommenden Preseason nochmal hier sehen. Wie Winfree keine reserve/future contract bekommen hat dagegen Travis Fulgham. Der ehemalige Eagles-Receiver weilte die gesamte Saison auf dem Practice Squad und wurde für kein Spiel aktiviert. Die Wege trennen sich somit wohl wieder.

Bewertung und Aussicht:

Die Packers wollten und konnten Adams nicht eins zu eins ersetzen. Man hat es über das Kollektiv versucht. Aber Adams hat eine Lücke gerissen, die nicht gestopft werden konnte, trotz dessen, dass sich die Rookies bestmöglich entwickelt haben. Das Wide Receiver-Corp war ein Grund dafür, dass die Offense immer mal wieder ins Stocken kam und man somit in der Saisonmitte unnötig Spiele verlor (Giants, Commanders, Lions, Titans) und die Playoffs verspielte. Dazu spielten Verletzungen immer wieder eine Rolle. Nie waren alle Receiver gleichzeitig fit. Für die Verletzungen können die Verantwortlichen in Green Bay nichts, aber auch ohne die Verletzungen, war der Wide Receiver Room nicht gut genug aufgestellt, um in den Playoffs eine Rolle zu spielen. Und dies muss das Ziel gewesen sein. Der Fehler liegt hier keinesfalls an den Spielern selber, sondern an den Verantwortlichen, die den Kader besser hätten zusammen stellen müssen.

Für die Zukunft stehen nach aktuellem Stand nur die letztjährigen Rookies zur Verfügung (Watson, Doubs, Troure, Melton (mit Ausnahme von Cotton)). Mindestens eine, eher zwei, größere Receiver Alternativen werden in der Offseason den Weg nach Green Bay finden. Die Frage ist, ob erneut über den Draft oder ob über die Free Agency, in Form von Veterans. Auch eine Verlängerung mit Allen Lazard ist nicht ausgeschlossen, wenn auch eher unwahrscheinlich. Vieles wird auch davon abhängen, welche Person letztlich den Ball in der kommenden Saison zu den Receivern werfen wird.

Note: D

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