What would you do? Mason Crosby: ja, nein, vielleicht?


Aktuell möchte man nicht wirklich in der Haut von Mason Crosby stecken. Der Kicker der Packers durchlebt eine absolute Alptraumphase. Seit dem Spiel in Cincinatti läuft es nicht mehr. Bei den beiden Niederlagen in Kansas City und Minnesota verschoss der 37-Jährige insgesamt drei Field Goals. Mittlerweile werden die Stimmen immer lauter, sich von Mason Crosby zu trennen. Doch ist das der richtige Weg? Unsere Autoren Sebastian, Nik, Christian und Jo sowie ein Kalle aus unserer Comunity haben dazu Ihre Meinung in einer neuen Ausgabe WWYD.

Die Zahlen

Doch zunächst wollen wir auf die Zahlen von Mason Crosby schauen. Und stellen fest: er hat in den letzten beiden Saisons doch deutlich über seinem Schnitt gespielt.  2019 und 2020 traf Crosby kombiniert 95% aller Field Goals, 2020 verpasste er sogar gar keines. In diesem Jahr sind es unterirdische 65,2%, der schlechteste Wert seit 2012. Kurios: ausgerechnet aus der so wichtigen Mitteldistanz (zwischen 30 und 49 Yards) hat er nur sieben von 14 Versuchen verwandelt. Also, was soll man tun?

Die Möglichkeiten

Ja: Crosby bleibt im Team.
Nein: Crosby cutten.
Vielleicht: Möglicherweise mit einem weiteren Signing für den Practice Squad Crosby unter Druck setzen.

Jo: Crosby steht nicht zur Diskussion

Crosby steht für mich weiterhin nicht zur Diskussion! Für mich ist das Ganze mehr oder weniger eine Verkettung von sehr ungünstigen Umständen.

Angefangen hat alles schon zu Beginn der Saison. Mit Corey Bojorquez bekam Crosby einen neuen Holder. Auch der Special Teams Coordinator war neu. Bereits in den ersten Wochen gab es Probleme mit der Field Goal Unit. Für den geneigten TV-Zuschauer auf den ersten Blick auch nicht sofort zu erkennen, aber das Winning Field Goal gegen die 49ers in Woche 3 ist ein gutes Beispiel für die Probleme. Das Blocking der Field Goal Unit war in den ersten Wochen misserabel. Das Field Goal gegen die 49ers war nah dran geblockt zu werden. Und es dauerte dann ja auch nur eine Woche später bis zum ersten geblockten Field Goal.

Embed from Getty Images

Immer wieder kamen Spieler des gegnerischen Special Teams relativ ungehindert zu Crosby und an den Ball ran. Das hat Crosby definitiv beeinflusst. Beim Anlaufen schaut er in eben in diese Richtung und so ist es auch nich verwunderlich, dass die Field Goals von Crosby links an den Stangen vorbei geflogen sind. Er setzt, bewusst oder unbewusst, den Kick weiter links an, weil er von rechts Druck bekommt. Das ist in meinen Augen kein Fehler, der Mason Crosby anzukreiden ist.

Auch die gegnerischen Teams haben das als Problem erkannt und eben diese Seite immer wieder attackiert bei den Field Goals. Die Packers wechselten ihr Personal immer wieder, aber richtig Abhilfe brachte bisher noch nichts.

Dazu kam dann auch noch der sehr überraschende Long Snapper Wechsel auf Steven Wirtel. Hunter Bradley war sicher nicht immer souverän, aber mit Sicherheit nicht DAS Problem. Nach den ersten Spielen muss man sagen, dass der Wechsel des Long Snappers eher das Gegenteil bewirkt hat. All das hat Auswirkungen auf Mason Crosby. Es gibt einfach keinen eingespielten Ablauf, den er automatisiert abrufen kann im Spiel. Daran müssen die Packers arbeiten, denn im Zweifel verliert man damit Spiele. Crosby steht am Ende einer langen Kette und ist für mich eher Opfer vieler negativer Umstände, als Teil des Problems!

Nik: Das Problem ist nicht (nur) Crosby

Für mich wird der Fokus derzeit zu sehr auf Mason Crosby gelegt. Natürlich war da diese Saison bestimmt auch er Mitschuld an den Probleme, jedoch nicht ganz alleine. Kicking Teams arbeiten mit hoch automatisierten Abläufen. Ist der Kicker einmal in Bewegung, ist eine Korrektur des Kickers für Fehler, die vor seinem Kick passiert sind, nahezu nicht mehr möglich.

Der Long Snapper: Die Position des Long Snappers ist seit mehreren Jahren immer wieder in der Diskussion. Seit Brett Goode 2017 die Packers verließ, gibt es immer wieder Probleme mit ungenauen Long Snaps, sowohl bei Punts als auch bei Kicks. Um diesen adäquat zu ersetzen, nutze Brian Gutekunst 2018 sogar einen Draft Pick für Hunter Bradley, jedoch mit wenig Erfolg. Die ersten zwei Saisons waren sehr unkonstant, erst 2020 konnte er sich halbwegs stabilisieren, wodurch auch die starken Statistiken des letzten Jahres zustande kommen. Die laufende Saison begann er wieder mit diversen schlechten Snaps, weshalb er durch Steven Wirtel ersetzt wurde, der in der Preseason schon mit Punter Corey Bojorquez zusammengearbeitet hatte – doch Wirtel ist (Stand jetzt) noch ungenauer als Bradley.

Embed from Getty Images

Der Holder: Zusammen mit Hunter Bradley hatte man Punter J.K. Scott gedraftet, der ebenfalls als Holder fungiert. Scott hat die letzten Jahre als Punter unkonstante Leistungen gebracht, jedoch war er als Holder ein absolutes Ass. Egal wie unkonstant und ungenau die Snaps von Bradley kamen, in der Regel konnte Scott sie einfangen und Crosby eine saubere Voraussetzung bieten, um seinen Kick abzufeuern. Aufgrund seiner Punting-Leistungen wurde er jedoch durch Corey Bojorquez ausgetauscht. Dieser ist als Punter konstanter und besser als Scott, jedoch ist er deutlich unsicherer in der Verarbeitung von schlechten Snaps. Die Long Snaps selbst sind also nicht nur schlechter als letztes Jahr, sie werden auch schlechter gerettet als noch von Scott.

On top kommt dann noch, dass gerade zu Saisonbeginn diverse Kicking-Versuche fast geblockt worden wären, was einen Kicker ebenfalls verunsichert – und Special Teams-Koordinator Maurice Drayton dazu zwang, die Abläufe zu verändern. Auch hier muss der Kicker sich erst neu dran gewöhnen. Insgesamt sind die Voraussetzungen für Crosby also mehr als schlecht, weshalb derartige Leistungen erwartbar sind. Crosby ist weiterhin einer der besten Kicker der NFL und ich würde unbedingt an ihm festhalten. Mit einem anderen Kicker würde es nur schlimmer werden.

Kalle (Twitter: @kalle_xy): Ich vertraue ihm trotz seiner jetzigen Misere zu 100%

Ich würde Mason Crosby nicht cutten oder auf die Bank setzen. Er verfügt über eine äußerst große Erfahrung und war bisher stets ein absolut verlässlicher Kicker und ist auch nicht ohne Grund der All-Time Scoring Leader unserer Franchise. Auf die diese Erfahrung sollten die Packers jedenfalls nicht verzichten mit Blick in Richtung Playoffs. Zudem ist Crosby auch einer der Kapitäne des Teams, im Locker Room eine Größe und ein Leader für die jungen Spieler im Team. Mit einem neuen Kicker, würde uns im Locker Room ein Anführer verloren gehen. Zudem wissen wir nicht ob es wirklich nur Crosby ist. Wir sind die Snaps, wie ist der Hold, wie ist das Blocking? All diese Faktoren wurden schon angesprochen. Für mich gibts da nur diese eine Antwort: Die Packers sind All-In. Unter dieser Prämisse würde ich weiterhin auf Mason setzen. Wenn es im Super Bowl, 3 Sekunden vor dem Ende auf ihn ankommen würde, vertrau ich ihm trotz seiner jetzigen Misere zu 100%.

Sebastian: Alternativen sind Mangelware

Crosby jetzt zu entlassen ist keine veritable Option. Die Begründung liegt darin, dass Kicker, Longsnapper und Holder eine Einheit bilden, es hier zuletzt bei den Packers Umstellungen gab (Longsnapper-Tausch, Holder-Tausch) und das für eine derart sensible Einheit schon entscheidend sein kann. Auch die Protection, der Schutz für den Kicker, war nicht immer erste Sahne, sondern manchmal auch wirklich schrecklich.

Hier wird es von allen in der Protection eine Steigerung brauchen. Heißt das, dass Crosby unantastbar ist? Nein, denn er muss sich steigern und auch wieder zuverlässiger abliefern, wenn er weitere Jahre in Green Bay den Football kicken will. Bei allen Rufen nach einem Kickertausch darf man auch nicht vergessen, wer die Alternativen sind, denn es ist jetzt nicht so, dass da auf der Straße fünf zuverlässige Kicker stehen, die dann umgehend mit Longsnapper und Holder eine perfekte Einheit sind. Matt McCrane, Dominik Eberle, Jake Verity, Eddy Pineiro wären beispielsweise Optionen, aber jetzt auch keine Namen, die einem wirklich Sicherheit bringen. Erfahrung? Hier auf jeden Fall Mangelware. Josh Lambo, früher bei den Jaguars, dürfte noch die beste Option auf dem Free Agent-Markt sein, aber auch der wurde erst frisch entlassen, weil er in drei Spielen kein Field Goal verwandelt und zwei von sieben Extrapunkten daneben gehauen hat. Eine Verbesserung? Fraglich.

Embed from Getty Images

In der Offseason ist ein Tausch aber durchaus vorstellbar, denn dann gibt es auch den zeitlichen Rahmen um ein Kicking Team wieder neu aufzubauen. Ich könnte mir, Stand heute, durchaus vorstellen, dass die Packers im Draft auf der Suche nach einem Kicker sind, denn Crosby ist auf jeden Fall – so oder so – auf der Zielgeraden seiner Karriere und kann diese hoffentlich erfolgreicher als zuletzt beenden.

Christian: Kein Grund den Kicker zu tauschen

Die Frage, wie man mit Mason Crosby umgehen soll, ist enorm schwierig. Es ist in Teilen auch ein Widerspruch zwischen Sentimentalität, Business und den sportlichen Leistungen.

Warum Sentimentalität? Ganz einfach: Crosby ist der Silberrücken der Packers. Er ist der Dienstältester Spieler im Kader und kickt seit 2007 für Green and Gold. So einen Spieler zu entlassen, tut einem im Herzen weh und das machen sich die Packers sicherlich nicht leicht, wenn es denn so kommen sollte. Dafür hat Crosby einfach zu viel geleistet. Natürlich ist die NFL Big Business. Und beim kleinsten Anzeichen von Schwäche bist du weg vom Fenster. Dennoch würde ich aus Sentimentalitätsgründen Crosby im Kader halten.

Nun kommen wir zum Sportlichen. Die Special Teams haben gravierende Änderungen erfahren. Das fängt beim neuen Koordinator an, geht über die Veränderungen beim Holder bis hin zum neuen Long Snapper. Aber auch die vielen Verletzungen und die damit verbundenen, ständigen Veränderungen des Line-Ups und quasi zwangsläufig der Field Goal Unit führen zu Problemen. Einige hat Jo weiter oben ja schon angesprochen.

„Rechtfertigt“ dies so viele verschossene Field Goals? Mit Sicherheit erstmal nicht, gerade auf den ersten Blick. Doch der zweite Blick lohnt. Da wären die geblockten Field Goals. Zwei Stück sind es in diesem Jahr. Davor waren es seit 2000 ganze Sieben! Dies kann man nur sehr bedingt auf den Kicker schieben, gerade wenn der Blocker wie ein Güterzug problemlos durchkommt.

Ein weiterer Blick lohnt sich auf den Holder. Natürlich: der Wechsel des Punters war richtig und wichtig. Die Punts von „Bojo“ sind einfach großartig und kein Vergleich zu Scott 2020. Allerdings ist JK Scott ein formidabler Holder. Auch wenn man es selten bemerkt, so hat er viele schwache Long Snaps unfassbar gut korrigiert. Das kann Bojorquez nicht so gut.

Was uns zu dem wichtigen Punkt führt: die Long Snaps sind unfassbar schlecht. Zwar bin ich grundsätzlich dafür, den Long Snappern mehr Liebe zu geben. Aber Hunter Bradley war nicht gut und der Wechsel zu Steven Wirtel hat es noch schlimmer gemacht. Als aktuellstes Beispiel wäre da ein Snap vor einem Punt bei den Vikings zu nennen, der mit katastrophal wohl nur nett umschrieben war.

Lange Rede, kurzer Sinn: die vielen Fehlschüsse nur an Crosby festzumachen ist falsch. Und unter dem Strich vor allem nicht fair. Daher sehe ich auch keinen Grund, den Kicker zu tauschen. Zum Einen hat er sich über so eine lange Zeit das Vertrauen verdient. Und unter dem Strich hat er uns auch in dieser Saison mehr Siege gebracht als Niederlagen verursacht.

Ein Gedanke zu “What would you do? Mason Crosby: ja, nein, vielleicht?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert