Müssen wir wieder über die Offensive Line sprechen? Ja müssen wir! Warum? Weil die schon dünn besetzte O-Line einige Abgänge verkraften musste. Aber kamen denn nicht Neuzugänge in der Free Agency oder wurden Verträge verlängert? Ein klares Jaein. Ja die Packers haben den Tender bei Yosh Nijman gezogen, ja die Packers haben den Vertrag mit Cole van Lanen verlängert.
Aber die Packers haben auch Billy Turner entlassen. Dazu kommt, dass die Allzweckwaffe Elgton Jenkins noch an seinem Kreuzbandriss laboriert und es durchaus sein kann, dass er mindestens den Saisonstart verpasst.
Die ganze Thematik bringt uns dazu die Offensive Tackle Position als zweit wichtigsten Need der Packers zu bewerten. Bestenfalls wirft man hier im gleichen Zug auf einen Blick auf die Interior Offensive Line Positionsgruppe, denn hier gibt es auch einige Flex-Spieler, die Brian Gutekunst bekannterweise sehr gerne mag.
Die aktuelle Starting Offensive-Line der Packers sieht wie folgt aus von links nach rechts:
David Bakhtiari – Jon Runyan – Josh Mayers – Royce Newman – Yosh Nijman
Dahinter gibt es noch Center Jake Hanson, Center Michal Menet und Guard / Tackle Cole van Lanen. Aktuell verletzt ist noch Guard / Tackle Elgton Jenkins, der wohl für Nijman in die Line rücken wird. Hier ist nur die Frage, wann Jenkins wieder fit sein wird.
Wir halten fest, sowohl auf Tackle als auch auf Guard sind Lücken, teils tiefere Lücken im Kader vorhanden und wir schauen nun auf den NFL Draft 2022, mit dem die Packers diese Lücken schließen können / sollten / wollen?
Scouting Report – Offensive Tackle
Eines noch vor weg. Es gibt, wie wir vor einigen Tagen schon gesehen haben, drei Tackles und vermutlich einen Center, die vor #Pick 22 definitiv schon vom Board sein sollten. Zumindest die drei Tackles Charles Cross, Evan Neal und Ickem „Ickey“ Ekwonu. Bei Center Tyler Linderbaum ist man sich hier noch nicht so absolut sicher, aber Center ist auch kein Need der Packers. Daher werde ich nicht auf die vier genannten Spieler eingehen, sondern auf die meiner Meinung nach wichtigsten restlichen Offensive Liner für die Packers.
Trevor Penning – Northern Iowa – 22 Jahre – 6ft 7 – 325lbs
Embed from Getty ImagesPenning ist im College ein reiner Left Tackle, der besonders durch sein exzellent gutes Run Blocking hervor sticht. Mit etwas Coaching, kann er in der NFL aber auch zu einem Right Tackle umschulen. Durch seine Power und Flexibilität in der Höhe, kann er nicht nur gegen Top Pass-Rusher mithalten, er kann sogar seine Blocks finischen und das Duell dominieren. Seine Schwäche ist in der Pass-Verteidigung und besonders hier im Bull-Rush. Durch seine Größe hat er einige Schwierigkeiten den Tiefen Blocking-Point zu treffen und gerät somit leicht im Nachteil mit den Pass-Rushern. Dies ist aber kein Hindernis ihn in Runde 1 zu nehmen. Ganz im Gegenteil, dies ist eine abtrainierbare Schwäche. Diese Schwäche steht aber in keinem Verhältnis zu seinen außerordentlichen Fähigkeiten im Run Block. Damit wäre Penning, gerade für das Outside-Zone Scheme von LaFleur ein sehr guter Fit.
Abraham Lucas – Washington State – 23 Jahre – 6ft 6 – 315lbs
Lucas bringt eine Wagenladung an Erfahrung aus Washington mit. Er kam in seiner College-Karriere auf 2195 Pass-Blocking Snaps als Right Tackle. Wenn das noch nicht erstaunlich genug war: Davon hat er nur 49 Pressures zugelassen. Durch seine Maße, seinem Körperbau und seine Athletik sollte Lucas von Tag 1 an direkt als Right Tackle starten können. Gerade mit seiner Erfahrung kann er einiges, was ihn an anderen Stellen fehlt, wett machen. Aber es fehlt auch viel an anderen Stellen. Vieles konnte von dem Scheme von Washington State verborgen werden, aber in Sachen Technik gibt es noch größeren Nachholbedarf bei Lucas. Sowohl in Pass Protection, als auch in Run Blocking. Nichtsdestotrotz sollte Lucas an Tag 2 vom Board gehen.
Bernhard Raimann – Central Michigan – 24 Jahre – 6ft 6 – 303lbs
Embed from Getty ImagesRaimann ist ein österreichischer Tackle, der zu Beginn seiner Karriere und sogar im ersten College Jahr noch als Tight End gespielt hat. Für seinen Wechsel 2020 von TE auf Left Tackle hat er ca. 30 Kilo zugelegt, aber kein bisschen seiner Tight End Athletik dabei verloren. Für einen Tackle hat Raimann kurze Arme, aber dafür profitiert durch seine sehr großen Hände, die er quasi nun zum Fangen von Pass-Rushern verwenden kann. In seinem „Umwandlungsprozess“ zum Tackle ist er noch nicht am Ende angekommen. Er kann und sollte noch einiges an Masse zulegen, aber das ist kein Hinderungsgrund, warum man Raimann nicht direkt von Tag 1 an starten lassen sollte.
Ein kleines Fragezeichen gilt es noch zu erwähnen: mit Central Michigan hat Raimann im vergangenen Jahr nicht gerade gegen die Cremé de la Cremé an Pass Rushern spielen müssen. Wie sich das in der NFL zeigt, gilt abzuwarten. Raimann wurde in Runde 1 von einigen NFL-Insidern schon zu den Packers gemockt.
Nicholas Petit-Frere – Ohio State – 22 Jahre – 6ft 5 – 316lbs
Nicholas Petit-Frere hat in Ohio beide Tackle-Positionen relativ gut bekleiden können. 2019 und 2020 als Right Tackle und im vergangenen Jahr größtenteils als Left Tackle. Petit-Frere’s großes Plus liegt wie bei Penning im Run-Block. Allgemein konnte Petit-Frere durch seinen guten Speed und Power zu Beginn eines Snaps viele Pass-Rusher auf Distanz halten. Allerdings hat Petit-Frere einen größeren Makel in der letzten Saison. Er hat insgesamt 26 Pressures zugelassen, allerdings 19 Pressures davon gegen Penn State (Ebiketie), Michigan (Hutchinson, Ojabo) und Nebraska, also gegen High Level Pass-Rusher. Das wirft einige Fragen auf, wenn er gegen NFL Pass-Rusher antreten muss.
Tyler Smith – Tulsa – 21 Jahre – 6ft 5 – 324lbs
Tyler Smith ist quasi der „Under the Radar“ Tackle in diesem Draft. Smith spielte in Tulsa ausschließlich auf Left Tackle und konnte sich dort von Jahr zu Jahr enormst steigern. Seine große Stärke ist die Athletik und sein Körperbau. Durch seine guten Hände wirkt er sehr dominant. Wenn sich Smith aber nicht mehr auf seine Athletik verlassen kann, ist auch schnell Ende, denn seine Technik ist, gelinde gesagt, verbesserungswürdig. Fehlendes Timing, falsche Armhaltung / Armpositionierung / fehlerhafte Movements. Dazu kommt noch seine Disziplinlosigkeit. Er kassierte ausschließlich in der letzten Saison 13 Holding Strafen. Allerdings kann man die technischen Sachen allesamt noch lernen. Athletische Dinge und Körperbau weniger, daher sollte Smith dennoch früh im Draft ausgewählt werden.
Daniel Faalele – Minnesota – 22 Jahre – 6ft 8 – 390lbs
Embed from Getty Images6 Fuß 8 und 390 lbs. Das sind 2,03m und 177 kg. Was ein Monster! Allein diese Werte sollten bei einigen Scouts und GMs schon die Kinnlade fallen lassen. Faalele hat 2019 und 2021 in Minnesota als reiner Right Tackle gespielt. Im vorherigen Jahr, 2020, hat er den Opt-Out aufgrund von Covid-19 gewählt. Faalele spielt allerdings erst seit 5 Jahren Football. Seine körperlichen Maße bringen von Natur aus einige Vorteile mit sich. Er sollte über viel Kraft und Power verfügen, aber im gleichen Maße wirkt Faalele etwas steif in Sachen Pass Protection. Die „Erscheinung“ Faalele gewinnt einige Duelle allein durch seinen Körper aber durch die teilweise fehlende Technik wirkt der Australier noch roh. Das Team, was ihn draftet sollte ihn definitiv noch einige Zeit formen und trainieren, aber dann kann Daniel Faalele definitiv ein Top Starting Right Tackle sein.
Scouting Report – Interior Offensive Line
Schauen wir als nächstes auf die Spieler dir primär im inneren der Offensive Line zu finden sind, oder in der NFL auflaufen sollten.
Zion Johnson – Boston College – 22 Jahre – 6ft 3 – 314lbs
Konstanz pur und große Flexibilität. Das beschreibt Zion Johnson wohl am besten. Er absolvierte fünf Jahre am College, strotzt also vor Erfahrung und ist dennoch erst 22 Jahre jung. Johnson ist auf der linken Seite der Offensive Line beheimatet. Er spielte Left Guard und Left Tackle in einer enorm hohen Qualität. Er hat eine nahezu beispiellose Athletik und Technik. Sein Padlevel ist herausragend. Einzig und allein gegen Stunts und Blitze hat er kleinere Probleme und wirkt etwas langsam. Johnson ist beileibe kein perfekte Spieler, aber er ist in allen Bereichen sehr gut und durch diese Konstanz über sämtliche Bereiche hinweg ist er ein Day 1 Starting Guard auf hohem Level mit der Flexibilität zum Tackle.
Kenyon Green – Texas A & M – 21 Jahre – 6ft 4 – 325lbs
Embed from Getty ImagesDie Vielseitigkeit und Flexibilität in Person. Green hat bei Texas A & M sämtliche Positionen in der Offensive Line bekleidet, außer Center und das überall in einer sehr hohen Qualität. Green verfügt über eine wahnsinnige Power, die ihm beim Blocking durchaus schnell in das zweite Level zu den Linebackern bringt. Er ist vermutlich der explosivste Offensive Lineman der gesamten Draftklasse. Dies bestätigte er auch noch mal bei der Combine in seinem 10-Yard Split. Green ist einer der wenigen Lineman, die nach einem Hit nicht die Fassung verlieren und weiterhin konstant das Play beenden. Ein einziger Kritikpunkt bei Kenyon Green ist seine Handtechnik. Die Positionierung beim Block ist teilweise etwas fehlerhaft und instabil. Das lässt sich aber in der NFL trainieren. In der vergangenen Saison kassierte Green zudem in den ersten acht Spielen, ganze sieben Strafen gegen sich. Das sollte sich in der NFL ändern.
Kenyon Green kann durchaus Ende der 1. Runde oder spätestens Anfang der 2. Runde gepicked werden. Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Packers ihren zweiten Elgton Jenkins an 28th Overall hier auswählen würden.
Sean Rhyan – UCLA – 23 Jahre – 6ft 5 – 323lbs
Rhyan war seit Beginn seiner College-Karriere Starting Left Tackle der UCLA Bruins. Durch seine Maße und seinen Körperbau sollte Rhyan aber bei den NFL Scouts eher auf der Liste der Guards zu finden sein als auf der der Tackles. Im Laufe seiner College Zeit konnte sich Rhyan nach und nach, Jahr zu Jahr, sogar Woche zu Woche sichtbar verbessern. Durch seinen Rugby-Hintergrund kommen seine Stärken in Power und Aggressivität deutlich hervor. Manchmal wirkt er sogar zu aggressiv. In seiner Technik gibt es noch einiges zu verbessern. In seiner Fußarbeit zeigten sich im Run-Block noch Probleme. Aber durch seine kontinuierliche Verbesserung im College ist das eine Sache, die in Zukunft noch verbessert werden kann. Sean Rhyan könnte am Tag 2 sehr beliebt für einige Teams sein, die Flexibilität in der Line suchen, da Rhyan eben als Guard eingesetzt werden sollte, aber massig Tackle-Erfahrung mit bringt
Darian Kinnard – Kentucky – 22 Jahre – 6ft 5 – 328lbs
Kinnard spielte in Kentucky als reiner Right Tackle. Durch seine gesamte College-Karriere gilt Kinnard als ein Top Run-Blocker und möglicherweise in diesem Draft als einer der besten Run-Blocker. Dafür hat er grundlegende Probleme in der Pass-Protection. Dies war aber in Kentucky durch das lauffreundliche Scheme nicht weiter tragisch. Mit seiner Physis kann er in vielen Duellen punkten und diese für dich entscheiden, aber bei reinen Pass-Sets sieht er beinahe hilflos aus und er weiß nicht wohin mit seinen Händen. Aus diesem Grund sollte jemand mit Kinnard’s Maßen und Eigenschaften in der NFL eher als Guard aufgestellt werden. Das unterstützt seine Physis und seine Stärke und damit sollte er auch an Tag 2 des Drafts vom Board gehen.
Jamaree Salyer – Georgia – 21 Jahre – 6ft 3 – 321lbs
Embed from Getty ImagesÄhnliches wie bei Rhyan gilt auch für Salyer. Salyer könnte sogar auch noch als Center eingesetzt werden. Bei Georgia war er 2019 auf allen Positionen aktiv. 2020 hauptsächlich nur noch auf der linken Seite der Line und in der vergangenen Saison als LT bzw. RG.
Salyer überzeugt in Georgia durch seine Flexibilität, durch seine Power und seine herausragend starken Arme. Allerdings hat er in seiner Athletik noch großes Verbesserungspotenzial, was ihn teilweise auf Tackle sehr behäbig und langsam aussehen lässt. Hier hat Georgia’s Scheme ihn etwas besser aussehen lassen. Diese Power, die er hat, kann er jedoch als Guard sehr gut umsetzen. Dazu kommt, dass seine Athletik auf Guard oder Center nicht die große Rolle spielt, wie auf Tackle.
Wer könnte sonst noch auf dem Radar erscheinen?
Auf der Guard Position als direkte qualitative Verstärkung war es das soweit. Selbstverständlich sind die Packers die Meister in Sachen Offensive Lineman draften. Da leisten die Scouts seit Jahren perfekte Arbeit und man kann nie wissen wer da noch aus dem Hut gezogen wird.
Auf der Tackle Position könnte man definitiv noch einen Rasheed Walker von Penn State, einen Matt Waletzko von North Dakota, einen Max Mitchell von Louisiana, einen Braxton Jones von Southern Utah und einen Kellen Diesch von Arizona State erwähnen, die allesamt für den frühen Tag 3 in Frage kommen könnten.
Meine Vermutung: Hier ist es sehr schwierig durch zu blicken. Wie in der Analyse schon erwähnt bin ich ein großer Fan von iOL Kenyon Green, der auch OT spielen kann und quasi perfekt in den Wunsch der Flexibilität von Gutekunst passt, da er die komplette Offensive Line bekleiden kann. Wenn die Packers in den ersten beiden Runden allerdings auf WR und Defense gehen kann in Runde 3 auch ein Abraham Lucas sehr interessant sein.
Bold Prediction:
Die Packers traden mit 28th Overall Pick ein paar Spots zurück und holen sich Anfang der 2. Runde Kenyon Green. Zusätzlich schnappt sich Gutekunst mit einem der beiden 4. Runden Pick einen weiteren Tackle.
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