Packers Legenden: Tony Canadeo – Der graue Geist von Gonzaga

In loser Folge schauen wir auf die Legenden der Green Bay Packers. Große Namen waren dabei: Bart Starr, Mike „Iron“ Michalske, „Cal“ Hubbard – alle haben wir schon porträtiert. Nun kommen wir zu einem Spieler, der „nur“ einen Titel gewann, aber den Packers in einer schwierigen Phase die Treue hielt. Nach seiner aktiven Karriere blieb er im Umfeld von Green and Gold und war der zweite Spieler, dessen Rückennummer von den Packers zurückgezogen wurde. Anthony Robert „Tony“ Canadeo prägte diese Franchise über Jahrzehnte – auf und neben dem Platz.

Auf einer Stufe mit Joltin’Joe

Canadeo wurde am 5. Mai 1919 in Chicago geboren. Über seine Jugend und High School-Zeit ist nicht viel bekannt. Aufmerksam wurde man, als er 1938 an die Westküste ging. An der Gonzaga University in Spokane machte der Sohn italienischer Einwanderer nachhaltig auf sich aufmerksam. Aufgrund der Tatsache, dass er sehr früh ergraute, wurde er als „Gray Ghost of Gonzaga“ berühmt. Canadeo brachte als Half Back ordentlich Power auf das Feld. Allerdings waren die Bulldogs alles, nur kein sonderlich erfolgreiches Team. Dennoch wurde er 1939 als „herausragender italienisch-amerikanischer Athlet“ ausgezeichnet – neben Golfer Gene Sarazem und Baseball-Legende Joe DiMaggio. Vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs beendete Golzaga sein Football-Programm und nahm es nach dem Krieg auch nicht mehr wieder auf. So ist Tony Canadeo der letzte Absolvent dieser Universität, der es in den professionellen Football schaffte.

Canadeo als Allrounder

Die Packers griffen im Draft 1941 an 77. Stelle zu und verpflichten Canadeo als Ergänzung zu Arnie Herber und Clark Hinkle. Ein Stammplatz konnte sich der damals 22-Jährige für seine erste Spielzeit nicht erkämpfen. Doch schon im zweiten Jahr kam er in allen elf Partien zum Einsatz. Bereits damals war zu sehen, dass Canadeo Züge eines modernen Running Backs in sich hatte. Neben 89 Carries kam er in dieser Spielzeit auf zehn Receptions, für damalige Verhältnisse eine beachtliche Zahl. Weiterhin wurde er auch als Passer eingesetzt, was sich 1943 noch verstärkte. Bekanntlich war das Passspiel noch nicht ausgereift bzw. die Teams setzten auf das Laufspiel, so dass seine Completion-Percentage und sein Passer-Rating durchaus ausbaufähig waren. Aber vor allem wurde ersichtlich, dass Canadeo ein großer Allrounder war. 1943 beendete er die Saison mit neun Touchdown-Pässen (gegenüber 12 Interceptions), 3 Rushing-Touchdowns (bei 5,2 Yards pro Lauf) und zwei Receiving-Touchdowns (bei drei Catches). Dass dann noch zwei eigene Interceptions hinzukamen, ist noch bemerkenswerter – von den starken Special Teams-Leistungen als Returner und Punter ganz zu schweigen.

Krieger und Meister

Doch dann kam 1943 eine Zäsur im Leben von Tony Canadeo – bei vielen Amerikanern zu dieser Zeit. Er meldete sich früh im Zweiten Weltkrieg freiwillig zur US Navy, konnte seinen Militärdienst nach sehr guten Leistungen in der Ausbildung aber kurzzeitig verlassen. So spielte er die volle 43er Saison und kam 1944 noch zu drei Spielen. Dann zog er erneut in den Krieg und verpasste das Championship Game 1944. Dennoch durfte sich Canadeo als Meister feiern lassen. Die 1945er Saison verpasste er komplett, da er bis Kriegsende in der US Army diente.

Canadeo und die 1000 Yards

1946 kehrte der mittlerweile 27-Jährige nach Green Bay zurück. Nachdem er ein Angebot der Konkurrenzliga AAFC ausgeschlagen hatte, entwickelte sich Canadeo zum Nummer eins Running Back der Packers. Herausstechend ist dabei die Saison 1949. Als dritter Spieler überhaupt konnte er eine 1000 Yard-Rushing-Saison abschließen. Bis zu seinem Karriereende 1952 blieb er Starter der Packers. Dabei agierte er aber zumeist als eine Mischung aus Receiver und Fullback. Billy Grimes hatte 1950 das Kommando als Rushing-Leader, war aber voll des Lobes für Canadeo: „Tony ist einer der härtesten Spieler, mit denen ich je zusammenspielte. Er machte viel Blockarbeit und das half mir enorm.“ Dazu absolvierte Tony Canadeo 1951 seine beste Saison als Receiver. 22 Receptions und zwei Touchdowns waren für einen Running Back der damaligen Zeit ein ungewöhnlich hoher Wert. Die Zeit der Allrounder war aber mit dem Zweiten Weltkrieg zu Ende gegangen. Spielte Canadeo vor seiner Wehrdienstzeit als Back, Kicker, Punter, Returner und Safety, so beschränkte er seine Aufgaben danach auf die Offensive. Mit 33 Jahren hängte er seine Footballschuhe an den berühmten Nagel. Vielleicht war Canadeo der letzte, große NFL-Spieler, der noch auf beiden Seiten des Feldes spielte. Seine Nummer drei wurde unmittelbar nach der Saison zurückgezogen – als zweiter Packers-Spieler nach Don Hutson. Bemerkenswert: es gab keine offizielle Zeremonie, sondern die Fans erkoren ein Spiel gegen die Dallas Texans zum offiziellen Tony-Canadeo-Day.

Rückkehr abseits des Feldes

Drei Jahre nach seinem Karriereende wurde Anthony Canadeo ins Board of Directors der Packers gewählt. Diesem gehörte er 44 Jahre lang an, wurde 1999 mit 80 Jahren zum „Director emeritus“ ernannt. Ab 1958 war er Mitglied des Executive Boards und dabei maßgeblich an der Verpflichtung von Vince Lombardi beteiligt. Mit dem großen Coach verband ihn eine echte Freundschaft. Das Executive Board verließ Canadeo mit 70 Jahren, dem staatlichen Rentenalter. 1999 zog sich Anthony Robert Canadeo weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück und starb am 29. November 2003 in Green Bay. Fast 60 Jahre lang prägte er die Packers maßgeblich mit – nur mit seiner Frau Ruth war er länger verheiratet. Fun Fact: die Hochzeit fand 1943 während der Saison statt. Das folgende Spiel verloren die Packers, worauf „Curly“ Lambeau weitere Hochzeiten während der Saison untersagte.

Drei aktive Äras miterlebt

In Erinnerung wird Tony Canadeo aber nicht nur deswegen bleiben. Er ist wohl die einzige Packers-Legende, die sowohl in der Hall of Fame ist wie auch alle großen Äras der Packers (Lambeau, Lombardi, Favre) aktiv miterlebt hat. Nebenbei war er auch als Co-Kommentator für CBS tätig und unterstützte den legendären Ray Scott von 1959 bis 1967 bei Packers-Spielen. Wer mehr über die Nummer drei der Packers erfahren möchte, wird bei Cliff Christl garantiert fündig.

Der Artikel wurde von Christian geschrieben.

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