Das London-Spiel gegen die New York Giants ist Geschichte. Ein langer, großartiger Tag mit vielen Packers-Fans aus Europa und auch aus den USA. Eine wirklich atemberaubende Atmosphäre machte sich im und rund um das Tottenham-Stadium breit. Gespräche hier, Gespräche dort, viele lachende Gesichter und die Sonne schien unter blauem Himmel. Es war alles angerichtet für ein erfolgreiches Debüt der Packers in Europa. Wäre da nicht diese eine kleine Sache gewesen. Das Spiel oder besser gesagt, die Art und Weise. Aber auch in den bisherigen Spielen der Saison . Es gibt Fragen und davon nicht zu knapp. Play-Calling? Adjustments? Execution? Es kriselt bei den Green Bay Packers. Aber woran genau liegt es, dass Offense und Defense ihrer Aufgabe nicht nachkommen? Es muss sich was ändern, von allen Beteiligten. Do your damn Job!
Nur die Spitze des Eisbergs
Es fing ja durchaus sehr positiv an, führten die Packers zwischenzeitlich mit 17:3 und alles deutete auf einen entspannten Nachmittag im Norden Londons hin.Die Defense stoppte das gefährliche Run-Game der Giants in den ersten beiden Drives und zog ihnen vorerst den Zahn. Gegen Ende der ersten Hälfte nahmen die New Yorker aber langsam Fahrt auf, da Giants Headcoach Brian Daboll seine Adjustments frühzeitig umsetzen konnte. Trotzdem schien man auf der sicheren Seite zu sein. In der zweiten Hälfte machten die Giants damit erfolgreich weiter und die Packers weniger erfolgreich. Die Run Defense funktioniert nur noch semi gut und vor allem auch die Bootlegs von Giants Quarterback Daniel Jones stellten die Mannen von Defensive Coordinator Joe Barry vor große Probleme. Aber auch Offensiv stotterte der Motor wieder einmal gewaltig.
Heavy Zone
Und da sind wir auch schon beim passenden Protagonist, Joe Barry. Ich war letzte Saison angetan vom schematischen Ansatz, der auf der Vic Fangio Defense aufbaut. Und dieses Jahr hat er diesen Ansatz nochmals „verfeinert“. Viele 2-High Safety Looks, viel Zone-Coverage, und viel Sturheit!! Mittlerweile muss man sich mal hinterfragen, wo da der Sinn ist wenn man sich auf die jeweilige Offense der Gegner nicht einstellt. Barry beraubt damit dieser Defense ihrer Stärken. Jaire Alexander und Eric Stokes sind beide starke Man-Cornerbacks. Alexander vielleicht sogar der beste in der NFL. Trotzdem hält Barry stur an seiner Philosophie fest, viel über die Zone-Coverage lösen zu wollen.
Genau daraus ergibt sich aber das nächste Problem. Durch die vielen Cover-2 und Cover-4 Konzepte, spielst du überwiegend mit einer leichten Box. Dies stellt wiederum unsere Run-Defense vor Probleme. Nominell ist die Defensiv Line gut besetzt, aber inwiefern ist das in der Laufverteidigung wirklich entscheidend? Kenny Clark, Jarran Reed, DeVonte Wyatt und Dean Lowry haben ihre Stärken eher im Pass-Rush, als in der Laufverteidigung doch sollte man trotzdem erkennen lassen, dass noch Luft nach oben ist gegen den Lauf zu arbeiten.
Anpassungen = Fehlanzeige
Joe Barry scheint nicht in der Lage zu sein, sich im Spiel auf die jeweilige Situation einstellen zu können. Es war in den Spielen gegen Chicago und New England schon ein Problem, dass er das offensichtliche Laufspiel der Gegner nicht stoppen konnte. Wo sind da die Anpassungen? Wo ist die Förderung der jeweiligen Stärken der einzelnen Spieler? Wie kann man eine so talentierte Defense so katastrophal aussehen lassen? Dear Mr. Barry, do your damn Job!
Offensives Auf und Ab
Aber auch auf der anderen Seite des Balles läuft es nicht optimal. Headcoach Matt LaFleur hat die letzten Jahre bewiesen, dass er ein guter Play-Caller ist. Auch am Sonntag gegen die Giants z.B. als er mit dem Marcedes Lewis Touchdown ein stark designtes Play vorgab. Allerdings findet LaFleur in dieser Saison noch nicht den richtigen Ansatz für ein ausgewogenes Spiel zwischen Lauf und Pass. Gegen die Giants lief das Rungame anfangs auch wieder auf vollen Touren, aber wie schon in den Spielen zuvor wich der Headcoach von seinem Weg ab. Ein Beispiel dafür war der erste Drive im vierten Quarter, als er bei allen 3 Downs jeweils Pässe vorgab. Das ist im Prinzip nichts anderes wie auf der defensiven Seite, nur dass man hier nicht nur einzelnen Spielern ihrer Stärken beraubt, sondern gleich der gesamten Offense. Mit dem Running Back Tandem, welches statistisch starke Zahlen auflegt, nur 20 mal zu laufen, beraubt der Offense sämtliche Folgemöglichkeiten. Aaron Jones und AJ Dillon sind die besten Playmaker in dieser Offense, gerade mit den Veränderungen in der Wide Receiver Gruppe. Warum man sie dann nicht so einsetzt, dass die Offense dauerhaft einen gewissen Floor mitbringt, ist zumindest mal fragwürdig.
Der nächste Punkt ist natürlich auch das vertikale Passspiel. Also das was nicht vorhanden ist. Pässe über 20 yards gehen ins Leere. Wenn dann, geht nur was über Yards After Catch. Darauf baut diese Offense allerdings nicht auf und ist kein verlässlicher Faktor. Es ist die Aufgabe von Matt LaFleur diese Dinge jetzt nach fünf durchwachsenen Spielen in den Griff zu bekommen und abzustellen. Dear Mr. LaFleur, do your damn Job!
Execution
Man darf jetzt aber nicht nur den Coaches sämtliche Kritik an den Kopf schmeißen. Natürlich sind es die Spieler, die unten auf dem Feld stehen und das Spiel spielen müssen. Und zwar auf allen drei Ebenen des Spiels. Special Teams lassen wir heute mal außen vor, auch wenn ich da auch wieder etwas zu kritisieren hätte. Bei den Spielern ist die Bandbreite natürlich riesig. Von schlechten Offensive Line Momenten, über schlechte Würfe und Entscheidungen von Aaron Rodgers (z.B. die Run-Pass-Option bei 4th & 2 gegen die Giants), bis hin zu den Tacklingproblemen auf der defensiven Seite und unnötigen Strafen. Natürlich kann man jetzt nicht alle Spieler in ein Topf schmeißen, jedoch hat man oft den Eindruck, dass trotz eines positiven Records mehr schlechte Eindrücke zustande gekommen sind als gute. Und das zu ändern ist auch eine Sache der Spieler. Dear Packers Players, do your damn Job!
Diese Kolumne ist die einzelne Meinung des Verfassers. Sie stellt nicht die Meinung der Packers Germany oder seiner Mitglieder dar.