Das Duell der Enttäuschung – Week 15 vs. Los Angeles Rams

Monday Night Game. Rams versus Packers. Der amtierende Super Bowl-Champion zu Gast im verschneiten Green Bay. Das verspricht ein fantastisches Spiel zu werden… Moment! Da war ja was!

Fragt man die Fans beider Teams, was man vor der Saison von ihrem Team erwartet hat, werden sich die Aussagen wohl ziemlich ähneln. Man sah sich als Contender Team, welches Chancen auf einen Titel beziehungsweise auf eine der selten Titelverteidigungen hat. So hatte das Forbes Magazin zum Beispiel die Rams und die Packers auf Platz 4 und 5 vor Saisonbeginn, weit vor Teams wie den Eagles oder den Bengals. Auch Adrian Franke hatte die beiden Teams vor Saisonbeginn in seinem Power Ranking recht hoch (Green Bay Platz 7, Rams Platz 5). Doch dann verlief die Saison der beiden Teams ganz anders. Die Packers stehen inzwischen 5-8 und die Rams konnten letzten Freitag erst ihren 4 Sieg feiern.

Beide Teams sind aktuell näher am First Pick Overall als an den Playoffs (auch wenn die Rams ihren First Round Pick natürlich nicht mehr haben). Die Statistikseite FiveThirtyEight rechnet den Packers noch eine 8% Playoff-Wahrscheinlichkeit aus. Bei den Rams sind es hingegen weniger als 0,1%. Sollten die Packers Montagnacht gewinnen, sind die Rams auch auf jeden Fall rechnerisch aus den Playoffs ausgeschieden. Doch auch bevor das Spiel beginnt, könnten alle Playoff-Träume ausgeträumt sein. Ein Seahawks- und ein Giants oder Washington Sieg würden dafür schon reichen. Die Packers werden dagegen auch noch nach diesem Spiel rechnerische Chancen auf die Playoffs haben, realistisch sind die Chancen allerdings kaum.  

Die Geschichte der beiden Teams

Zu den Gründen für die schwache Saison aufseiten der Rams kommen wir später. Zunächst noch etwas zu allgemeinen Historie der beiden Teams. Die Rams wurden 1935 gegründet (zunächst als Cleveland Rams, seit 1946 Los Angeles Rams, bis auf 1995-2015 St.Louis Rams) und zählen damit zu den traditionsreicheren Teams der Liga. Insgesamt gab es 97 Aufeinandertreffen beider Teams, darunter 3 Playoff-Begegnungen. Die Packers führen dieses Duell mit 48 Siegen an. Dabei stehen die Packers seit 2010 5-1. Einzig 2018 verlor man knapp. Das letzte Duell gewann man mit 36 zu 28 letzten November.       

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Das Spiel startet in der Nacht von Montag auf Dienstag um 2:15 Uhr deutscher Zeit im heimischen Lambeau Field. Dabei macht die Frozen Tundra ihrem Namen mal wieder alle Ehre. Erwartet werden eiskalte Temperaturen (-12°C Celsius), dafür allerdings weniger Schneefall. Übertragen wird das Spiel, wie jedes Monday Night Game diese Saison, von ESPN. Kommentieren wird das alte Fox Duo, dass seit dieser Saison für ESPN angestellt ist, Joe Buck und Troy Aikman. Ihr könnt das Spiel im Gamepass oder auf DAZN mit Günther Zapf und Jo Ullrich verfolgen. Schiedsrichter der Partie ist Shawn Hochuli. Die Packers gehen in das Spiel als Favorit mit 7 Pkt. Das Over/Under für die Partie liegt bei 39.5 Punkten.

Die bisherige Saison der Rams

Nach dem Super Bowl gab es einige Fragen in Los Angeles zu klären. Welche Spieler bleiben, welche Spieler gehen und welche Coaches bleiben? Und wie so häufig, nach einem Super Bowl Sieg, begann der Aderlass. Die Vikings holten sich Offensive Coordinator Kevin O’Connell als neuen Head Coach. Und der nahm gleich 2 weitere Offense Coaches mit (Chris O’Hara und Wes Phililips). Dazu ging Ejiro Evero, der Secondary/Passing Game Coordinator der Rams zu den Broncos. Auch er nahm ein paar Coaches mit. Auf Spielerseite ging mit OBJ, ein wesentlicher Faktor des Playoff-Runs. Zudem beendete mit Andrew Whitworth ein langjährige Stütze auf Left Tackle seine Karriere. Ebenfalls das Team verließen Robert Woods, Austin Corbett, Von Miller, Kenny Young, Troy Reeder, Darious Williams (Alles Starter). Gerade Von Miller tat sehr weh, auch weil er bei seinem neuen Team, den Bills, regelrecht aufgeblüht ist.

Welche Neuzugänge gab es?

Große Neuzugänge waren, nachdem man die letzten Jahre sehr spendabel war, nicht drin. Die beiden bekanntesten Namen sind Bobby Wagner und Allen Robinson. Gerade Allen Robinson hatte einen schweren Start in die Saison und kam erst in der Mitte der Saison etwas in Form, bevor er sich in Woche 11 verletzte und so die ganze restliche Saison verpasst. Das ist auch etwas sinnbildlich für die gesamte Saison der Rams.

Die Saison begann schon sehr schlecht im ersten NFL Spiel der Saison. Es setzte ein krachender 10-31 Niederlage gegen die Bills. Bis zur Bye Week in Woche 7 konnte man zwar immerhin gegen die Falcons, die Cardinals und Panthers gewinnen. Verlor allerdings auch 2x deutlich gegen die Niners und Cowboys. Nach der Bye Week war dann komplett der Wurm drin und man verlor alle 6 Spiele bis zur letzten Woche. Dort konnte man, wie vorher angesprochen, etwas glücklich gegen die Raiders einen Sieg herausholen konnte und so die Niederlagenserie beenden.

Spielplan der LA Rams https://en.wikipedia.org/wiki/2022_Los_Angeles_Rams_season

Über die Saison verlor man einige Spieler aufgrund von Verletzungen wie Kupp, Stafford, Allen Robinson, Starting Right Tackle Joseph Noteboom. Insgesamt stehen aktuell 14 Spieler auf Injured Reserve, davon 7 Stammspieler. Und dann gab es noch die Geschichte mit den Runningbacks. In die Saison starten durfte Darrell Henderson. Dementsprechend wenig Spielzeit erhielt Cam Akers. Der daraufhin in Week 5 einen Trade forderte und dem Training fernblieb. Erst in Woche 9 kehrte er zurück. Knapp 3 Wochen nach der Rückkehr wurde dann Darrell Henderson, der bisherige Starting Runningback entlassen. Akers verblieb allerdings nur der Nummer 2 Back, da Kyren Williams in der Zwischenzeit übernahm. Erst in Woche 13 war Akers der klare Leadback. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich diese Geschichte in der restlichen Saison fortschreibt.

Stärken und Schwächen der LA Rams

Kein Wunder, dass diese Rotation auch der Gesamtperformance nicht gut getan hat. Die Rams Rushing Offense gehört nach vielen Statistiken zu den schwächsten der Liga. Nur wenig besser sieht das Passing Game aus. Besonders verheerend sind die 13 Interceptions (Platz 3) und die 46 kassierten Sacks (meisten der Liga). Das liegt zum einen sicherlich auch an den verschiedenen Quarterbacks, die jeweils spielen müssen (vier verschiedene Quarterbacks standen schon auf dem Feld). Zum anderen aber auch an der Offensive Line. Diese hat große Probleme diese Saison. Auch dort kommt es immer wieder zu Verletzungsproblemen, aber auch ohne Verletzungen fehlt der Line ein Anker und an gewissen Punkten schlichtweg die Qualität. Und kann man Druck auf den Quarterback ausüben, wird es deutlich einfacher zu verteidigen.

Defensiv ist die große Stärke normalerweise die Run Defense, die bekommt durch den Ausfall von Aaron Donald aber eine erhebliche Schwächung und performte in den letzten beiden Spielen ohne ihn eher durchschnittlich. Aber er fehlt natürlich im Pass Rush. Das ist ohnehin ein Schwäche ist (zweitniedrigste Pressure Rate der Liga), wird aber ohne ihn (5 Sacks, 16 Pressures (nach Pro-Football-Reference) nochmal deutlich schwieriger. In der Pass Defense fehlt zudem eine Stütze gegenüber von Jalen Ramsey. Troy Hill kann diese Rolle solide ausfüllen, fiel aber schon mehrfach aus. Sein Ersatz 6th-Round-Rookie Derion Kendrick hat enorme Probleme und kommt bei PFF z.B auf ein Grade von 45,7.

Injury Report

Injury Report der beiden Teams

Der Injury Report sieht diese Woche für die Packers gar nicht so furchtbar aus. Elgton Jenkins und David Bakhtiari konnten bisher noch nicht trainieren, das ist diese Saison aber schon häufig so gewesen und kein zwingendes Zeichen dafür, dass sie ausfallen. Ansonsten konnten alle bis auf Aaron Jones, der nur limitiert trainiert, voll trainieren. Das trifft auch auf Romeo Doubs zu, der damit sein Comeback feiern darf.

Bei den Rams sind einige Personalien schon klar. Die bereits angesprochenen Cooper Kupp, Aaron Donald und Matthew Stafford fallen auf alle Fälle aus. Es ist gut möglich, dass keiner der drei diese Saison nochmal den Rasen betritt. Wichtige Spieler sind ansonsten Starting Center Brian Allen und die Rotationsspieler Marquise Copeland und David Long Jr. Die drei haben alle nicht trainiert und könnten ausfallen.   

Players to Watch Rams

Nach der Verletzung von Stafford war klar, dass die Rams auf Quarterback nachlegen wollten, zumal der eigentliche Backup, Wolford, ebenfalls angeschlagen war und so hatten sich die Rams letzte Woche Baker Mayfield vom Waiver geholt. Er war keine 2 Tage da, bevor er dann gegen die Raiders direkt auf dem Feld stehen musste. Angesichts der Umstände und dem Fakt, dass er das Playbook noch nicht so gut kennt, hat er seine Sache ziemlich gut gemacht und die Rams mit einem 2-Minute-Drive über 98 Yards zum Sieg gebracht.

Doch so gut das Spiel auch war, die bisherige Saison war es von ihm nicht. In 7 Spielen für die Panthers kommt er lediglich auf 192 Passing Yards pro Spiel, 6 TDs, 6 INTs, 57,8% Completion Rate, ein Passer Rating von 74,4 und 23 Sacks in 7 Partien. Alles Werte, die zu den schlechtesten der Liga gehören. Nun kann man gespannt, ob sein Hoch bestehen bleibt oder ob es sich seiner restlichen Saison anpasst.     

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Defensiv bleiben nach dem Wegfall von Aaron Donald nur noch zwei Stars übrig. Bobby Wagner und Jalen Ramsey. Ramsey wird besonders interessant zu beobachten sein. Der 3 malige All-Pro spielt dieses Jahr dabei wesentlich schwächer als in seinen letzten beiden All-Pro-Seasons (2020, 2021). Er ließ bisher mehr Completions (65,7%), mehr Yards pro Completion (11,1) das höchste Passer Rating in seiner Karriere (105.1) sowie auch schon 5 Touchdowns zu (die meisten des Teams, 5. meisten unter allen Defense Spielern). Zum Vergleich seit 2018 hat er nie mehr als 3 Touchdowns zugelassen. Diese Stats und auch seine Leistung sind insgesamt aber immer noch solide. Man kann darauf gespannt sein, auf wen er abgestellt sein wird.

Players to Watch Packers

Es ist das erste Mal, dass ein in Form gekommener Christian Watson und Romeo Doubs zusammen auf den Platz stehen werden. Während in der ersten Saisonhälfte Romeo Doubs gut aussah, überzeugt Watson seit Woche 10 konstant. Er kommt auf 8 Touchdowns in den letzten 4 Spielen (9 über die gesamte Saison), davon 7 TD Catches. Nur 4 Wide Receiver haben in der gesamten Saison mehr als 7 Touchdowns erzielt (Davante Adams 12, Stefon Diggs 10, AJ Brown 10, Tyler Lockett 8). Er könnte am Ende also tatsächlich ein besonders gute TD-Performance erreichen.

Zum Vergleich nur 25 Rookie Wide Receiver konnten in der Geschichte der NFL neun oder mehr Touchdowns in ihren Rookie Jahr erzielen. Er ist nun einer davon und hat noch 4 Spiele seine Ausbeute weiter zu verbessern. Um die Top10 zu erreichen, bräuchte er noch 3 TDs, 4 TDs für Platz 2 ( Ja’Marr Chase). Einzig Randy Moss in seiner Rookie Saison 1998 mit 17 Touchdowns wird unerreicht bleiben. Außerdem ist Watson aktuell einer der Kandidaten für den Offense Rookie of the Year. Die Experten sehen Kenneth Walker von den Seahawks und Garrett Wilson von Jets noch leicht vorne, aber weitere gute Leistungen und Touchdowns wären definitiv ein Argument für Watson.   

Meiste erzielte TDs über 4 Spiele in ihrer Rookie Saison Randy Moss und Christian Watson je 8

Darauf kommt es in der Defensive an

In der Defensive kommt es vor allem auf den Pass Rush an gegen diese schwache Offensive Line. Preston Smith konnte diese Saison erst 5,5 Sacks verbuchen (46.Platz in der Liga unter allen Defensiv-Spielern). Damit fehlt ihm noch ein halber Sack, um mit Rashan Gary gleichzuziehen, der immer noch bei den Packers Sack Leader ist, obwohl er nur 9 Spiele absolviert hat. Danach kommen Kenny Clark mit 3 und Enagbare mit 2 Sacks. Insgesamt kommen die Packers auf 24 Sacks, was den geteilten 26.Platz bedeutet, was aber auch der schwachen Run Defense geschuldet ist. Dieses Spiel gibt auf alle Fälle Möglichkeiten diesen Wert deutlich zu steigern.

Ways to Win

Die Spielweise der Rams sollte sehr gut zu unser Spielweise passen. Die Rams sind eher schwach im Running Game und können unsere primäre Schwäche nicht besonders gut ausnutzen, während unser Pass Rush wiederum gegen ihre Offensiv Line deutliche Vorteile haben könnte.

Auf der anderen Seite ist ihre Defensive Line ohne Aaron Donald lang nicht so stark, was größere Lücken für Aaron Jones und AJ Dillon bedeuten könnte. Zudem fehlt den Rams ein Cornerback, der mit der Geschwindigkeit von Watson mithalten kann. Denn Speed ist nicht unbedingt die Stärke von Jalen Ramsey, der wohl eher Doubs oder Lazard aus dem Spiel nehmen könnte. Daher würde das ein oder andere Big Play von Watson nicht wirklich überraschend kommen.   

Prediction

Die Rams sind zwar stark gebeutelt, dennoch haben wir es diese Saison schon öfter gesehen, dass die Packers sich schwer tun, einen Gegner komplett auszuschalten und so nie wirklich davon ziehen können. Daher gehe ich von einem relativ engen Spiel aus, welches letztlich im vierten Viertel, zugunsten der Packers, entschieden wird.

Go Pack Go

Mein Tipp: 28: 21 Packers

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