Rodgers verlässt die Packers – Ein Ende mit Schrecken

Seit Mittwochabend ist klar, dass das Tischtuch zwischen den Packers und ihrem Starting Quarterback der letzten 15 Jahre zerrissen ist. Das Ende der Saison liegt nun schon einige Zeit hinter uns und lange gab es keinerlei Infos. Jetzt hat Aaron Rodgers sein Schweigen gebrochen und in der Pat McAfee Show verkündet, dass er im kommenden Jahr für die New York Jets spielen möchte. Ein Ende mit Schrecken statt einem Ende ohne Schrecken, wie ich finde!

Viele dürften froh sein, dass die Katze nun endlich aus dem Sack ist. „Rodgers hält die Packers und die Jets mit seiner Entscheidung hin“, war die Meinung spätestens seit Start der Free Agency. Rodgers selbst erläuterte den Prozess seiner Entscheidung und stellte klar, dass es aktuell nicht an ihm liegt. Es sei nun an den Packers, die mit dem Front Office der Jets noch uneinig über den bevorstehenden Trade sind. Dabei fand er nicht unbedingt nur nette Worte in Richtung seines nun ehemaligen Arbeitgebers.

Eine einzigartige Karriere

Die Dimensionen müssen wir uns noch einmal vor Augen führen. Aaron Rodgers der Junge aus Kalifornien, der seit 18 Jahren bei den Green Bay Packers unter Vertrag steht. Es gibt nicht viele Spieler in der NFL Geschichte, die länger für ein Team gespielt haben. Mit Tom Brady auch nur einen einzigen Quarterback. „Face of the Franchise“, bezeichnete Rodgers sich selbst in der Pat McAfee Show und das kann man wohl so unterschreiben.

Gerade im deutschsprachigen Raum mit dem aufkommenden Football-Hype in den letzten Jahren, kennen die Green Bay Packers nicht viele ohne einen Aaron Rodgers. Viele mögen genau wegen ihm ein Anhänger der Franchise aus Wisconsin geworden sein. Auch ich kenne die Green Bay Packers nicht ohne Aaron Rodgers. Packers Fans insgesamt sind in dem Zusammenhang geradezu verwöhnt, denn vor Rodgers war ein gewisser Brett Favre für 16 Jahre bei den Packers.

Was das alles bedeutet und wie viel das wert ist, werden wir Packers Fans vielleicht auch erst realisieren, wenn auch wir uns auf die Suche begeben müssen nach einem neuen Franchise-Quarterback. Möglicherweise haben die Packers in Jordan Love diesen auch schon gefunden. Jeder wünscht sich das, viele erwarten es vielleicht auch, aber wir werden es erst in ein bis zwei Jahren mit Sicherheit sagen können. Am Ende bleibt also nur Dankbarkeit für diese Karriere von Aaron Rodgers in Green and Gold?

Ein Ende mit Schrecken

Für mich persönlich bleibt ein fader Beigeschmack zurück. Ich möchte Rodgers mit seinen Hail Marys und magischen Momenten in Erinnerung behalten. Stattdessen stehen die gesagten Worte von Rodgers gegenüber dem Front Office nun im Raum und werden dieser letzten 18 Jahre, in welchen Rodgers dieses Team anführte, nicht gerecht.

Rodgers ist und war eine polarisierende Person und in gewisser Weise möchte ich auch trennen zwischen dem sportlichen und dem was neben dem Platz alles passiert ist. Das auf dem Platz ist mit vier MVP-Titeln, einem Super Bowl Ring und vielen einzigartigen spektakulären Moment unbestritten – auch wenn immer wieder die Stimmen laut wurden die sagten, dass die Packers aus dieser Zeit zu wenig Kapital geschlagen haben.

Neben dem Platz bleiben Dinge wie „I’m immunized“, die Auseinandersetzung mit dem Front Office um den Draft 2021 und nun dieser Abgang aus Green Bay hängen. Rodgers ist ein Medienprofi, der seine Worte weise wählt, nichts Unüberlegtes sagt. Er möchte das Zepter des Handelns in der Hand haben, möchte sich gegenüber eine gewisse Wertschätzung erfahren und mag es nicht, wenn die Medien über ihn berichten und versuchen die neuesten News abzugreifen.

Insbesondere an den bekannten Beat Writern hat Rodgers kein gutes Haar gelassen. Vielleicht ist er einer von ganz wenigen Spielern in der NFL, bei dem eben nicht ein Ian Rapoport oder Adam Schefter den Wechselwunsch zu den Jets als exklusive News haben enthüllen können. In der Sportwelt in den USA ist das vermutlich einzigartig und letztendlich auch nichts wofür ich Rodgers kritisieren würde. Tatsächlich finde ich es sogar erstaunlich und bewundernswert, dass er genau das nicht mitmacht und sich dem auch aktiv zur Wehr setzt.

Der Medienprofi Rodgers

Aber dadurch hat er stets auch die „Macht“ über die News und sorgt dann eben dafür, dass zeitweise eine halbe Million Zuschauer sich eine Youtube-Show eines ehemaligen NFL-Punters anschauen. Er selbst entscheidet was er sagt, wie er es sagt und wann er es sagt. Dabei kann er dann gewisse Sachen auch steuern und beeinflussen, sodass er letztendlich unbeschadet aus der Nummer rauskommt. Durch sein Verhalten befeuert er eben auch dieses Verhalten der Medien, die sich dann auf jede kleinste News stürzen und diese versuchen auszuschlachten. Dabei kann man sich bildlich vorstellen, wie er zu Hause in Kalifornien die Gerüchte um seine Person mit einem Grinsen verfolgt.

Ja, er mag sich entschieden haben und aktuell hängt der Trade nicht an seiner Entscheidung. Aber hätte er sich nicht auch schon früher entscheiden können und so den Jets und Packers mehr Zeit geben können? Er selbst hat die Timeline seiner Entscheidung in der Show skizziert und deutlich gemacht, dass es die Schuld der Packers sei, dass er nun für die Jets spielen möchte. War das so? Hatte er ursprünglich wirklich vor, seine Karriere zu beenden?

Die komplette Wahrheit werden wir nie erfahren und die Packers sind keine Franchise, die dafür bekannt ist in diese Diskussionen mit einzusteigen. Haben die Packers ihrem langjährigen Gesicht der Franchise zu wenig Wertschätzung entgegengebracht? Wir werden es vermutlich nie beantworten können und sollten uns hier auch nicht komplett auf die gesprochenen Worte von Rodgers verlassen. Wie so häufig liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo in der Mitte.

Unwürdiges Ende

Die lobenden Worte für die Stadt Green Bay, den Bundesstaat Wisconsin und die Fans, rücken die gesprochenem Worte gegenüber dem Front Office dann auch nochmal – aus Sicht von Rodgers – ins rechte Licht. Rodgers selbst hat sich mit den gewählten Worten von jeglicher Schuld freigesprochen. Niemand wird behaupten, dass die Packers in den letzten Jahre im Umgang mit ihrem Quarterback alles richtig gemacht haben. Dieses Nachtreten von Rodgers hätte es in meinen Augen jedoch nicht gebraucht.

Die Packers haben Rodgers viel zu verdanken, aber ist das umgekehrt nicht genauso? Alleine die Tatsache wie sehr er bemüht war aufzuzeigen, dass es andere Leute waren die ihn gedraftet haben, dass mittlerweile andere Personen in der Franchise handeln, zeigt eine gewisse Spannung zwischen Rodgers und dem aktuellen Front Office. Hätte Rodgers nicht auch einen Wechsel zu den Jets anders verpacken können? Ich meine „Ja“ und das lässt mich als Fan der Green Bay Packers und Aaron Rodgers frustriert auf diesen Ausgang der Geschichte blicken.

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