Buhende Bears Fans ab Mitte des dritten Viertels, die mit der Leistung des eigenen Teams alles andere als einverstanden waren, stehen am Ende des Spiels sinnbildlich für einen deutlichen Auftaktsiegt der Packers. Die Bears Community hatten sich das erste Spiel gegen die Packers nach dem Abgang von Aaron Rodgers sicherlich ganz anders vorgestellt. Stattdessen gibt es eine Niederlage und was für eine! Die Packers schlagen die Bears am Ende mit 38 – 20 sehr deutlich und auch in der Höhe am Ende nicht unverdient. Jordan Love als neuer Mann under Center für Green and Gold mit dem nahezu perfekten Einstand.
Packers vs. Bears – Auf einen Blick:
- Die Packers schlagen die Bears zum neunten Mal in Folge. Das ist die zweitlängste Serien in dieser Art in der gesamten NFL. Auch unter Jordan Love kann man getrost vom Lieblingsgegner sprechen.
- Bereits im Vorfeld gab es einiges an Trashtalk von Seiten der Bears. Auch auf dem Feld waren die Emotionen zu spüren. Geschenkt wurde sich nichts und es gab diverse Strafen für beide Teams inklusive einem größeren Handgemenge an der Sideline der Bears, nach einem legalen Hit von Jaire Alexander gegen Justin Fields.
- Die Packers kommen zweimal perfekt aus der Kabine. Einen Touchdown mit dem Opening Drive hatte die Packers Offense in der kompletten vergangenen Saison unter Aaron Rodgers nur ein einziges Mal.
- Erstmals seit 2006 kickte nicht Mason Crosby für die Packers. Rookie-Kicker Anders Carlson hatte einige verschossene Extrapunkte und Field Goals in Preseason und Trainingcamp, war jedoch zum Auftakt der Saison zur Stelle und makellos (ein Fieldgoal aus 52 Yards und fünf Extrapunkte).
- Die Vikings verlieren zu Hause gegen die Buccaneers und so grüßen die Packers und Lions nach Woche 1 gemeinsam von der Tabellenspitze der NFC North
Einstand nach Maß für die Packers Offense
Die Fragezeichen auf Seiten der Packers Offense waren zu Beginn des Spiels nicht klein. Die Unerfahrenheit auf den Skill-Positions wurde in der Offseason hinlänglich diskutiert. Hinzu kam das Fehlen von Christian Watson und auch Romeo Doubs ging angeschlagen ins Spiel. Damit war die Ausrichtung zu Beginn des Spiels eigentlich klar – viel Laufspiel?! Mit den Bears ging es nämlich gegen eine der schwächsten Run Defense der vergangenen Saison. Die Packers Defense auf der anderen Seite konnte gleich im ersten Drive den Ball in sehr guter Feldposition erobern. Die Bears spielten einen vierten Versuch aus, wirkten dabei aber komplett unsortiert und die Defense der Packers stoppte den Quarterback Sneak.
Was folgte war der perfekte Einstieg für die Offense rund um Jordan Love. Grundlage waren gute Laufspielzüge über Aaron Jones, der gleich im ersten Drive 24 Rushing Yards einsammelte. Es war jedoch Romeo Doubs, der früh im Spiel zeigte, warum er für die Packers Offense ein extrem wichtiger Faktor in diesem Jahr sein kann. Zunächst hielt er den Drive mit einem Catch bei einem langen Third Down am Leben und er fing letztendlich auch den ersten Touchdown der Saison (ebenfalls bei Third Down). Insbesondere die Effektivität bei Third Downs ist am Ende des Spiels auch eine der Storylines aus Sicht der Packers.
Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit plätscherte das Spiel ein wenig vor sich hin. Die Bears konnten in den beiden nächsten Drives zwar mit zwei Field Goals auf 6 -7 verkürzen, die Offense um Fields fand aber nie richtig in einen Rhythmus. Die Bears waren bemüht Fields leichte Pässe zu geben. Das resultierte in vielen Screen Pässen, welche die Defense der Packers jedoch mit fortlaufendem Spiel immer besser im Griff hatte. LaFleur selbst ging nach dem erfolgreichen ersten Drive unverständlicher Weise zwischenzeitlich komplett vom Rungame weg.
Zum Ende der Halbzeit trug Rookie Jayden Reed dann einen Punt für 15 Yards zurück und die Offense um Love spielte sich nochmal bis an die 34 Yard Line der Bears, von wo aus Rookie Kicker Anders Carlson zur 10-6 Halbzeitführung sicher traf. Bis dato war es ein relativ ausgeschlichenes Spiel und bis auf den ersten und letzten Drive der Packers Offense, war da in Halbzeit eins auch noch viel Luft nach oben.
Die Packers ziehen davon
Aber die Offense kam nahezu perfekt aus der Halbzeit! Aaron Jones bekam wieder den Ball und das Play des Spiels – ein Lauf über 51 Yards – ebnete den Weg zum zweiten Touchdown des Spiels. Es war ein toll designter Spielzug! Ein Bootleg bei welchem Jordan Love nach links rausrollte, den Ball aber komplett auf die andere Seite des Feldes warf, wo Jones bereits drei Blocker aus der OLine vor sich hatte und anschließend seinen Speed ausspielen konnte. Jones selbst vollendete den Drive mit einem kurzen Run zur 17 – 6 Führung für die Packers.
Der anschließende Drive der Bears endete mit einem Three and Out. Devonte Wyatt hatte daran mit einem Sack bei First Down entscheidenden Anteil. Durch einen 35 Yard – Punt Return von Jayden Reed gab es zudem ein kurzes Feld für die Offense um Love. Die Packers spielten dann bereits in der Hälfte der Bears einen vierten Versuch aus. Die Packers erwischten die Bears dabei in Manndeckung und Jones hatte ein Missmatch gegen einen Linebacker. Das ließ sich Jordan Love nicht entgehen und bediente Jones über die Mitte des Feldes, der danach zum Touchdown lief. Es sollte allerdings auch das letzte Play von Jones an diesem Abend sein. Mit Überlaufen der Goalline fasste sich Jones an den Oberschenkel und sah das Feld von dort an nicht mehr.
Die Packers waren damit früh im dritten Viertel auf drei Scores weg und hätten das Spiel schon früh klar machen können. Clark und Wyatt sackten Fields im nächsten Drive, der dabei den Ball fumbelte. Die Bears Fans hatten von dort an genug von ihrer Offense gesehen und quittierten jedes schlechte Play mit lauten Buh-Rufen. Im anschließenden Drive konnte die Packers jedoch keinen Raumgewinn erzielen und verpassten es mit weiteren Punkten schon zu diesem Zeitpunkt den Deckel draufzumachen. Stattdessen kamen die Bears unter freundlicher Mithilfe der Packers noch einmal zurück. Die Packers schenkten in diesem Drive den Bears mit Strafen über 20 Yards und Fields fand Mooney in der Endzone zum Touchdown. Die Bears verkürzten den Abstand damit auf zehn Punkte.
Spannung kommt nur kurz auf
Die passende Antwort folgte jedoch prompt, wenn auch etwas kurios in der Entstehung. Jordan Love fumbelte bei einem Play Action Spielzug den Ball, schaffte es jedoch ihn wiederaufzunehmen und den Blick Downfield zu richten. Die Bears hatten Rookie Tight End Luke Musgrave komplett aus den Augen verloren. Dieser war völlig blank, hatte jedoch im rückwärtslaufen Problem den Ball in der Luft richtig einzuschätzen und konnte gerade ebenso den Catch machen. Durch diese etwas unglückliche Situation verpasste er seinen ersten NFL-Touchdown gleich im ersten Spiel. So durfte sich Doubs über seinen zweiten Touchdown des Spiels im anschließenden Spielzug freuen. Damit war das Spiel zu diesem Zeitpunkt im Prinzip schon entschieden.
Aus Sicht der Bears wurde es dann noch bitterer. Sie mussten etwas riskieren und Fields übersah bei einem Pass über die Mitte Quay Walker, der den Ball abfing und zum Touchdown zurücktrug. Es war der Zeitpunkt, an welchem die Bears Fans in Scharen das Soldier Field verließen. Mit einem zwischenzeitlichen 38 – 14 war das Spiel damit auch endgültig entschieden. Zwar konnten die Bears noch einen Touchdown erzielen, aber bereits zu diesem Zeitpunkt waren nur noch knapp zwei Minuten auf der Uhr.
Ein Sieg auswärts beim Division-Rivalen in Woche 1 schmeckt verdammt gut. Alle Augen waren auf Jordan Love gerichtet und Love hat geliefert. Der Sieg bestätigt zunächst die positiven Eindrücke aus der Preseason und den Berichten aus den Camps. Kann der Sieg Auftrieb für die kommenden Wochen geben?
Ways to Win für die Packers
- Die Packers Defense hatten den Run der Bears zu Beginn des Spiels sehr gut unter Kontrolle. Dadurch gab es viele klare Passing Downs für Justin Field, in welchem der Pass Rush der Packers einen richtig starken Eindruck machte.
- Defensive Coordinator Joe Barry versuchte es früh mit einige kreativen Blitzes (u.a. Corner-Blitz von Jaire Alexander). Letztendlich war es aber der 4-Men Rush, der die OLine der Bears permanent beschäftigte und stresste.
- Die Effektivität bei Third Downs war zweifelslos der Schlüssel zum Erfolg aus Sicht der Packers. LaFleur musste seinem Quarterback in diesen Situationen vertrauen. Für Laufspielzüge waren die Third Downs fast allesamt zu lang und Love lieferte und war bei Third Downs im gesamten Spiel ohne Fehler (9 von 16 – Platz 3 in Woche 1 der NFL).
- Der Pass Rush der Bears wirkte gegen die OLine der Packers ziemlich zahnlos. Jordan Love hatte in der Pocket regelmäßig sehr viel Zeit und wusste dies auch zu nutzen. Am Ende steht auf Seiten der Bears lediglich ein Sack, den Jordan Love jedoch selbst zu verantworten hatte.
- Ganz anders der Pass Rush der Packers. Die Packers sammelten über 25 individuelle Pressures ein. Zu Beginn hatten die Packers noch Probleme den guten Pass Rush zu finishen. Am Ende stehen jedoch trotzdem 4 Sacks und 6 Quarterback Hits. Mit Rashan Gary vollständig zurück kann das eine Unit sein, die uns richtig Spaß bereiten wird.
Spieler des Spiels und was noch erwähnt werden muss
Sicherlich wäre es hier einfach Jordan Love zu nehmen, der am Ende mit drei Touchdowns und einem Passer Rating von 123,2 zweifelsohne ein tolles Spiel gemacht hat. Für mich führt jedoch kein Weg an Aaron Jones vorbei, der mit seinen Läufen und dem Catch bei Fourth Down Wegbereiter des Sieges war. Ebendieser Catch und der Lauf über 50 Yards werden in den Highlight-Plays der Saison zu finden sein.
Nicht unterwähnt sollen die Rookies bleiben. Lukas van Ness sammelte einen Sack und zeigte bei diesem seine krasse Athletik. Auch Karl Brooks konnte gleich in seinem ersten Spiel den ersten Sack verbuchen. Auf der Offensiven-Seite hatten Reed und Musgrave schon einige gute Plays auf ihrer Seite.
Was bleibt ist aber auch mahnend den Zeigefinger zu heben. Die Packers haben gegen ein Team gewonnen, welches vor der Saison ebenfalls viele Fragezeichen hatte. Die Defense der Bears gehörte im vergangenen Jahr zu den schwächsten der Liga. Sicherlich haben die Packers auch in der Art und Weise wie sie gewonnen haben überzeugt. Wir sollten jedoch nicht den Fehler machen den Sieg zu hoch zu hängen!
Ein Gedanke zu “Week 1 Review: Packers at Bears – Einstand nach Maß für Jordan Love und die Packers Offense”