Kitan Oladapo – Nur ein Ergänzungsspieler auf Safety?

Mit ihrem achten Pick und an 169. Stelle draften die Green Bay Packers Kitan Oladapo, Safety, Oregon State. Es war bereits der dritte Safety, welcher von den Packers ausgesucht wurde, was anhand der Needs verständlich war und der insgesamt vierzehnte Safety im Draft.

Oladapo wurde auf dem Consensus Draft Board von Arif Hassan (das ist eine Zusammenstellung von mehreren durch Experten erstellte Mock drafts) auf Platz 141 geführt. Das interessante am Consensus Board ist, dass es in der Vergangenheit relativ zuverlässig war, den Wert von Picks vorherzusagen. Spieler die in vergangenen Drafts massiv früher als vom “Konses” vorhergesagt ausgesucht wurden, waren den Pick meistens nicht wert. Entsprechend positiv, dass Oladapo 28 Positionen später als vorhergesagt gezogen wurde.

Kitan Oladapo, dessen voller Vorname eigentlich Olakitan lautet, war 2018 ein walk-on Cornerback bei den Oregon State Beavers. Er benutzte gleich im ersten Jahr seine Redshirt Season. Das ist die eine Saison, welche jeder Spieler beziehen kann und die nicht gegen die fünf Jahre zählt, welche man am Collage starten darf. In seinem zweiten Jahr spielte er eine Partie und im dritten Jahr sechs Partien. Erst in seinem vierten Jahr startete Oladapo richtig durch. Er wurde Starter als Defensive Back und erhielt “Honorable Mentions” für das All-Pac-12 Team. In den beiden folgenden Jahren wurde er in das Associated Press und das PFF All-Pac-12 First Team gewählt. Oladapo galt somit bei vielen als einer der zwei besten Safeties in der Pac-12 und seine Leistungskurve zeigt in die richtige Richtung.

Mit einer Größe von 188 cm und 98 Kilogramm hat Oladapo Gardemaße für einen Safety und kann auch als Linebacker-Hybrid eingesetzt werden. Sein RAS Score ist gut, wird aber von seiner Statur massiv aufgewertet. Athletisch wird er als gerade mal OKAY und GUT bewertet. In den hinteren Runden achten die Packers erfahrungsgemäß weniger auf Athletik und suchen vor allem Spieler mit Erfahrung und Charakter, die spezifische Nischen ausfüllen können. Hier kann Oladapo auftrumpfen. Er hat 46 Spiele für die Beavers bestritten. 39 davon als Starter und im letzten Jahr war er Teamkapitän. Dazu dürfte seine Spielweise hervorragend in Jeff Hafleys Defensive passen.

Stärken

Oladapo ist ein sehr physischer Spieler. Hier hilft ihm auch sicherlich seine Statur. Er ist ein hervorragender Tackler in der Box, der keine Angst vor Kontakt hat. Entsprechend dürfte er Green Bay helfen, die Run Defense zu verbessern. Auf PFF hat Oladapo mit einem Score von 90 den besten Run Defense Grade aller Safeties dieser Draftklasse (zum Vergleich Evan Williams Grade 64.1, Platz 135 und Javon Bullard Grade 59.0, Platz 206). Positionsübergreifend steht er auf Platz 6 fast gleichauf mit Terrion Arnold (90.2). Sein Coverage Grade ist mit 82.5 leicht schlechter, aber immer noch absolut Spitze unter den Safeties (Platz 17).

Spannend ist, dass sich seine mittelmäßige Athletik auf dem Tape nicht bemerkbar macht. Aufgrund seines hervorragenden Spielverständnisses und blitzschnellen Umschaltspiel, lässt er sich selten überrumpeln. Diese Fähigkeiten machen ihn auch vielseitig einsetzbar. Insbesondere für Safety-Blitzes, von welchen wir unter Jeff Hafley mehr sehen sollten, als in der Vergangenheit. Bei Oregon State wurde er häufig und erfolgreich als Blitzer eingesetzt.

Seine athletischen Defizite kommen auf dem Tape auch deshalb nicht zum Tragen, weil er sogenannten “Game Speed” hat. Will heißen: Ohne Gegner mag er nicht der Schnellste sein, aber wenn jemand mit dem Ball versucht davon zu laufen, bringt er diesen unbändigen Willen auf, sich nicht abhängen zu lassen.

Schwächen

Oladapos größte Schwäche liegt in der Zonen-Passverteidigung. Hier achtet er noch zu häufig (nur) auf den Quarterback und verliert dabei den Receiver oder den Ball aus den Augen. Mit seiner Größe tut er sich in der Zonenverteidigung oft schwer gegen wendige Receiver.

Auch hat Oladapos Tackling im offenen Feld nicht mehr die gleiche Qualität wie in der Box. Davon zeugt eine Missed Tackle Rate von 15.6% in der Zonenverteidigung. Zum Vergleich die anderen gedraftete Safeties schneiden hier bedeuten besser ab: Evan Williams 9.5%, Javon Bullard 3.6%

Hinzukommt, dass er kein eigentlicher “Ball Hawk” ist. Über seine drei Topjahre am Collage verteilt hat er es nur auf gerade mal ebenso viele Interceptions gebracht. Wie schon erwähnt verliert er zu häufig den Ball oder/und Gegenspieler aus den Augen und kann erst reagieren, wenn der Receiver den Ball in den Händen hält.

Erwartungen

Oladapo hat über zwei Drittel seiner Snaps in der Box oder als Nickel gespielt. Er ist ein zuverlässiger und sicherer Tackler, solange er sich in der Vorwärtsbewegung befindet. Mit seiner Größe und Präsenz kann er auch Tight Ends in Manndeckung übernehmen. Wenn er sich in der Zonenverteidigung verbessert, hat er das Potential ein vielseitiger Starter in Green Bay zu werden. Dabei dürfte es ihm zugutekommen, dass sich die Packers bei high upside Spielern häufig sehr geduldig zeigen. Dies könnte es ihm erlauben, sein Potential voll zu entfalten. Denn das Talent zum Starting Safety hat er allemal.

Ich war von seinem Tape sehr angetan. Es würde mich deshalb nicht überraschen, wenn sich Oladapo den Platz als Laufverteidiger oder Blitzer in Jeff Hafleys Single High Defense bereits diese Saison ergattern könnte. Jedenfalls hat er gute Chancen den Kader als Special Teamer zu schaffen. In diesem Bereich kann er mit seiner Größe und den sicheren Tacklings in der Vorwärtsbewegung seine Qualitäten am offensichtlichsten zur Geltung bringen.

Bei einem Pick in der fünften Runde geht man meistens davon aus, dass dieser sich höchstens zum Ergänzungsspieler eignen wird. Mit Kitan Oladapo haben sich die Packer aber einen Spieler geschnappt, der das Potential hat, bedeutend mehr zu werden. Ich traue ihm bereits in der kommenden Saison zu, ein wesentlicher Bestandteil der Packers Laufverteidigung zu werden und verstehe warum Aaron Nagler ihn vor dem Draft bereits als seinen Draft Crush bezeichnet hat.

Abschließend kann ich Kitan Oladapo nur noch ganz herzlich in Green Bay willkommen heißen. Es freut mich, für ihn und uns, dass er mit diesem Pick auch in Zukunft die Chance erhalten wird, Caleb Williams um zu hauen:

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