Weiter geht es mit unserer Kaderanalyse und es geht zurück in die Offense. Wir blicken auf die Wide Receiver. Die Diskussion „Gebt Rodgers (neben Adams) eine weitere Waffe“, ist mittlerweile schon ein alter Hut. Im vergangenen Draft haben die Packers dann auch tatsächlich einen höheren Pick in einen Wide Receiver investiert. Hat das die Probleme auf dieser Position beseitig?
Ausgangslage zur Offseason 2021
Nach dem Ausscheiden gegen die Buccaneers waren die Diskussionen wieder allgegenwärtig. Rodgers braucht im Passspiel mehr Waffen! Das Thema kann auch dem Front Office nicht unbekannt gewesen sein, versuchte man doch während der Saison 2020 für Will Fuller von den Houston Texans zu traden. Die Diskussionen rund um den Draft 2021, dass Rodgers bei den Packers unzufrieden sei und nicht mehr zurückkehren möchte, passten für die Medien ebenfalls perfekt in diese Schublade.
Nachdem sich die Packers mit Rodgers wieder einigen konnten, machte dieser seinen neu gewonnen Einfluss im Front Office direkt geltend und sorgte für die Rückkehr eines alten Bekannten. Die Packers tradeten für Randall Cobb, der von den Houston Texans zurück nach Wisconsin kam. Nicht bei allen löste das Jubelschreie aus. Hatte Cobb noch genug im Tank, um den Packers tatsächlich zu helfen? Oder war das ganze nur ein Move um Aaron Rodgers zufrieden zu stellen?
Endlich, ein Wide Receiver im Draft!
Noch bevor der Trade mit den Texans zu Stande kam, hatte man die Wide Receiver Position bereits im Draft adressiert. Die Packers pickten Wide Receiver Amari Rodgers in der dritten Runde des Drafts. Nach den Berichten, die nach dem Draft durchsickerten, war man bereits in der zweiten Runde drauf und dran gewesen ihn zu holen. Als er Mitte der dritten Runde immer noch auf dem Board war, tradete man sogar einige Spots nach vorne, um sich Amari Rodgers zu sichern.
Der Wide Receiver Room war damit zu Beginn der Saison gut gefüllt und am Ende des Rosters entstand ein Kampf um die verbleibenden Plätze im Roster. Gesetzt waren Davante Adams, Randall Cobb, Allen Lazard, Marquez Valdes-Scantling und Rookie Amari Rodgers. Zwischen Juwaan Winfree, Malik Taylor und Equanimeous St. Brown entbrannte in den Trainingcamps ein Kampf um den sechsten und vermeintlich letzten Spot im Roster.
Trainingcamps und Preseason
Ein Rückschlag in diesem Kampf gab es für EQ. Er kämpfte den Sommer über mit einer Verletzung, mit welcher er nicht nur alle Pre Season Spiele verpasste, sondern auch an den Camps nicht teilnehmen konnte. Keine guten Voraussetzungen im Kampf um die knappen Kaderplätze. So war es auch nicht verwunderlich, dass EQ sich zu Beginn der Saison auf dem Practise Squad der Packers wiederfand.
Juwann Winfree war nach seinen Leistungen in den Trainingcamps bei vielen Reportern der Favorit auf den letzten Spot im Roster. Doch auch Winfree verletzte sich und konnte in der Preseason nur ein einem Spiel mitwirken. So schaffte auch er zunächst nicht den Sprung in den Kader und war zu Beginn der Saison ebenfalls auf dem Practise Squad zu finden.
Embed from Getty ImagesMalik Taylor war letztendlich der sechste Wide Receiver im Roster der Packers. Er machte einen soliden Eindruck während der Preseason und war bereits seit 2019 bei den Packers unter Vertrag.
Saison 2021 – die klare Nummer eins
Nicht wenige sehen in Davante Adams den besten Wide Receiver der NFL. In der abgelaufenen Saison zeigte er wieder seine Extraklasse. PFF sieht ihn, ganz knapp hinter Cooper Kupp, als den zweibesten Receiver in der 2021er Saison. In allen Statistiken führt er den Packers Wide Receiver Room klar an. In 16 Regular Season Spielen hatte Adams 169 Targets, 123 Catches, 1553 Yards und 11 Receiving Touchdowns. Sein Vertrag läuft aus und die Packers haben bereits in der vergangenen Saison versucht ihn unter Vertrag zu nehmen, diesen zu verlängern.
Nach dieser Saison dürfte ein neuer Vertrag für Adams nicht wirklich günstiger werden. Er hat genug Argumente geliefert, um der bestbezahlteste Wide Receiver der Liga zu werden. Sind die Packers bereit ihm so viel Geld zu bezahlen? Das wären dann in etwa 30Mio Dollar pro Jahr. Adams wird in der kommenden Saison 30 Jahre alt. Wie viele Saisons auf diesem Top Niveau hat er noch im Tank? Das ist eine sehr wichtige Frage, die die Packers beantworten müssen.
Möchte Adams überhaupt bei den Packers bleiben? Gut möglich, dass er seinen Verbleib auch von Aaron Rodgers abhängig macht. Die Packers hätten die Möglichkeit ihn per Franchise Tag in Green Bay zu halten. Das wäre nicht ganz günstig und die Packers haben vom Franchise Tag in ihrer Geschichte sehr sehr selten Gebrauch gemacht. Nach Aaron Rodgers ist Adams wohl die spannendste Personalie in dieser Offseason. Ein Spieler seine Klasse hat man gerne im Kader, aber welchen Preis ist man bereits dafür zu zahlen?
Saison 2021 – wer ist eigentlich die Nummer 2?
Ein Spieler dessen Vertrag ebenfalls ausläuft ist Marquez Valdes Scantling. Der Fünftrundenpick aus dem 2018er Draft blickt auf eine durchwachsene Saison zurück. Den nächsten Schritt zu einer echten Nummer 2 hinter Adams hat er leider nicht machen können. Aufgrund von Verletzungen verpasste er knapp ein Drittel der Saison. PFF sieht ihn nur auf Platz 71 der Wide Receiver. Er sammelte 26 Catches (bei 55 Targets), 430 Receiving Yards und 3 Receiving Touchdowns und blieb damit in allen Bereichen unter seinen Werten aus der Vorsaison.
Wie geht es für ihn weiter? Dies könnte auch abhängig von der Situation um Adams sein. Beide wird man vermutlich nicht behalten. Sollte Adams das Team jedoch verlassen, stehen seine Chancen vielleicht nicht so schlecht. Er war für Matt LaFleur häufig der Field Stretcher, der mit seinem Speed Verteidiger tief bindet und damit Räume im Kurzpassspiel öffnet. Für diese Eigenschaft gibt es auf dem Markt und im Draft vermutlich aber günstigere Lösungen. Kann MVS mehr sein als das? Das ist eine Frage, die sich die Packers Verantwortlichen bei ihm stellen müssen.
Saison 2021 – Der Mann fürs Grobe
Allen Lazard spielte bisher die beste Football Saison seiner Karriere. Er kam in 15 Spielen zum Einsatz und hatte 40 Catches, 513 Receiving Yards und 8 Touchdowns. Neben seinen Fähigkeiten als Receiver, ist Lazard wahrscheinlich der beste Blocker unter den Wide Receivern bei den Packers. Damit nimmt er in der Offense von LaFleur eine wichtige Rolle im Run Game ein. Lazard´s Vertrag bei den Packers läuft aus. Er ist ein Restricted Free Agent, die Packers könnten ihn also „tendern“, wenn sie Lazard gerne behalten möchten. Argumente dafür hat er geliefert. Zudem ist sein Impact in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Lazard wird vergleichsweise günstig zu halten sein und es dürfte damit relativ wahrscheinlich sein, ihn nochmal in Green & Gold zu sehen.
Embed from Getty ImagesSaison 2021 – Randall Cobb
Der Impact von Cobb auf die Offense der Packers war höher, als viele das vor der Saison vermutet hatten. Cobb stellte sich als super zuverlässige Anspielsituation, insbesondere in kritischen Spielsituationen, heraus. Damit hatte er schon früh in der Saison gezeigt, dass sich der Trade für ihn durchaus bezahlt gemacht hat. Just nach seinem besten Spiel mit knapp 100 Yards und einem Touchdown in Woche 12 gegen die LA Rams, verletzte sich Cobb. Er verpasste den Rest der Regular Season und war erst in den Playoffs wieder zurück.
Cobb hat noch einen gültigen Vertrag für die kommende Saison. Sein Cap Hit beläuft sich allerdings auf fast 10 Mio Dollar. Zu viel für einen Spieler seines Alters und auch zu viel angesichts der Cap Situation der Packers. Mit einem Cut können die Packers knapp 7 Mio Dollar sparen, was für Cobb wohl das wahrscheinlichste Szenario sein dürfte.
Saison 2021 – Amari Rodgers
Da hatte man sich doch deutlich mehr versprochen. Rookie Amari Rodgers hatte quasi keinen Einfluss auf die Offense der Packers. Er stand in der Offense kaum auf dem Feld und hatte hauptsächlich über die Special Teams als Returner seine Spielzeit. Verantwortlich dafür war sicher auch die Verpflichtung von Cobb, der quasi die exakt gleiche Rolle ausfüllt. Sollte Cobb die Packers nun verlassen, muss Rodgers einen Schritt nach vorne machen. Möglicherweise kann er zeigen, was er im vergangenen Jahr von einem sehr erfahrenen Slot-Receiver wie Randall Cobb lernen konnte. Die Erwartungen werden nicht niedrig sein, denn immerhin haben die Packers in ihn einen Drittrundenpick investiert.
Saison 2021 – Was wird aus EQ?
Für EQ lief die Saison, nach den anfänglichen Schwierigkeiten mit seiner Verletzung, sehr positiv. Er wurde wieder fit und fand sich ab Mitte der Saison im Kader wieder. Er sollte bis zum Ende der Saison auf dem Roster bleiben und war am Ende deutlich vor einem Juwann Winfree und Malik Taylor einzuordnen. Ähnlich wie Lazard wurde auch EQ immer wieder als Blocker eingesetzt.
Embed from Getty ImagesSein Vertrag läuft aus und der ehemalige Sechstrundenpick der Packers könnte in der kommenden Saison für ein anderes Team spielen. Aaron Rodgers hatte EQ immer wieder lobend erwähnt und ihm beispielweise auch nach der bescheidenen Offseason Mut zu gesprochen. Am Ende hatte Rodgers Recht und EQ schaffte den Sprung in den Kader und hatte seinen Impact. Rodgers mag und schätzt EQ. Auch EQ dürfte daher die Entwicklungen um Rodgers gespannt verfolgen.
Saison 2021 – Taylor und Winfree
Taylor hatte zu Beginn durchaus Einsatzzeiten. Er verletzte sich jedoch und konnte anschließend seinen Platz im Roster nicht mehr behaupten. Winfree, der für Aufsehen in den Trainingcamps sorgte, hatte ein gutes Spiel gegen die Cardinals. Hier fehlten den Packers mit Adams, Lazard und MVS wichtige Spieler und Winfree kam zu viel Spielzeit. Dem Druck war er leider nicht vollends gewachsen und fiel auch mit Drops auf. Winfree hat für die kommende Saison noch einen Vertrag und könnte in der nächsten Saison eine größere Rolle einnehmen. Grundlage dafür wäre ein ähnliches gutes Camp wie im vergangenen Jahr.
Ausblick Free Agency
Es gibt auf der Position extrem viele Fragezeichen für die Packers. Wirklich sicher scheint aktuell wohl nur die Rückkehr von Amari Rodgers. Bei allen anderen besteht die Möglichkeit, dass sie im kommenden Jahr für ein anderes Team auflaufen könnten. Bevor die Packers in der Free Agency nach neuen Wide Receivern suchen, gilt es die Situationen mit Adams, Lazard, MVS, Cobb und EQ auszuloten. Alle werden definitiv nicht zurückkommen und so wird sich ein Handlungsbedarf in der Free Agency ergeben. Namenhafte Spieler kann man angesichts der angespannten Cap Situation aber wohl eher nicht erwarten. Die Packers dürften ein Auge auf erfahrene, aber bezahlbare Spieler haben.
Ausblick Draft
Free Agency ist für kurzfristige Needs und der Draft für zukünftige Needs. Blickt man ein weiteres Jahr auf die Offseason 2023 voraus stellt man fest, dass nur Amari Rodgers als Wide Receiver unter Vertrag steht. Wide Receiver dürfte damit ein großer Need im kommenden Draft sein. Man kann davon ausgehen, dass die Packers in einer Klasse die zwar breit, aber nicht hochklassig ist, einen Pick in den ersten drei Runden auf einen Wide Receiver investieren werden. Da auch schon 2022 der Wide Receiver Room dünn besetzt sein könnte, wird man ein Auge auf Prospects haben, die bereits in ihrem ersten NFL Jahr Impact liefern können.