Die zwei Gesichter der Defense

Die Erwartungen vor Beginn der Saison waren hoch, extrem hoch. „Zu hoch?“, muss man sich nach Woche 6 fragen. Der Hype Train hat eine Vollbremsung hingelegt. Der verletzte Jaire Alexander kehrte zurück, zwei First Round Picks wurden mal wieder in die Defense gesteckt und spätestens nach den Berichten der Beat Writer aus dem Joint Practice mit den Saints waren alle extrem hoch bei der Defense der Packers. Vor dem Start der Saison hatte Adrian Franke die Defense sogar als beste Defense der gesamten NFL auf dem Zettel. Das Spiel gegen die Jets, inbesondere in Halbzeit zwei, legte viele Probleme der Packers Defense offen.

Pass Defense hui – Run Defense pfui

Genauer betrachtet muss man aber zwischen der Pass- und Laufverteidigung unterscheiden. Egal welche Statistik man heranzieht, es ergeben sich zwei unterschiedliche Gesichter. Nach Woche 6 haben die Packers (mal wieder) eine der schlechtesten Run Defenses der NFL. Die Pass Defense ist nicht überragend, aber sehr solide und nicht das eigentliche Problem.

RankingPassLaufOverall
DVOA#9#32#24
EPA Sucess Rate#9#30#22
PFF Grades#10#30#24

Wodurch lässt sich die schlechte Run Defense begründen? Das Tackling ist sicher als einer der Gründe hier aufzuführen. Im Live Bild ist häufig schon ersichtlich, dass die gegnerischen Runningbacks von den Packers häufig nur Geleitschutz bekommen. Einsatz oder der unbedingte Wille, einen Tackle zu setzen, lässt häufig zu wünschen übrig. Selbst wenn ein Tackle mal direkt an der Line sitzt, sind meistens trotzdem zwei oder drei Yards Raumgewinn für den Gegner möglich.

Liegt es am Coaching, an der Qualität der Spieler oder daran, dass die Spieler einfach schlecht positioniert sind? Sehr schwierig, das an einem Punkt festzumachen. Sicherlich ist das Problem eher vielschichtig zu sehen und lässt sich auch nicht per Knopfdruck abstellen.

Der Rookie in der Mitte

Als weiterer Grund ist das Linebacker-Play anzumerken. Ich bin weit davon entfernt, Quay Walker für die schlechte Defense der Packers verantwortlich zu machen. Aber der Rookie fällt leider immer wieder mit schlechten Plays auf, bzw. wird von den Gegnern bewusst in schwierige Situationen gedrängt.

Hier beispielsweise der Touchdown von Breece Hall in der zweiten Halbzeit. Die Jets spielen aus 21-Personell. Hall kommt von der rechten Seite der Line. Der Tackle und Guard pullen nach links. Der Spielzug ist so designet, dass Hall hinter den beiden OLinern über die linke Seite läuft. Walker ist hier eingekreist und verpasste es, den Spielzug zu beenden.

Rasul Douglas, Jaire Alexander und Darnell Savage spielen auf der rechten Seite der Packers Defense und haben hier die Aufgabe, den Runner nicht nach außen kommen zu lassen, also den Run zur Mitte zu erzwingen. Hier kommt dann Walker ins Spiel, der in der Mitte stehen sollte und dann den Runningback tackeln könnte. So zumindest die Theorie. Walker überspielt das Play und läuft, aus seiner Sicht, zu weit nach rechts. Hall kann einen Cut setzen und es öffnet sich eine riesige Runninglane.

Rookie-Lehrgeld oder schlechtes Coaching? Es ist jedenfalls nicht das erste schlechte Play von Walker in dieser Saison. Wichtig für ihn und seine Entwicklung ist, dass er diese Fehler langfristig abstellt. Die Coaches haben im Spiel gegen die Jets bereits reagiert. Bei Third Downs und klaren Passings Downs musste Quay Walker vom Feld und Rudy Ford spielte stattdessen für ihn. Adrian Amos war dann häufig derjenige, der die Position von Walker in der Box einnahm.

Zu viel Zone Defense

Ein weiteres Problem der Packers Defense ergibt sich aus den Zone-Konzepten, die Joe Barry vermehrt callt und spielen möchte. Das bezieht sich nicht explizit auf den Run, kann aber trotzdem auch hierauf projiziert werden. Egal ob Cover 4, Cover 6 oder Cover 3. Die Packers werden hier regelmäßig auseinander genommen. Die Absprache innerhalb der Defense ist in Zone Coverage kompliziert und gegen den Run hat man insbesondere in Cover 4, Cover 6 oder Cover 2 weniger Spieler an der Line of Scrimmage oder in der Box.

Bei diesem Play kommt Wilson in Motion. Alexander travelt mit ihm und kommuniziert mit Campbell, sowie auch mit Stokes. Trotzdem ist hier nicht ganz klar, wer für was wirklich verantwortlich ist. Die Motion verursacht Verwirrung in der Defense. Gut sichtbar auch die Off-Coverage am unteren Bildrand.

Die eingekreisten Packers Spieler sehen hier nicht gut aus. In der Absprache, nachdem Wilson in Motion gekommen ist, ist hier etwas schiefgelaufen. Der Tight End der Jets hat über die Mitte des Feldes super viel Platz. Alexander und Stokes stehen sich fast auf den Füßen, obwohl auch Adrian Amos tief noch die Seite absichert.

Zone Coverage erfordert Disziplin und mehr oder weniger blindes Verständnis. Die Motion hebelt hier aber die komplette Defense aus. Spielt Alexander hier Man Coverage zu Wilson? Was passiert dann nach der Motion? Übergibt er ihn an Stokes? Muss Alexander dann anders spielen? Lässt sich für uns schwierig beantworten, weil wir den genauen Playcall nicht kennen. Offensichtlich ist aber, dass, egal was gecallt wurde, die Motion die Coverage niemals so aushebeln darf.

Takeaway

Die Passverteidigung hat Talent, das steht außer Frage! Um die Stärken der Defense richtig ausspielen zu können, bedarf es möglicherweise auch ein wenig mithilfe der eigenen Offense. Gegner können in der zweiten Halbzeit gegen die Packers den Ball häufig laufen, weil die Packers Offense nicht aufs Scoreboard kommt. Die Defense wird müder und müder und irgendwann ist im Spiel auch die Motivation dahin, wenn du immer und immer wieder nach kurzen Pausen direkt wieder aufs Feld musst.

Trotzdem muss auch in der Run Defense endlich etwas passieren! Barry muss weg von seiner eigentlichen Identität einer Zone heavy Defense hin zu mehr Man Coverage und Single High Defense. Das Spielermaterial, um mehr Man to Man zu spielen, hat die Defense. In Man Coverage sind die Zuteilungen klar und es sollte zu deutlich weniger Coverage-Busts kommen. Jetzt ist es an der Zeit, davon auch mehr Gebrauch zu machen und so die Stärken der Spieler besser zur Geltung zu bringen!

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