Green Bay – We got some problems

Warum läuft es nicht bei den Packers? Was könnte der Grund sein, warum der Motor stottert? Liegt es an einer bestimmten Sache, spielen mehrere Dinge mit hinein? Ich habe mir mal einige Gedanken gemacht und möchte euch daran teilhaben lassen und gerne zur Diskussion einladen.

In meiner Review zum Lions Spiel hatte ich mehrere Möglichkeiten zur Erklärung der aktuellen Leistung und zur Erklärung der Niederlage gegen die Lions gebracht. Nach einigen Tagen der Überlegung bin ich in einigen Punkten weitergekommen, in einigen aber noch nicht.

Die Defense?

Ist die Defense vielleicht die Problemstelle der Packers? Ist die Defense überhaupt eine Problemstelle? Ich würde sagen jein! Zu größeren Teilen eher nein, allerdings gibt es auch 2-3 teils größere Baustellen, die einfach schlichtweg fatal sind. Diese kosten im Großen und Ganzen aber nicht das Spiel – könnten das Spiel aber retten.

Overall

Schaut man auf die wichtigste Zahl, ist die Defense momentan sogar noch auf einem besseren Niveau als vergangene Saison. In der Regular Season 2021 ließen die Packers im Schnitt 21,8 Punkte des Gegners zu. Aktuell ist dieser Wert bei den Packers bei 20,9 Punkten. Beides ist im Übrigen unter dem NFL-Schnitt von 22,5 Punkten.

Ist dies nur eine Momentaufnahme? Nein! Denn auch die Yardage Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Total lassen die Packers 25,2 Yards weniger zu als im Jahr 2021.
Geht man noch tiefer in die Materie gibt es den ersten eklatanten Unterschied. In der Laufverteidigung. Vergangene Saison ließen die Packers lediglich 109 Yard pro Spiel im Lauf zu. Diese Saison beläuft sich die Zahl auf 139 Yards. Dies spricht sehr für die Passverteidigung der Packers, denn dort ist man um ca. 50 Yards erfolgreicher als letztes Jahr.


Wie kann so ein eklatanter Unterschied zu 2021 entstehen?

Hier spielt die erste Baustelle der Defense eine große Rolle. Diese ist nicht durch ein mögliches neues Scheme zu erklären, auch nur bedingt durch neues Personal, denn dieses hat dies im College und bei anderen Teams (Walker + Reed) in der Vergangenheit besser gemacht. Die Rede ist von Missed Tackles!

Die Packers Defense hat ca. 2,5 Missed Tackles pro Spiel mehr als in der vergangenen Saison. In Kombination mit einem tiefer stehenden zweiten Inside Linebacker kann ein Missed Tackle viel mehr “Schaden” anrichten.
Diese Zahl der Missed Tackles, 8,25 pro Spiel, ist die größte Anzahl der Missed Tackles per Game seit mehr als einer Dekade. Wie ist dieses zu erklären, obwohl die Packers sich mit 3 guten Tacklern und Run Stoppern (Quay Walker, DeVonte Wyatt und Jarran Reed) verstärkt haben?

Missed Tackles per Game (Quelle: PFF)

Leistungstechnisch kaum zu erklären. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine ganze Defense innerhalb eines Jahres körperlich so stark abgebaut hat.
Es kann allerdings interne und mentale Gründe haben.
Unzufriedenheit über ein Coaching Scheme. Mehrere Defense-Spieler haben nach den beiden New York Spielen ihren Unmut gegenüber dem System von Defensive Coordinator Joe Barry geäußert.
Unzufriedenheit und Frust über die allgemeine Teamleistung. Dies kann dazu führen, dass Spieler vieles erzwingen wollen, ein Tackle unbedingt setzen wollen, den Lauf unbedingt stoppen wollen und dieses misslingt dementsprechend.

Interceptions

Oder eher die nicht vorhandenen Interceptions. Das Personal ist zumindest dasselbe im Vergleich zu letztem Jahr, welches infrage kommt, eine Interception zu fangen. Jaire Alexander, Eric Stokes, Rasul Douglas, Adrian Amos und Darnell Savage.
Letztes Jahr und in nahezu allen anderen Jahren bis 2006 zurück (2018 einmal ausgenommen) haben die Packers mehr Interceptions kreiert als diese Saison (siehe Grafik). Wie ist dies zu erklären?

Interceptions per Game in den Saisons 2006 bis 2022, ausgewertet aus Zahlen von ESPN

Ein Ansatz hier wäre das “neue” Zone Scheme von Defensive Coordinator Joe Barry. Für ein Zone-Scheme haben die Packers einfach nicht die körperlich ausgebildeten Defender. Sämtliche Cornerbacks sind Man-Defender. Dazu kommt noch, dass es dadurch eher zu “Missverständnissen” also zu Big Plays kommt als zu Interceptions.

4 der 5 Interceptions der Packers sind erst nach der Umstellung von Barry auf etwas mehr Man-Coverage entstanden, also ab dem Commanders-Spiel. In den Wochen 1 bis 6 gelang der Defense nur eine einzige Interception, gegen Justin Fields von den Chicago Bears. Hier ist zumindest schon mal ein Schritt nach vorne in die richtige Richtung zu sehen, allerdings 6 Wochen zu spät.

Undiszipliniertheiten

Im späteren gehe ich noch genauer auf die etlichen Strafen ein. Hier in der Defense muss ich dies aber noch gesondert erwähnen. Ich möchte hier nicht über reguläre Spielstrafen gehen, wie Holdings, Defensive Pass Interferences, Roughing the Passer etc. Mir geht es hier um einfache Dummheiten und kategorisch grobe Aussetzer, die in so einer Situation wie die der Packers nicht sinnvoll sind.

  • Rasul Douglas – Unnecessary Roughness gegen die Giants –> 1st Down: Drive Resultat: Touchdown
  • Jaire Alexander – Unnecessary Roughness gegen die Lions –> 1st Down: Drive Resultat: Touchdown
  • Quay Walker – Unnecessary Roughness gegen die Bills –> 1st Down + Ejection: Drive Resultat: Touchdown
  • Eric Stokes – Unsportsmanlike Conduct gegen die Commanders –> 1st Down: Drive Resultat: Field Goal

Das sind einfach Dummheiten und Aussetzer im Kopf die einem den Drive und letztendlich auch das gesamte Spiel und in der Häufigkeit auch die Saison kosten können

Offense

Kommen wir zur Offense, hier gibt es gleich mehrere Baustellen, beginnen möchte ich hier mit der Offensive Line.

Offensive Line

Vor der Saison hat man sich sehr viel sehr schön ausgemalt, eine Top 5 Offensive Line bestehend aus Bakhtiari – Runyan – Myers – Newman – Jenkins, oder auch Bakhtiari – Jenkins – Myers – Newman – Nijman oder Ähnliches.

Nach Pro Football Focus haben die Packers sogar besagte Top 5 Offensive Line. Allerdings ist dies mit sehr vielen Fragezeichen versehen. Ja die Leistung per sé, die auf dem Feld gezeigt wird, ist Top 5 würdig. Die Auswirkung für die Tight Ends, Runningbacks und für Aaron Rodgers sind aber immens groß.

Warum? Die Starting Line hat sich nahezu vor jedem Spiel geändert und falls dies nicht der Fall war, hat sie sich verletzungsbedingt im Spiel verändert. Warum ist das ungünstig?
Mit einer veränderten Offensive Line, ändern sich automatisch Blocking-Zuständigkeiten für die Tight Ends und ggf. für die Runningbacks. Es ändern sich Blocking-Arten sodass es für die Backs ungewohnt / anders sein kann die jeweilige Gap zum Rush zu finden. Kommunikationsabsprachen in der Line selber ändern sich. Es ändert sich die Vertrautheit des Quarterbacks zu seinen “Beschützern” und vieles mehr. Im Folgenden möchte ich euch einmal die Starting Lines der Packers in den ersten 9 Wochen aufzeigen:

  • Week 1: Nijman – Runyan – Myers – Hanson – Newman (Runyan zur Hälfte mit Tom ersetzt)
  • Week 2: Nijman – Runyan – Myers – Newman – Jenkins
  • Week 3: Bakhtiari / Nijman – Runyan – Myers – Newman – Jenkins (Regelmäßiger Drivewechsel zwischen Bakhtiari und Nijman)
  • Week 4: Bakhtiari – Runyan – Myers – Newman – Jenkins
  • Week 5: Bakhtiari / Nijman – Runyan – Myers – Newman – Jenkins (Regelmäßiger Drivewechsel zwischen Bakhtiari und Nijman)
  • Week 6: Bakhtiari – Runyan – Myers – Newman – Jenkins
  • Week 7: Tom – Jenkins – Myers – Runyan – Nijman
  • Week 8: Bakhtiari – Tom – Myers – Runyan – Nijman
  • Week 9: Bakhtiari – Jenkins – Myers – Runyan – Nijman (tlw. Bakhtiari und Runyan verletzt raus)

Dazu kommt noch, dass sowohl David Bakhtiari und auch Elgton Jenkins nicht regelmäßig trainiert haben und nach Head Coach Matt LaFleur die gesamte Saison, aus Sorge vor Überbelastung, nicht voll trainieren werden. So ist es kaum bis unmöglich Konstanzen und Routinen zu entwickeln im Zusammenspiel zwischen Line und Runningbacks, Line und Tight Ends und Line und Aaron Rodgers.

Coaching Tree der Offense

Mein allererster Artikel als Autor war die Übersicht über den Coaching Tree der Packers: Blick auf den Packers Coaching Staff. Hätte ich damals damit gerechnet den Offense Tree zu diesem Zeitpunkt der Saison dermaßen infrage zu stellen? Sicherlich nicht.

Was hat sich geändert?

  • Offensive Coordinator Nathaniel Hackett –> Denver
    • Neuer Offensive Coordinator: Adam Stenavich
  • Offensive Line Coach Adam Stenavich –> Offensive Coordinator
    • Neuer Offensive Line Coach: Luke Butkus
  • Quarterbach Coach Luke Getsy –> Chicago
    • Neuer Quarterback Coach: Tom Clements
  • Passing Game Coordinator Luke Getsy –> Chicago
    • Neuer Passing Game Coordinator: Jason Vrable (Wide Receiver Coach)
  • Tight End Coach Justin Outten –> Denver
    • Neuer Tight End Coach: John Dunn

Hier lasse ich erst einmal den Head Coach Matt LaFleur außen vor. Allein im offensiven Coaching Tree haben sich 5 Positionen / Personen geändert. Dies kann, unabhängig von dem Abgang von Adams, eine Offense durcheinander rütteln. Vor allem wenn der bei den Spielern hoch angesehene Offensive Coordinator Nathaniel Hackett geht – Nein man kann es ihm sicherlich nicht verdenken, obwohl sein Erfolg in Denver auch eher mäßig ist.
Luke Butkus kann man hier auch außen vorlassen. Er leistet, soweit es verletzungsbedingt möglich ist, mit der Offensive Line sehr gute Arbeit.
Tom Clements scheint, soweit es medial an die Öffentlichkeit kommt, ebenfalls ein gutes Standing zu haben und auf einer Wellenlänge mit Quarterback Aaron Rodgers zu sein, auch er scheint nicht der Verantwortliche zu sein. Möglicherweise spielt aber hier eine Rolle, dass Rodgers direkter QB-Coach nicht mehr der Passing Game Coordinator der Packers ist, sondern der Wide Receiver Coach Jason Vrable. Meine Mutmaßung hier könnte sein, dass er die Offense dazu bringt, z.B. einem Sammy Watkins mehr Targets zu geben.
Tight End Coach John Dunn leistet soweit unauffällige solide Arbeit ohne große nennenswerte Fehler.
Nun neu Offensive Coordinator Adam Stenavich. Warum wurde er überhaupt Offensive Coordinator, weil er so gute Offensive Line Arbeit geleistet hatte, dass man ihn befördern musste, sonst hätte ein anderes Team (Denver mit Hackett) ihn abgeworben.

Meiner Meinung nach war es keine gute Entscheidung einen Offensive Line Coach, der per sé weniger mit dem gesamten Playcalling und dem Passing Plays und Route zu tun hat zum Offensive Coordinator zu machen.
Zusätzlich dazu scheint er im Playcalling nicht immer auf einer Wellenlänge wie Head Coach Matt LaFleur zu schwimmen.

Head Coach Matt LaFleur

Kommen wir zu der großen Unbekannten und einem großen Faktor, meiner Meinung nach auch ein Hauptfaktor. Head Coach Matt LaFleur war in seinen ersten Jahren für eine High Powered Offense, viele Play Action Plays, viele RPOs und viel Flexibilität bekannt.
Das meiste davon scheint diese Saison bei ihm abhanden gekommen zu sein. Warum?

Die Packers haben nach PFF das drittbeste Laufspiel der NFL und den drittbesten Runningback (Aaron Jones) der NFL. Warum setzt Matt LaFleur ihn so verhältnismäßig selten ein? Warum fängt man gegen die Lions, die die schlechteste Laufverteidigung hatten mit 3 Passing Plays an? Im letzten entscheidenden Set of Downs, 15 Yards vor der Goal line – warum werden hier 4 Pässe gecalled und kein Lauf?

Ein Erklärungsversuch: Matt LaFleur möchte, dass seine Idee, die Flexibilität der Wide Receiver einen einzelnen Wide Receiver (Davante Adams) zu ersetzen, aufgeht. Und das versucht er immer und immer wieder.
Warum gerät die Pre Snap Motion quasi in Vergessenheit. Früher war es Running Back Tyler Ervin, Rookie Wide Receiver Christian Watson hat bereits unter Beweis gestellt, dass er diese Motion, die End-Arounds und die Sweeps beherrscht. Gegen die Lions war ebenfalls Runningback Kylin Hill wieder aktiv, der auch bewiesen hat, dass er für die Pre-Snap Motion geeignet ist. Herr LaFleur warum setzen sie die Pre Snap Motion nicht mehr ein?

Tatsächlich aus dem Grund, dass “die Offense einfacher gestaltet werden soll”? Ja, die Packers spielen mit 3 Rookie-Wide Receivern und eine einfachere Offense kommen den Rookies zu Beginn der Karriere zugute, allerdings müssen diese in besagten Plays nicht zwangsweise eingebunden werden.

Kommen wir zum nächsten Punkt – warum beherrscht ein 8-Year Veteran in Woche 9 der Regular Season das Playbook nicht? Warum läuft ein Sammy Watkins mehrfach in einem Spiel eine andere Route als die, die gecalled wurde? Wieso bekommt so ein Spieler, der offensichtlich die doch so einfache Offense noch nicht verstanden hat so viele und teils so wichtige Targets, Herr LaFleur?

Die Packers spielen in der Tat auch mit sogenannten Tight Ends. Diese sind nicht nur zum Blocken auf dem Feld. Ja, zugegeben, blocken können die Tight Ends ziemlich gut, um das aber adäquat umzusetzen, müsste man aber auch dementsprechend häufiger laufen. Das wird nicht getan. Die Tight Ends werden aber auch verhältnismäßig selten im Pass eingesetzt, und das, obwohl einer von Rodgers Lieblingen Tight End Robert Tonyan wieder voll einsetzbar ist. Zudem erwies sich in den letzten Wochen auch Tight End Josiah Deguara immer mehr zu einem sicheren Passempfänger. Also Herr LaFleur, warum werden die Tight Ends nicht adäquat eingesetzt?

Conversion Percentage by Downs

In 1st Down Conversions sind die Packers unter den 5 schlechtesten Teams der NFL. In 2nd Down Conversions sind die Packers leicht über den NFL-Schnitt. Die 3rd Down Conversion der Packers könnte ebenfalls deutlich besser sein und über die 4th Down Conversion möchte ich hier am liebsten gar nicht mehr sprechen – auch unter den letzten 5 der NFL.
Zusammengefasst, der Erfolg bei 1st Down, 3rd Down und 4th Down ist schlicht und ergreifend unzureichend, Herr LaFleur und das ist ein klares Zeichen, dass schemebedingt das Grundkonzept der Offensive nicht verstanden, nicht umgesetzt oder einfach nicht erfolgreich genug ist.

Herr LaFleur, warum haben sie das Playcalling so sehr vereinfacht, so sehr verändert?
Herr LaFleur, warum setzen sie nicht auf das, das nachweislich am erfolgreichsten ist, mit dem Spieler, der nachweislich am erfolgreichsten abschneidet?
Warum ändern sie seit 9 Wochen ihr nachweislich schwaches Offensives Grundkonzept nicht?

Davante Adams und die Wide Receiver

Davante Adams hatte in der abgelaufenen Saison 166 Targets, diese müssen logischerweise auf sämtliche anderen Receiver umgelegt werden. Wenn man die Production in dieser Saison auf eine volle Distanz hochrechnet, bekommen die Runningbacks maximal 14 Targets davon ab.
14 Targets von 166, die umgelegt werden müssen. Das passt schon mal nicht zu der Aussage von LaFleur vor der Saison, dass die Packers die Runningbacks mehr ins Passspiel einbinden würden
Dahingehend hat sich das Offense-Scheme nicht geändert. Demnach müssen sämtliche Targets auf die besehenden Wide Receiver und oder Tight Ends umgelagert werden. Ob das hier der richtige Weg ist 1/3 aller Offensive-Targets auf zum Großteil neue und Rookie Wide Receiver zu legen, sei an dieser Stelle mal dahingestellt.

Ich erspare euch hier die genauer Rechnerei. Im Groben teilen sich die Targets von Marquez Valdes-Scantling, Wide Receiver Sammy Watkins und Allen Lazard. Die Targets von Davante Adams teilen sich (stand heute) prognostiziert auf die ganze Saison Tight End Robert Tonyan und Rookie Wide Receiver Romeo Doubs. (Stand heute, da es noch nicht genau bekannt ist, wie sich die Verletzung von Romeo Doubs auf den Rest der Saison auswirkt)

Ein Rookie ist eben auch ein NFL-Unerfahrener Spieler und wird Rookie-Fehler machen, das sei ihm, als auch Watson und Touré zugestanden, das ist völlig in Ordnung. Aber aus diesem Grund muss eben rein nach den Zahlen schon davon ausgegangen werden, dass die Production der Packers Offense rückläufig ist.

Aaron Rodgers

Liegt es möglicherweise doch an Packers Quarterback Aaron Rodgers? Schließlich hat er ja auch schon 7 Interceptions geworfen?

Hieraus abzuleiten ist allein schon, dass Packers Quarterback Aaron Rodgers definitiv nicht schlecht spielt und definitiv nicht der Hauptgrund für die aktuelle Situation ist. Im Zuge seiner Completion & above expectation liegt er im Liga-Durschnitt. Betrachtet man hier noch die Situation, dass er mit Touré, Watson, Doubs und Watkins 4 neue Anspielstationen hat, mit denen er erst eine Chemie entwickeln muss, ist das ganz gut.

Sein EPA/Play Wert ist dagegen leicht unter dem Ligaschnitt. Dies kann verschiedenste Gründe haben, die häufigen Screen und Dump-Off Pässe, sein angeschlagener Daumen, das eigentliche Playcalling etc.

Wenn man zusätzlich noch die Chart von Next Gen Stats zur Rate zieht, fällt auf, dass er in 50% der Bereiche über dem Durchschnitt spielt, in weiteren 42% im NFL-Schnitt und nur im tiefen linken Passfenster unter dem Durchschnitt. Auch dies ist mit den ohnehin schon weinigen Bällen zu begründen, aber auch damit, dass die linke Seite nicht die Seite seines Wurfarms ist und er weiterhin noch Probleme mit seinem Daumen hat.

Ligaspitze oder MVP-Niveau hat Rodgers in dieser Saison definitiv nicht. Top 10 Niveau, kann er in bestimmten Situationen noch an den Tag legen. Aber schlechter als Liga-Durchschnitt ist er auch nicht.

Turnover Ratio

Ein wichtiger Bestandteil des Problems ist das Turnover Ratio. Genauer gesagt beide Anteile. Fumbles einmal außen vor. In aller Regel ist ein Fumble Recovery rein vom Zufall abhängig und wird sich auf lange Sicht ausgleichen. Interceptions aber nicht. Durch die Individualität und eben die kurze Sichtweise auf eine Saison und die verhältnismäßigen vielen Interceptions, sowie die verhältnismäßig wenig kreierten Turnovers der Defense, lässt das Turnover Rario Bände sprechen:

Turnover Ratio – Für 2022 eine Hochrechnung der aktuellen Werte auf die gesamte Saison – Quelle: The Football Database

Man kann es drehen und wenden. 8 Takeaways von der Defense sind für dieses Personal und mit diesen Fähigkeiten schlicht weg zu wenig. Positiv zu erwähnen. Nach der Umstellung von Defensive Coordinator Joe Barry auf mehr Man-Coverage kamen auch mehr Interceptions (1 INT in den Wochen 1-6 / 4 INTs in den Wochen 7-9).

Auf der gleichen Seite sorgt die Offense aber auch für zu viele Giveaways. In der gesamten letzten Saison waren es 13 Giveaways, die haben die Packers diese Saison nach 9 Wochen schon erreicht.

Penalties

Wie weiter oben unter Undiszipliniertheiten bereits erwähnt, kann der Misserfolg vielleicht auch mit zu vielen Strafen zusammenhängen. Diesbezüglich habe ich mir die tatschlichen Strafen pro Spiel und die dadurch entstandenen Yards des Gegners pro Spiel einmal angesehen.

Hier ist deutlich festzuhalten, dass die Strafen und die Yardage-Auswirkung der Strafen in dieser Saison zunehmen. Allerdings nicht in so einem großen Maße, in dem ich sage, dass diese Ausschlaggebend für die Niederlagen sein könnten.

Möglich ist allerdings noch die Wichtigkeit der Strafen, also ob diese möglichweise in ein neues 1st Down resultieren. Schauen wir uns dieses einmal an:

Strafen, die in einem neuen 1st Down für den Gegner resultierten pro Spiel – Quelle: NFLpenalties.com

Auch hier ist ein leichter Anstieg festzuhalten. Aber auch in diesem Maße ist dieses vielleicht mit ein kleiner Grund, warum es derzeit so unbefriedigend läuft, aber nachweislich sind Strafen und Undiszipliniertheiten nicht der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden der Packers.

Fazit

Wir halten fest. Meiner Meinung nach ist die Defense nicht für die aktuelle Situation verantwortlich. Die Defense hätte diese Situation bei einer Top-Leistung, die man vor der Saison zum Teil begründeterweise auch hätte erwarten können, aber zu Gunsten der Packers ausbügeln können.

Was bleibt dann noch?
Die Offensive Line, bzw. die Leistung der Line spielt dort ebenfalls meiner Meinung nach nicht hinein (Top 5 Line nach PFF) lediglich durch die verschiedenen und häufigen Wechsel der Starting Line fehlen die Routinen innerhalb und für die Tight Ends, Runningbacks und Aaron Rodgers. Dies ist zumindest schon mal ein kleiner Punkt.

Auch Penalties müssen hier erwähnt werden. Diese Spielen aber meiner Meinung nach ebenfalls nur zu einem kleinen Teil hinein. Ja die Strafen sind mehr und auch “schlimmer” auf Grund von mehr 1st Downs im Vergleich zu letztem Jahr geworden. Im Vergleich auf die lange Sicht, ist das Ganze aber immer noch im Rahmen und nahezu normal.

Quarterback Aaron Rodgers selber ist für mich auch nicht der Hauptgrund für die aktuelle Situation. Er hat aber auf jeden Fall einen größeren Anteil als die Defense, die Line und die Strafen, aber auch er spielt weiterhin nicht schlecht und hat ab und zu noch seine Momente. Aber er ist das Verbindungsglied zwischen den meiner Meinung nach beiden Hauptpunkten für die teils katastrophale Situation in Green Bay und als Verbindungsglied sieht er dadurch ohnehin schwächer aus, als er tatsächlich ist bzw. als er es überhaupt sein kann.

Die erste große Schwachstelle sind die Wide Receiver bzw. die Personen die als Passempfänger eingesetzt werden können oder eher eingesetzt werden.
Außen vor erst einmal, dass die Situation von vorneherein schon unnötig komplizierter wurde durch sämtliche Verletzungen:

  • Watson –> Knie in der Preseason
  • Watkins –> Hamstring in der Preseason
  • Watkins –> Hamstring während der Saison –> IR
  • Watson –> Concussion während der Saison
  • Watson –> 2. Concussion während der Saison
  • Lazard –> Schulter während der Saison
  • Doubs –> Knöchel während der Saison
  • Cobb –> Knöchel während der Saison –> IR

Wurde das Ganze durch die große Unerfahrenheit noch viel Riskanter. Samori Touré als Rookie, Christian Watson als Rookie, Romeo Doubs als Rookie, Juwann Winfree quasi keine existente Erfahrung, Sammy Watkins als komplett neuer Wide Receiver.

Die Packers mussten die große Herausforderung, den Abgang von Davante Adams, bewältigen und meistern. Dies wurde nach Zahlen angegangen, indem man (salopp ausgedrückt) das vergleicht mit Tight End Robert Tonyan + Rookie Wide Receiver Romeo Doubs = Davante Adams. Dass dies in der reinen Production schon nicht so erfolgreich sein konnte, sollte von vorneherein klar gewesen sein. Da ein Rookie ebenfalls auch noch Rookie-Fehler macht und machen darf, und machen soll mindert die Production weiterhin noch, dass Tonyan von seinem Kreuzbandriss zurückkam und etwas Anlaufzeit brauchte, mindert das Ganze noch weiter. Zusätzlich dazu bekamen Wide Receiver Allen Lazard und Sammy Watkins die Snaps von Marquez Valdes-Scantling.

Allerdings nur die Snaps und Targets. Das Speed-Element fiel komplett weg. Sammy Watkins spielt hinter ferner liefen und kann offensichtlich nach 9 Wochen das Playbook noch nicht, Christian Watson wird nicht für das Speed-Element eingesetzt.

Demnach ist dies ein massiver Rückgang der reinen Production, der schlicht und ergreifend nicht ersetzt wurde, nicht ersetzt werden konnte (Hallo GM Gutekunst, Trades sind auch möglich und manchmal ist es auch angebracht mehr zu bezahlen als der reguläre Wert), also hat man sich bei der Evaluation dieser Positionsgruppe massiv verschätzt im Coaching Staff und im Front Office.

Kommen wir nun zur zweiten und letzten großen Baustelle, der Coaching Staff, genauer der Offense Coaching Staff inklusive Head Coach Matt LaFleur.
Er, in Kombination mit der Fehlbeurteilung der Wide Receiver, sind meiner Meinung nach das Hauptproblem der Packers. Nein, natürlich nicht LaFleur als Person selbst, aber so wie er seine Offense und sein Coaching Tree aufgestellt hat. Ob Adam Stenavich der richtige Mann für den Offensive Coordinator war, ich glaube nicht. Ich hätte hier lieber einen Luke Getsy gesehen, der auch schon im kompletten Offensive Gameplan verwickelt ist und nicht wie Stenavich nur im Blocking und Running Scheme.

Aber auch wie Matt LaFleur die Offense called, was er genau erreichen möchte, was sein Ziel mit der Offense ist, ist für mich immer undurchsichtiger. Erneut bringe ich hier das Beispiel aus dem Lions Spiel. Die Packers haben einen Top 3 RB, eine Top 3 Rushing Offense und die Lions sind die schlechteste Rushing Defense. LaFleur called die ersten 3 Plays, 3 Pässe. Dann wo es drauf an kommt, im letzten Set of Downs, 4 Plays und 4 Pässe, warum?

Erneut verweise ich auf den Tweet von Timo Riske, dass die Packers Offense in 1st, 3rd und 4th Down Conversions schlichtweg schlecht sind. Warum wird sein 9 Wochen ein nachweislich nicht erfolgreiches Grund- und Schemekonzept nicht verändert?

Es erschließt mir nicht, warum Matt LaFleur nicht das tut, was nachweislich erfolgreich ist. Warum er nicht das bei behält, was letztes Jahr Erfolg gebracht hat – Nein nicht das Personal, eher die Pre-Snap Motion.
Warum möchte Matt LaFleur nahezu auf Biegen und Brechen jedes 4th & Short in der gegnerischen Hälfte ausspielen. Manchmal ist es auch da, gerade wenn die Redzone Offense schon 2-mal gestoppt wurde, sinniger das Field Goal zu nehmen.

Meiner Meinung nach besteht die Problematik der Packers aus sehr vielen Bestandteilen. Man nehme ein kleinwenig die fehlende Konstanz der Offensive Line, eine Priese unnötige Strafen, eine Stück Aaron Rodgers gefolgt von einem damit einhergehenden Turnover-Ratio, eine mittlere Menge schwache und unzureichend gute Wide Receiver und man fülle den Rest mit einem Playcaller LaFleur auf, der versucht Dinge außerhalb der Norm zu kreieren, anstatt sich auf das zu besinnen was vorhanden ist, und was er in den letzten Jahren gezeigt hat.

Ist diese Problematik zu ändern? Meiner Meinung nach ja. Bestes Beispiel siehe Defensive Coordinator Joe Barry, der nun mehr Man-Coverage spielen lässt. Aber Head Coach Matt LaFleur muss sich diesbezüglich im Playcalling auch drastisch ändern und das lieber gestern als morgen. Weiterhin wäre, gerade aufgrund der Verletztensituation bei den Wide Receivern, ein Veteran WR sicherlich nicht schädlich. Zum Beispiel ein T.Y. Hilton, oder ein Odell Beckham Jr. , oder ein Adam Humphries. Mit den bestehenden Wide Receivern ist dies sicherlich auch möglich, aber Rookies benötigen Zeit, um sich anzupassen, Zeit zum Lernen und diese Zeit hat man meiner Meinung nach nicht mehr in Green Bay.

Ja weiterhin ist die Defense für mich kein Bestandteil des Problems. Die Defense, wenn sie auch Top-Niveau spielen würde, könnte eine Lösung von seinem selbstgemachten Problem sein, aber sie ist nicht verursache des Problems.

Wie seht ihr das? Lasst es uns und mich gerne wissen.

Ich wünsche euch in diesem Sinne weiterhin eine möglichst einvernehmliche Saison, in der wir einige wichtige Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen können.

#GoPackGo

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