Die Green Bay Packers kommen aus ihrer Bye-Week zurück und verlieren gegen die Denver Broncos hochverdient mit 17 zu 19. Erneut ging man mit null Punkten in die Halbzeitpause und das gegen die bis dato schlechteste Defense der NFL, wie Sebi in der Preview herausgestellt hatte. Der Redzone Defense oder den schwachen Redzone Plays der Broncos war es zu verdanken, dass die Packers zur Pause nur neun Punkte im Hintertreffen waren.
In Halbzeit zwei sah das Ganze zwar etwas versöhnlicher aus, aber es half eine große Portion Glück, die das Ergebnis schmeichelhafter gestaltete, als es in der Realität tatsächlich war.
Das Spiel war erneut von teilweise schwachen Playcalls, einer schwachen Offensive Line, typischen Rookie-Fehlern, einer schwachen Schiedsrichterleistung und leider auch vielen vielen Verletzungen auf Seiten der Packers geprägt.
Packers vs. Broncos auf einen Blick
- Null Punkte und fünf 1st Downs in der ersten Hälfte gegen die schlechteste Defense der NFL – viel zu wenig
- 5,8 Yards per Carry zugelassen – weiterhin eine katastrophal Run Defense
- Die Offense brachte sich selbst in viele 3rd & Long Situationen
- No Pass Rush – No Party
- Etliche neue Verletzungen
- Lediglich 17 Punkte auf dem Scoreboard sind gegen eine sehr schwache Defense schlicht zu wenig
Der Spielverlauf im Überblick
Eine hochverdiente 17 zu 19 Niederlage in Denver steht in den Büchern. Die erste Hälfte lässt sich dabei schnell beschrieben. Fünf Punts, drei Field Goals auf Seiten der Broncos und ein Missed Field Goal von Anders Carlson aus 43 Yards. Sein erster Fehlschuss überhaupt in der bisherigen Saison.
Eigentlich hätte man hier ein konstantes Passspiel erwartet, welches die Kette in Bewegung hält. Die Broncos hatten mit 0,3 EPA/Dropback die (mit Abstand) schlechteste Passverteidigung der NFL. 43 Passing Yards in Hälfte eins sind da schlicht zu wenig und das muss man an dieser Stelle Head Coach Matt LaFleur ankreiden.
Wenn es aber etwas zu loben gibt, dann an dieser Stelle die Redzone Defense. Die Broncos waren drei Mal nach langen Drives, ohne große Pause für die Packers Defense, in die Redzone. Und drei Mal, wurde der Downmarker, bzw. die Goal Line gehalten. Vielleicht auch etwas mitverschultet durch ein schwaches Playcalling der Broncos.
In Halbzeit zwei wurde das ganze Packers-Spiel auch etwas kreativer und flexibler. Ein Trickplay der Packers hielt den Opening Drive der zweiten Hälfte am laufen und besorgte damit die ersten drei Punkte. Love warf zuerst einen Lateral Pass auf Wicks und Wicks, der in der High School auch Quarterback spielte, warf dann quer auf Aaron Jones zum neuen 1st Down. Die Broncos kamen daraufhin aber zum ersten Touchdowns des Abends. Die Packers konnten erneut den Lauf nicht verteidigen, handelten sich Strafen ein und die Defensive Backs agierten mit der dritten Garde.
Die Packers konnten mit einem Touchdown auf Doubs, einem 3 & Out und einem weiteren Touchdown auf Reed sogar kurz in Führung gehen. Diese Führung wechselte aber nach einem Field Goal der Broncos wieder, ehe Jordan Love einen Game-Winning-Drive in den Händen hielt. Ein Field Goal hätte zum Sieg gereicht. Runningback AJ Dillon und Quarterback Jordan Love brachten die Packers auch am Rande eben jener Field Goal Reichweite. Eine Holding-Strafe gegen Elgton Jenkins warf die Offense aber wieder zurück. Bei einem 3rd & 20 Play wollte Love dann einfach zu viel. Anstatt den sicheren Checkdown für 10-15 Yards auf Dillon zu nehmen, warf Love tief in eine Doppel-Coverage und es kam wie es kommen musste. Broncos Safety P.J. Locke fing den Pass zur Interception und zum Sieg ab.
Immer wieder 3rd & Long
Wenn man sich auf die letzten vier Spiele beschränkt, sind die Packers in 3rd Down Conversions im letzten Drittel der NFL wiederzufinden. Dies hat vielfältige Gründe. Unerfahrenheit von Love und von den Wide Receivern, falsche Routen der Receiver, schlechtes Play Calling von LaFleur, eigene falsche Entscheidungen von Love, krasse Ungenauigkeiten bei Pässen von mehr als fünf Yards bei Love. Gegen die Broncos kamen die Packers zehn Mal in eine Situation von 3rd Down und vier Yards oder mehr. Lediglich vier Mal konnte daraus ein neues 1st Down umgesetzt werden.
Warum bringt sicht die Offense immer wieder in diese schwierigen Situationen? Wieso läuft man mehr oder weniger planlos mit Dillon in eine Wand? Warum nimmt man nicht öfter die Checkdowns oder die Pässe in die Flat für kurzen Raumgewinn? Wenn man weiß, dass der QB ungenau bei Pässen über fünf Yards oder mehr ist, dann versucht man als Head Coach doch eben diese Situationen zu vermeiden.
Tochdowns, Schiedsrichterentscheidungen und pures Glück
Ja, die Packers haben 17 Punkte aufs Scoreboard gebracht. Ja, die Packers haben drei bis vier akzeptable Drives hingelegt, aber zwei Abschlüsse oder eben 14 der 17 Punkte hätten so niemals bestand haben dürfen.
Den ersten Touchdown auf Doubs kann man getrost als glücklich bezeichnen. Die Schiedsrichter haben sich der Regel des „simultaneously catch“, also des gleichzeitigen Ballfangens eines Receivers und eines Defensive Backs, bedient. Dabei wird per Rule gewertet, dass die Offense in Possession bleibt, also hier ein Touchdown.
Der Schiedsrichter-Experte von CBS, Gene Steratore sagt aber, dass der Broncos Cornerback Patrick Surtain zuerst mit beiden Beinen den Boden berührt. Damit hätte Surtain den Fangprozess zuerst abgeschlossen und würde sich nicht um einen „simultaneously catch“ handeln. Bei dem genauen Wortlaut gibt es nach unseren Informationen keine genaue Eindeutigkeit der Regelauslegung. Daher kann der Touchdown auf Doubs auf jeden Fall als sehr schmeichelhaft bezeichnet werden.
Der zweite Touchdown ist schlicht und ergreifend pures Glück. Receiver Romeo Doubs kann einen hart geworfenen Pass von Love nicht festhalten. Er fälscht ihn genauso ab, dass Rookie Receiver Jayden Reed Gold richtig steht.
Eine kurze unverdiente Hoffnung
Nach dem zweiten äußerst glücklichen Touchdown lagen die Packers zwischenzeitlich mit 17 zu 16 in Führung. Warum? Wieso? Weshalb? Nunja, da gibt es keine richtige erklärende Antwort drauf. Die Broncos antworteten mit einem Field Goal zu ihrer erneuten 17-19 Führung. Die Packers hatten nun die Chance zum Game-Winning-Drive bei noch gut vier Minuten und zwei Timeouts auf der Uhr.
Über Runningback AJ Dillon kamen die Packers schnell in die Hälfte der Broncos. Dort sorgte der erste Lauf, erneut über Dillon, für keinen Raumgewinn. Der zweite von Quarterback Jordan Love selber aber schon. Zumindest hätte man für kurze Zeit an der 40 Yard Linie gestanden, was ein schweres, aber machbares 57 Yard Field Goal zur Folge hätte. Eine Offensive Holding Strafe gegen Elgton Jenkins machte das alles aber zunichte. Es folgte ein unvollständiger Pass auf Receiver Christian Watson, der sich nach dem Spielzug am Knie verletzte (dies hatte zur Folge, dass die Packers eines der beiden verbliebenden Timeouts nehmen mussten).
Bei 3rd & 20 warf Quarterback Love dann tief auf Samori Touré. Vielleicht aus Unerfahrenheit, vielleicht dem Wunsch geschuldet zu viel zu wollen, vielleicht weil Love es erzwingen wollte. Touré war aber ohnehin von All Pro Safety Justin Simmons nahezu perfekt gedeckt. Das Play entwickelte sich dann so, dass Free Safety P.J. Locke Zeit hatte, die Coverage gegen Touré zu verdoppeln. Letztendlich war der Ball auch noch etwas zu kurz für Touré geworfen, sodass Locke den Ball ohne Probleme abfangen konnte.
Das größte Problem an der Sache ist, dass der Checkdown Pass auf Runningback AJ Dillon komplett frei gewesen wäre. Sogar so frei, dass Dillon zehn bis 15 Yards ohne Probleme hätte machen können. Dann ständen die Packers bei 4th Down und 5. Hier wäre sogar ein Field Goal aus 56 Yards zum Sieg möglich gewesen.
Verletzungen, Verletzungen und noch mehr Verletzungen
Nach einer Bye-Week erwartet man eigentlich, dass das Team regeneriert und erholt ist. Erst Recht, wenn man direkt vor der Bye-Week schon eine Mini-Bye-Week hatte. Dies war schon vor Spielbeginn nicht der Fall, denn sowohl Inside Linebacker DeVondre Campbell als auch All Pro Cornerback Jaire Alexander fielen für das Spiel verletzungsbedingt aus.
Zusätzlich zu diesen Verletzungen haben sich neun! weitere Spieler eine Verletzung zugezogen. Manche konnten allerdings weiterspielen, manche mussten das Feld verlassen. Bereits beim Warm-Up hatte sich Cornerback Eric Stokes, der eigentlich sein Comeback hätte feiern sollen am Oberschenkel verletzt, zumindest sah man ihn, wie er diesen kühlte.
In der Defense verletzten sich ebenfalls Defensive Tackle Devonte Wyatt und Safety Darnell Savage so sehr, dass sie das Spiel nicht mehr beenden konnten. Der zweite Safety Rudy Ford hatet zwischenzeitlich auch ziemlich deutlich gehumpelt, musste das Feld aber nicht verlassen.
Die Offense erwischte es in einem ähnlichen Maße. Die Receiver Dontayvion Wicks und Jayden Reed verletzten sich beide an den Beinen, die Folgen bleiben abzuwarten. Deide konnten zumindest wieder in das Spielgeschehen eingreifen.
Ebenfalls angeschlagen ist Center Josh Myers gewesen, für ihn musste zwischenzeitlich Right Tackle Zach Tom auf Center für mehrere Snaps übernehmen.
Nicht mehr zurück kamen allerdings Tight End Luke Musgrave, der sich quasi doppelt verletzte. Zum einen befindet er sich mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung im Concussion Protocol, nach einem Helmet to Helmet Hit von Broncos Cornerback Kareem Jackson, der dafür auch disqualifiziert wurde. Zum anderen hat sich Musgrave auch am Knöchel verletzt und musste die Heimreise in einem „Walking Boot“ antreten. Außerdem hatte sich auch Receiver Christian Watson am Knie verletzt. Im letzten Drive der Packers konnte Watson so gerade noch vom Feld humpeln, ehe er sich mit stark verzerrtem Gesicht an der Seitenlinie auf dem Boden legen musste.
An dieser Stelle eine gute und vor allem schnelle Genesung an alle Verletzten.
Ausblick
Nach so einem enttäuschend Auftritt mit so vielen Verletzten bleibt an erste Stelle erst einmal Ernüchterung. Sicherlich kann man argumentieren, dass die Packers nur 19 Punkte zugelassen haben. Wären die Broncos aber konsequent beim Rungame geblieben, wären das deutlich mehr gewesen, denn 5,8 Yards per Carry sprechen eine eindeutige Sprache.
Auf der anderen Seite haben die Packers zwei Touchdowns erzielt, die in ihrer Entstehung äußerst glücklich waren.
Es wird von Woche zu Woche müßiger immer wieder die gleichen Parolen und die gleichen Baustellen zu nennen, aber es bleibt nicht viel anderes übrig. Play Calling, zu lange 3rd Downs, schlechte Run Defense, Verletzungen, viel viel zu wenig in der ersten Hälfte gemacht und und und…
Wie kann man diese Dinge ändern? Die Unerfahrenheit und die Rookie-Fehler, werden sich vermutlich nur mit der Zeit verbessern. Loves Entscheidungsfindung, wird ebenfalls nur mit mehr Erfahrung besser werden können (Love hatte ansonsten ein unspektakuläres und solides Spiel an den Tag gelegt).
Der ganze Rest liegt einzig und allein am Coaching Staff und da in erster Linie an Head Coach Matt LaFleur. Er hatte eine Mini-Bye Zeit Dinge zu verändern, nichts passierte. Er hatte eine Bye-Week Zeit Dinge zu verändern, es wurde noch schlechter. Jetzt hat er nur eine Woche Zeit und die Voraussetzungen mit den Verletzten werden nicht besser.
It’s time to change things. Mr. LaFleur, NOW!
Embed from Getty Images
Ein Gedanke zu “Week 7: Packers at Broncos – Eine Niederlage mit vielen Fragezeichen”