Die Packers hatten vor dem Draft einige Needs. Safety und Tight End waren letztlich in unserem Konsens Ranking noch vor den Wide Receivern. Die kamen dann jedoch klar an Platz drei im Ranking. Neben Christian Watson umfasste der Kader bis zum Draft lediglich Romeo Doubs, Samori Toure, Bo Melton und Jeff Cotton. Bis auf Cotton waren das alles letztjährige Rookies. Es war somit offensichtlich, dass die Packers noch einiges tun mussten. Im Draft haben sie dann dreimal zugeschlagen. Zu Jayden Reed (2.Runde) kommt in der nächsten Woche ein Spielerprofil, zu Grant DuBose (7.Runde) ist vor kurzem ein Artikel erschienen. Dontayvion Wicks war der zweite Packers Wide Receiver im Draft und wurde in der fünften Runde an Stelle 159 ausgewählt.
Spielerprofil Dontayvion Wicks – Wide Receiver – Pick 159 Runde 5
Dontayvion Wicks ist am 16.06.2001 in Louisiana geboren und hat seine gesamte College Zeit bei den Virginia Cavaliers, einem vergleichsweise unerfolgreichen College in der ACC (Atlantic Coast Conference), verbracht. 2021, in seinem ersten richtigen Jahr (2020 hat er sehr wenig gespielt), war er Leading Receiver des Teams mit 1203 Yards (Platz 17 landesweit) und neun Touchdowns. Bemerkenswert sind hierbei noch die 21,1 Yards pro Reception. Das ist der vierthöchste Wert 2021 unter allen Receivern im College Football gewesen. 2022 gingen seine Zahlen aber wieder stark nach unten. Das lag unter anderem aber auch an dem neuen Coaching Staff. Er kam nur noch auf 430 Yards, zwei Touchdowns bei einem Average von 14,3 Yards pro Reception. Zudem erhöhte sich Anzahl von Drops von fünf auf neun (bei weniger Targets). Auch innerhalb des Teams war er nicht mehr die #1 Anspielstation.
Embed from Getty ImagesWicks kann sowohl Innen als auch Außen in der Formation spielen, da er im Gegensatz zu vielen anderen Receivern der Klasse sowohl die Größe 6‘1 (circa. 186cm) als auch die grundsätzliche Physis dafür mitbringt. Sein athletisches Profil ist nicht ganz so stark, wie wir das in der Regel in der Gutekunst Ära gewohnt sind. Sein Combine lief allerdings nicht so gut wie erwartet. Gerade der 40-Yard-Dash war eine herbe Enttäuschung. Er kam lediglich auf eine 4.62, was einen der schwächsten Werte der Klasse darstellt. Seine wahre Geschwindigkeit auf dem Feld sollte aber schneller sein. Auch seine Beschleunigungswerte (10/20yd Split) waren eher unterdurchschnittlich. In Sachen Explosivität sticht er allerdings besonders hervor.
Stärken
Sein interessanteste Eigenschaft ist sicherlich seine Fähigkeit besondere Catches zu machen. Er hatte einige unglaubliche Highlight-Catches im seinem 2021 Tape. Dabei hat er am Catch Point eine sehr gute Körperkontrolle, sehr gutes Ball Tracking, sowie starke Ball Skills. Gerade bei Routes Richtung Seitenlinie kommen ihm diese Fähigkeit sehr zugute. Dazu kommt ein recht großer Catch Radius durch seine Größe, seine lange Arme und die überdurchschnittliche großen Hände.
Hier jetzt ein paar Beispielhafte Plays dafür:
Die letzte Szene war vom Senior Bowl (einer Trainingseinheit für ausgewählte Prospects vor dem Draft). In dem Play sieht man, dass man sich wünschen würde, dass er noch mehr Platz vom Gegenspieler herausholt (auch wenn er gehalten wird), aber dann dafür letztlich einen sehr guten Catch macht. Im nächsten Video sieht man den Catch nochmal aus einer anderen Perspektive in Slow Motion.
Abgesehen von seinen tollen Catches, bringt er schon recht viele Techniken mit, um sich Separation zu verschaffen. Ihm gelingt es sehr gut, seine Geschwindigkeit beim Laufen der Route subtil anzupassen und durch feine Körpertäuschungen und seiner Explosivität ordentliche Cuts setzen. Dadurch verschafft er sich immer mal wieder Platz, um eine Anspielstation sein zu können. Allerdings könnte diese Fähigkeit noch etwas besser sein. Außerdem kann er durch seine Explosivität recht ordentliche Yards after Catch Zahlen aufzulegen. Auch hier gilt, manchmal würde man sich da aber auch mehr wünschen.
Hier ein Beispiel wie gut manchmal seine Fähigkeiten nach dem Catch sowie seine Körperbeherrschung sein können. Aber leider sieht man solche Plays zu selten in seinem Tape.
Zum Abschluss darf ein Play aus 2021 nicht fehlen, auch wenn sich hier jetzt nicht unbedingt eine Stärke herauslesen lässt. Witzig ist es allemal:
Schwächen
Vor allem im Vergleich zu den meisten anderen Receivern in dieser Klasse, hat er zwar die Explosivität, aber weniger die Quickness und den Long Speed (siehe auch 40-Yard-Dash), weswegen er auf Profiniveau kein klassischer Speedster sein wird. Des Weiteren hat er zwar ein ordentlichen Release, aber vor allem gegen Press-Coverage könnte er in der NFL größere Probleme bekommen. Eine Fähigkeit, die besonders von Outside Receivern, im Gegensatz zu Slot Receivern benötigt wird. Da hilft es im auch nicht, dass seine Beweglichkeit eben nicht Elite ist. Ein weiteres Problem ist, dass sein Route Running nicht besonders gut ist. Auch ein Grund, warum seine Separation noch zu inkonstant ist.
Sein zweiter größerer Negativpunkt ist seine Fangtechnik, vor allem bei vergleichsweise einfachen Bällen. Er benutzt dort noch viel zu häufig den Körper, um den Ball unter Kontrolle zu bringen. Das ist eine Technik, die auf Profiniveau bei engerer Manndeckung beziehungsweise bei heranfliegenden Tackles schnell zu nicht gefangen Bällen führt. Darüber hinaus hat man das Gefühl, dass er einfachere Catches als zu selbstverständlich annimmt und die Konzentration auf den Catch nachlässt. Ein Indiz für die zu vielen Drops (14), die er in den letzten zwei Jahren hatte.
Hier ein Play vom Senior Bowl, wo er den Ball definitiv fangen muss:
Zusätzlich dazu würde man sich wünschen, dass er insgesamt noch physischer spielt, was sein Körper durchaus hergeben sollte. Dies merkt man auch im Blocking, was bisher mehr alibimäßig als zuverlässig erledigt wurde. Und das ist etwas, auf das Matt LaFleur sehr viel wert legt.
Erwartungen für 2023
Es ist etwas schwierig zu prognostizieren, welche Rolle er in der/den kommenden Saison(s) bei den Packers spielen wird. Sein großer Vorteil ist auf jeden Fall, dass der am Anfang angesprochene Receiver Room bei den Packers viel Raum zur Entwicklung lässt. Aktuell sollten lediglich Watson, Doubs und Jayden Reed vor ihm stehen.
Hier sind alle Packers Wide Receiver aufgelistet:
In der Offseason muss sich er sich zunächst den Platz als vierter Receiver und somit Spielzeit verdienen. Die aktuell wohl stärksten Konkurrenten um den vierten Platz sollten Samori Toure und Grant DuBose sein. Einen Kaderplatz sollte er, wenn man bedenkt, dass wohl mindestens sechs Wide Receiver im 53-Kader stehen werden, recht sicher haben, sofern nichts Dramatisches passiert. Viel Spielzeit wird er wahrscheinlich zunächst nicht sehen, er hat aber definitiv das Potenzial sich weiterzuentwickeln. Wenn er seine Drop-Probleme in den Griff bekommt und seine Catch Technik weiterverbessert, wäre es auch nicht komplett überraschend, wenn er am Ende der #2 Receiver hinter Watson ist. Eine genaue Prognose ist aber schwierig, da letztlich alle Receiver noch sehr jung sind und Entwicklungen immer gegensätzlich verlaufen können. Bei Receivern, die nicht früh gezogen wurden, sollte man allerdings immer etwas vorsichtig bezüglich den eigenen Erwartungen sein.
Ein Gedanke zu “Dontayvion Wicks – Mehr als nur Tiefe”