MarShawn Lloyd – Die Zukunft auf Runningback?

Wir hatten in unserem Scouting Report zu den Runningbacks bereits angedeutet, dass die Packers womöglich einen Runningback auswählen könnten. Ich persönlich fand dies nach der letzten Saison alternativlos, in welcher mit Ausnahme von Jones, der allerdings viel verletzt war, keiner so richtig überzeugen konnte. Ich hatte damals im Artikel über die Offseason Needs folgendes geschrieben: „Ein guter verlässlicher Running Back Zwei wäre extrem wichtig; als Ergänzung und Ersatz für Aaron Jones bei Verletzungen“. Der wichtige Part der Offseason ist nun rum. Man kann so weit konstatieren, dass die Packers diese Einschätzung teilten.

Von den Backs aus der letzten Saison (Drake, Robinson, Wilson, Taylor, Dillon und Jones) wurden nur zwei Backs (Wilson und Dillon) mit in das neue Jahr genommen. Aaron Jones wurde zum Bedauern aller gecuttet. Dafür kam mit Josh Jacobs ein neuer Star Runningback. Doch die Rolle dahinter ist offen. Diese Rolle könnte nun MarShawn Lloyd einnehmen, der an Pick 88 (Ende Runde 3) von den Packers gedraftet wurde.

Jugend und College-Karriere

MarShawn Lloyd ist in Delaware aufgewachsen und in Maryland zur High School (DeMatha Catholic High School (diese ist auf Football spezialisiert) gegangen. Er hat diese tägliche Pendelstrecke (4 Std.) auf sich genommen und es hat sich gelohnt. Er war damals der #5 Runningback in der 2020 Recruiting Class. Allerdings zog er sich damals einen Achillessehnenriss zu und verpasste seine erste College Saison. Nach zwei ordentlichen Jahren bei den South Carolina Gamecocks wechselte er zur 2023er Saison zu den USC Trojans. Dort bekam er mit Caleb Williams den Star Quarterback schlechthin und verstärkte das vergleichsweise maue Skillplayer-Corps.  

https://www.espn.com/nfl/player/stats/_/id/4429023/type/college

Er wurde der klarer Starting Runningback von USC, aber eben auch in einer klaren Passing Offense. Mit seinen 116 Rushing Attempts hatte er z.B. 142 Attempts weniger, als Blake Corum. So hatte er natürlich keine Chance in den totalen Stats (Yards, Touchdowns etc.) mit den anderen Runningbacks der Klasse mitzuhalten. Dafür ist sein Wert von 7,1 Yards pro Lauf einer der besten und ein echt beeindruckender Wert. Als Receiver wurde er ebenfalls vergleichsweise wenig eingesetzt. 17,8 Yards pro Catch sind aber ein super Wert.

MarShawn Lloyd unter anderem über seine Hobbys

Stärken

Wie bereits im Scouting Report beschrieben, ist er die Big-Play-Waffe unter den Runningbacks in diesem Draft. Er ist sehr schnell und beweglich. Dazu bringt er eine enorme Power mit, obwohl er zu den kleinsten Backs in diesem Draft gehört. Im Vergleich dazu hat er aber auch viel Muskelmasse und ist rein vom Gewicht her nicht so weit weg von den anderen Spielern. Beim Bench Press (Messung für Stärke vor allem im Oberkörper beim Combine) konnte er 25 Wiederholungen erzielen. Das sind Werte, die normalerweise eher Offensive Line Spieler schaffen und keine Runningbacks.

In Kombination mit seinem Körperschwerpunkt, seinen Cuts und seinen Drehungen ist er ein sehr gefährlicher Home-Run-Hitter und nutzt die Chance für BigPlays, wenn sie sich ihm bieten. Zudem ist er vergleichsweise stark in Pass Protection, was in der NFL sehr viel wichtiger als im College ist und deshalb nicht jeder Runningback direkt mitbringt. Gerade auch die Packers legten darauf immer viel wert, was sich zum Beispiel an Patrick Taylor zeigte, der das besonders gut konnte, abseits davon aber klare Schwächen als Runningback hatte.

Als Receiver kann er sicher mehr als das was er bisher zeigen musste. Experten sehen darin noch deutlich mehr Potenzial, was auch Gutekunst und LaFleuer anmerkten. Dadurch sollte er in jeder Situation (Short Yardage, 3rd Downs, etc.) eingesetzt werden können. Was wie gesagt nicht bei jedem Back seiner Größe normal ist.

Schwächen

Auch wenn die doch geringe Anzahl an Rushing Attempts hinsichtlich der Durabilität durchaus von Vorteil sein kann, merkt man ihm die fehlende Erfahrung noch an. Ihm fehlt es etwas an Vision und dem Blick für die richtige Run Lane. Er wartet manchmal zu sehr auf das BigPlay anstatt das zu nehmen, was ihm gegeben wird. Das kann ein Problem in der NFL werden, wenn man statt zwei positiven Yards, zwei bis drei negative Yards erzielt hat. Dazu kommen teils absurde Fumble Probleme. Er hat acht Fumbles in seiner College Karriere. Drei davon in 2023. Hier mal ein Vergleich zur restlichen Draftclass:

Die höchsten Fumble-Quoten der Runningbacks aus dem 2024er Draft

Ein anderes Problem wurde oben bereits angesprochen. Er hatte nicht nur einen Achillessehnenriss in 2020, sondern auch mehrere kleinere Verletzungen in den vergangen Jahren. Er hat keine Saison komplett ohne Verletzungen überstanden und das obwohl er keinen großen Workload hatte. Das lässt Zweifel daran, ob er ein kompletten 3-Down-Back-Workload handeln könnte.

Erwartungen in der NFL

Es stellt sich nun die Frage welche Rolle er in diesem Runningback-Corps spielt. Aktuell befinden sich darin wie oben bereits beschrieben der klare Starter mit Josh Jacobs. Dahinter sind AJ Dillon und Emanuel Wilson sowie die Runningbacks Jarveon Howard (Undraftet Free Agent) und Ellis Merriweather (Future Contract). Die letzteren beiden sollten im besten Fall um den Practice Squad konkurrieren. Ähnliches gilt für Emanuel Wilson, der lediglich in den Preseason Spielen im vergangenen jahr überzeugen konnte.

Ein anderer Fall ist AJ Dillon. Er hat einen neuen Vertrag im Frühling unterschrieben. Allerdings ein sogenannter „Four-Year Player Qualifying Contract“. Die Besonderheiten des Vertrags hat Nik damals in diesem Artikel sehr gut zusammengefasst. Es bedeutet für Dillon, dass er auf Geld verzichtet hat und die Packers auch ohne Dillon weitergemacht hätten. Seine Rolle wankt bedenklich nach vier durchschnittlichen Jahren bei den Packers.

Jacobs, Lloyd und Dillon wären für die Packers, falls die drei es am Ende im 53er Kader schaffen sollten, drei ganz unterschiedliche Spielertypen, die sehr gut zueinander passen. Mit Jacobs einen exzellenten Allrounder, ohne Schwächen. Mit Lloyd einen Big-Play-Spieler, der von den dreien am meisten Geschwindigkeit und Beweglichkeit mitbringt und bisher gefehlt hatte. Und letztlich mit Dillon, zumindest in der Theorie, einen ganz klassischen Short Yardage Back.

Lloyd – die Zukunft auf Runningback?

Man kann erwarten, dass Lloyd zunächst mal noch hinter Dillon im Depth Chart angesiedelt ist. Das sollte sich aber ganz schnell ändern, wenn Dillon nicht noch mal leistungstechnisch explodiert oder Lloyd doch größere Probleme in der NFL haben sollte. Dann geht es im Endeffekt nur noch um die Snap-Zahlen zwischen den drei Runningbacks, denn Jacobs Status als klarer #1-Back sollte erstmal unangetastet bleiben. Das könnte sich aber nach der 2025er Saison ändern. Dann nämlich wird Jacobs deutlich teurer (siehe Bild) und die Packers könnten ca. 8,4 Mio. Cap einsparen. Sollte Lloyd zu diesem Zeitpunkt sehr überzeugt haben, könnte das die Packers dazu bewegen, sich von Jacobs zu trennen und komplett auf Lloyd zu setzen.

https://www.spotrac.com/nfl/player/_/id/29059/josh-jacobs

Bis dahin ist allerdings noch viel Zeit. Jetzt gilt es erstmal sich für Lloyd in der NFL zurecht zu finden und die entsprechende Spielzeit zu sichern. Alles weitere wird die Zeit zeigen.     

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