Der NFL Draft 2024 startet am 25.April und schon jetzt ist eine Postition in aller Munde: Die Quarterbacks. Einige Teams haben alles auf einen Rookie Quarterback ausgelegt: Chicago Bears, Washington Commanders, New England Patriots, Minnesota Vikings, Las Vegas Raiders und die Denver Broncos. Und zumindest die New York Giants werden ebenfalls mit einem Rookie Quarterback in Verbindung gebracht. Ein Team was hier nicht auftaucht, sind die Packers. Denn Jordan Love hat in seinem Do-or-Die-Jahr das Ruder auf die richtige Seite umgerissen. Statt auf Quarterback Suche sind die Packers auf der Suche nach einem neuen Vertrag.
Während einige Teams die Free Agency dazu genutzt haben, um ihre Backups auszutauschen (Raiders (Gardner Minshew), Rams (Jimmy Garoppolo), Jets (Tyrod Taylor), Commanders (Marcus Mariota), Eagles (Kenny Pickett), Vikings (Sam Darnold), Browns (Jameis Winston), Colts (Joe Flacco), Steelers (Justin Fields), haben die Packers keinen Veteran reingeholt. Sie sind, wie die gesamte letzte Saison, bei Sean Clifford als Backup geblieben. Es ist daher nicht wahrscheinlich, dass die Packers hier im Draft (früh) zuschlagen werden, dennoch wollen wir euch die bekanntesten Namen vorstellen.
Bei Experten gilt diese Quarterback Draftklasse als eine der besten, wenn nicht sogar als beste der letzten 10 Jahre. Auch wenn ich da persönlich in der Spitze nicht zustimme, gibt der Draft sowohl in der Spitze als auch in der relevanten Tiefe (2-3. Runde) durchaus ein paar interessante Prospects her.
Caleb Williams – USC
Embed from Getty ImagesGröße und Gewicht: 6ft1, 215lbs
Stats 2023: 12 Spiele, 3633 Passing Yards, 30 Touchdowns, 5 Interceptions, 33 Sacks, 136 Rushing Yards, 11 Rushing Touchdowns – PFF Grade 90,3
Williams gilt als einer der besten Quarterbacks-Prospects und bildet die Speerspitze dieser starken Draftklasse. Er hat Eigenschaften, die man so extrem selten sieht. Hervorstechend ist hierbei, das, was wahrscheinlich schon die Allermeisten in irgendwelchen Highlight Tapes gesehen haben: seine Scrambles und sein Improvisationstalent. Es wirkt von Mahomes inspiriert und etwas das ich zumindest so noch nie bei einem College Prospect gesehen habe. Mit seiner Athletik und absurden Armstärke kann er jedem Defender davonrennen und gleichzeitig Würfe aus allen Positionen machen. Es ist eigentlich hier weniger die Frage, was er kann, sondern mehr wie er es umsetzt.
Die Fragezeichen beziehen sich hier darauf, wie kann er innerhalb der Struktur des Plays spielen? Kann er eine schnelle Kurzpass-Offense aufziehen? Kann er weniger Highlight Würfe, aber dafür mehr effiziente Würfe machen? Nutzt er seine Pocket, wenn er sie hat? Kann er Entscheidungen auch schnell treffen, wenn nötig? All diese Fragen, waren im College nicht so wichtig, beziehungsweise schwer zu beantworten, weil er kein Top Receiver und vor allem keine Top Offensive Line hatte. Diese Fragen sind aber in der NFL wichtig und nur wenn er die umgesetzt bekommt, kann aus ihm der erwartete Top Quarterback werden.
Draftrunde: Top3 Pick
Während Caleb Williams die klare #1 ist, gibt es dahinter starke Diskussionen, nicht nur wer als #2, #3, #4 ausgewählt wird und von welchen Teams, sondern auch wie das Talent der Spieler bewertet wird. Unter anderem PFF.com, Adrian Franke und Daniel Jeremiah sehen Drake Maye als #2.
Drake Maye – North Carolina
Embed from Getty ImagesGröße und Gewicht: 6ft4, 230lbs
Stats 2023: 12 Spiele, 3608 Passing Yards, 24 Touchdowns, 9 Interceptions, 29 Sacks, 449 Rushing Yards, 9 Rushing Touchdowns – PFF Grade 90,6
Drake Maye ist bereits sehr weit in seinem Game. Er hat einen sehr starken Arm und ideale Körpermaße sowie eine ordentliche Athletik. Er hat ein gute Bewegung in der Pocket und kann vor allem auch außerhalb der Pocket kreieren. Maye ist ein sehr aggressiver Quarterback, auch weil er wenig Unterstützung vom eigenen Team bekam. Die fehlende Unterstützung sieht man auch in seinen Zahlen, die im Vergleich nicht so besonders gut aussehen. Diese Aggressivität kann manchmal aber auch zu zu vielen Turnovern führen. Er ist einer der jüngsten Prospects und hat noch viel Luft nach oben. Dieses Potenzial reicht für viele aus, um ihn auf Platz 2 zu ranken.
Draftrunde: Top10 Pick
Jayden Daniels – LSU
Embed from Getty ImagesGröße und Gewicht: 6ft4, 210lbs
Stats 2023: 12 Spiele, 3812 Passing Yards, 40 Touchdowns, 4 Interceptions, 22 Sacks, 1134 Rushing Yards, 10 Rushing Touchdowns – PFF Grade 94,7
Daniels wird von ESPN.com und NFL.com Experte Lance Zierlein auf 2 gesehen. Dem schließe ich mich an. Er hat eine unfassbare Athletik und braucht sich da in der NFL maximal hinter Lamar Jackson verstecken. Er ist dadurch, wie auch seine Rushing Zahlen vermuten lassen, extrem gefährlich als Runner. Hier kommt aber auch sein größter Kritikpunkt. Er hat einen recht schmalen Körper, hat aber gleichzeitig keine Angst in Tackles zu gehen. Daraus resultieren wilde Highlight Tapes, die aber auch sehr riskant sind. Von einem NFL Quarterback will man so viel Risiko nicht sehen, um Verletzungen zu vermeiden. Hier muss deutlich passiver werden und lieber mehr Sicherheit nehmen.
Im Gegensatz zu McCarthy hat er Probleme die Mitte des Feldes zu bespielen und seine Stärken klar bei Würfen Richtung Sideline. Abgesehen davon hat er die Armstärke alle Stellen des Feldes zu bespielen. Er hat einen sehr guten Deepball, muss sich aber noch dahingehend verbessern, dass er schneller Entscheidungen trifft, was er mit dem Ball machen will. Er muss sich als Passer insgesamt noch verbessern, er ist aber ein sehr gutes Prospect, dem nach oben kaum Grenzen gesetzt sind.
Draftrunde: Top10 Pick
J.J. McCarthy – Michigan
Embed from Getty ImagesGröße und Gewicht: 6ft3, 202lbs
Stats 2023: 15 Spiele, 2991 Passing Yards, 22 Touchdowns, 4 Interceptions, 19 Sacks, 202 Rushing Yards, 3 Rushing Touchdowns – PFF Grade 90,8
McCarthy ist aus dem Trio dahinter sicherlich am ehesten der klare Platz 4. Bei manchen Experten fliegt im Grading aus der 1. Runde oder ist gerade noch so in der 1. Runde (z.B. PFF hat ihn zum Stand der Veröffentlich des Artikels auf Platz 28). Nach den aktuellen Gerüchten sollte er aber vermutlich in den Top10 gepickt werden.
J.J. McCarthy ist ein sehr junger Quarterback (21), der weniger Erfahrung (drei Saisons) vorzuweisen hat als viele andere hier genannten. Dazu kommt, dass er mit diesem Michigan Team zwar unfassbar erfolgreich war (National Champion), dass aber wie die Stats auch zeigen, nicht in allerster Linie nur an ihm lag. Das Offense Scheme war nicht darauf ausgelegt vom Passing Game getragen werden zu müssen, es ist eher eine Ergänzung zum Running Game. Und genau das macht McCarthy auch sehr schwer zu evaluieren, einfach weil man ihn nicht so oft gesehen hat, wie die anderen.
Er konnte unter Druck glänzen und war im Gegensatz zu vielen anderen Quarterbacks enorm stark darin die Mitte des Feldes zu bespielen, was in der NFL immer wichtiger geworden ist. McCarthy ist ein sicherer Quarterback mit einer sehr guten Armstärke. Er hat ein sehr gutes Gefühl für die Pocket, aber hatte aufgrund der sehr starken Offensive Line auch nicht den Druck, den die anderen Quarterbacks teilweise hatten. McCarthy hat noch größere Probleme beim DeepBall und muss seinen Stand beim Wurf verbessern. Generell haben mir aber seine Genauigkeit, vor allem bei Würfen Richtung Sideline nicht so sehr gefallen. Genauso wie das Festhängen am ersten Read und seine Entscheidungen. Da wurden zu häufig freie Receiver nicht angeworfen. Insgesamt hat er aber noch sehr viel Upside nach oben.
Draftrunde: Top15 Pick
Dahinter gibt es mehr oder weniger ein Cut. Diese Kandidaten haben schon größere Fragezeichen und wären eher etwas für die späte Runde 1 oder sogar Runde 2-3:
Michael Penix Jr. – Washington
Embed from Getty ImagesGröße und Gewicht: 6ft3, 213lbs
Stats 2023: 15 Spiele, 4903 Passing Yards, 36 Touchdowns,11 Interceptions, 11 Sacks, 8 Rushing Yards, 3 Rushing Touchdowns – PFF Grade 91,1
Bei Michael Penix ist der wichtigste Punkt in seiner Evaluation das Thema Verletzungen. Er hatte bereits 2 schwere Kreuzbandverletzungen sowie zwei weitere Season-Ending-Injuries in seiner Zeit bei Indiana. In Washington (die letzten beiden seiner 6 College Saisons) blieb er davon aber verschont. Diese Verletzungen haben auch Einfluss darauf, wie er spielt. Er hat eigentlich eine richtig gute Athletik und könnte somit eigentlich auch am Boden mehr Schaden anrichten, aber er traut sich nicht zu laufen, was dazu führt, dass quasi gar keine QB Runs hatte und mehr ein reiner Pocket Passer ist. Dennoch hilft ihm diese Athletik, um in der Pocket zu navigieren. Als Passer hat er vermutlich den besten Deepball aller Prospects, was auch mit seiner guten Armstärke zusammenhängt. Er kann Bälle in enge Fenster bringen und liest das gesamte Feld sehr gut. Durch sein Verständnis ist es sehr schwierig in zu blitzen und er kann das dann gegen die ausnutzen.
Ab und an ist sein Ball Placement aber nicht akkurat genug, vor allem wenn er außerhalb der Pocket wirft und keinen sauberen Stand hat. Ein weiteres Problem ist der Bewegungsprozess beim Werfen. Durch seine extrem langen Arme und Hände verzögert sich dieser Prozess und dauert länger als üblich. Diese Wurfbewegung könnte in der NFL gezielt attackiert werden. Er hat mehr Potenzial als die anderen Quarterbacks in dieser Region und könnte auch schon Ende Runde 1 genommen werden. Die Verletzungsthematik könnte aber bei einigen Teams dazu führen, dass sie ihn komplett vom Draftboard gestrichen haben.
Draftrunde: 1. bis 3.Runde
Bo Nix – Oregon
Embed from Getty ImagesGröße und Gewicht: 6ft2, 217lbs
Stats 2023: 14 Spiele, 4508 Passing Yards, 45 Touchdowns, 3 Interceptions, 5 Sacks, 234 Rushing Yards, 6 Rushing Touchdowns – PFF Grade 93,0
Nix hat in der letzten Saison enorme Zahlen abgeliefert, jedoch auch von sehr guten Umständen in Oregon profitiert. Er hat in einer sehr schnellen Kurzpass Offense gespielt, die es ihm erlaubt hat, über Checkdowns und schnelle, kurze Pässe das Feld bespielen zu können. Bedeutet aber wiederum auch, dass er oftmals nicht das gesamte Feld gelesen hat, sondern direkt den ersten Read genommen hat und nicht geduldig war, um auf bessere Optionen zu achten. Der Deepball war, wenn er ihn gespielt hat auch ein konstantes Problem (Overthrows).
Er ist kein Super Athlet, bringt aber genügend mit, um auch als Scrambler erfolgreich sein zu können. Nix macht generell wenig Fehler (Interceptions, Sacks) und ist dahingehend ein smarter Spieler mit einer soliden Baseline. Er hat aber auch nicht wahnsinnig viel Potenzial nach oben. Er ist eher auf der älteren Seite (24), hat ein guten, aber keinen herausragenden Arm, muss die Pocket besser antizipieren und muss noch sehr viel an der Technik feilen (Fußarbeit). Es könnte sein, dass Bo Nix nicht in jedem Scheme funktioniert.
Draftrunde: 1. bis 2.Runde
Spencer Rattler – South Carolina
Embed from Getty ImagesGröße und Gewicht: 6ft1, 211lbs
Stats 2023: 13 Spiele, 3186 Passing Yards, 19 Touchdowns, 8 Interceptions, 40 Sacks, 104 Rushing Yards, 4 Rushing Touchdowns – PFF Grade 77,5
Rattler galt vor ein paar Jahren als riesen Talent bei den Oklahoma Sooners und war von Experten bereits als zukünftiger First Pick Overall ausgemacht worden. Doch seine Leistungen 2021 waren überraschend schwach und er wurde während der Saison gebenched. Die Sooners ersetzen ihn durch den bereits angesprochenen Caleb Williams. Rattler transferierte zu den South Carolina Gamecocks. An die Leistungen aus 2020 konnte er zwar nicht mehr anknüpfen, aber sich insoweit rehabilitieren, dass er nicht nur draftable ist, sondern auch für manche das Potenzial zum Starting Quarterback in der NFL hat.
Er überzeugt dabei durch sein Pocket Movement, seine Technik sowie durch ein aggressives und insgesamt sehr rundes Quarterback Play. Dagegen stehen die fehlenden Elite Traits. Er hat einen leicht überdurchschnittlichen Arm, inkonstante Reads und schwankende Genauigkeit in den Würfen. Bei seinen Entscheidungen greift auch er häufiger mal daneben. Dazu passt seine Anfälligkeit für Sacks, Fumbles und Interceptions. 40 Sacks hatte er 2023. 20 Interceptions in den zwei Saisons. So viel wie kein anderer hier vorgestellte Quarterback.
Draftrunde: 3. bis 4.Runde
Michael Pratt – Tulane
Größe und Gewicht: 6ft3, 217lbs
Stats 2023: 11 Spiele, 2406 Passing Yards, 22 Touchdowns, 5 Interceptions, 20 Sacks, 286 Rushing Yards, 5 Rushing Touchdowns – PFF Grade 79,4
Michael Pratt spielte seine vier College Jahre nur bei einem Team (Tulane), etwas Ungewöhnliches in dieser Draftklasse. Im Gegensatz zu Rattler spielt er sehr kontrolliert und wenig fehleranfällig. Nur 10 Interceptions in den letzten 2 Jahren untermauern das. Er hat bereits sehr viel Erfahrung mit Play-Action und passt damit gut zu modernen NFL. Auf der anderen Seite ist er nicht besonders athletisch und hat die wohl schwächste Armstärke aller hier präsentierten Quarterbacks. Er könnte mit seinem erwachsenen Quarterbackplay, seiner Erfahrung und seiner Leadership Qualitäten einen guten Backup QB in der NFL abgeben.
Draftrunde: 3. bis 5.Runde
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2 Gedanken zu “Scouting Reports Draft 2024 – Quarterback”